Die Liebe zum Propheten
Die Liebe zum Propheten besitzt für die Gläubigen eine zentrale Bedeutung bei der Praktizierung des Islam im Alltagsleben. Der gütige und allmächtige Allah, dem wir alles verdanken, fordert diejenigen, die ihn lieben, dazu auf, als Beweis dieser Liebe dem Gesandten, der in all seinen Handlungen ein Vorbild ist, zu folgen. Allah verlangt dabei auch, dass diese Gefolgschaft und Ergebenheit aufrichtig und innerlich sei; und dies ist nur möglich bei einer innigen und aufrichtigen Liebe zum Propheten. Es muss selbstverständlich Gründe geben, aus denen die Menschen jemanden lieben und ihm ihr ganzes Vertrauen schenken.
Verse, die Gründe für die Liebe zum Propheten enthalten:
1. Der Prophet, das ideale Vorbild für die gesamte Menschheit:
Muhammad (sav) wurde als der letzte Prophet für die gesamte Menschheit gesandt und ist in jeder Hinsicht die vollkommene Verkörperung eines Menschen. Allah der Allmächtige hat ihn selbst ausgesucht[1] und ihn erzogen. Im Koran wird der Prophet folgendermaßen beschrieben „Und siehe, du bist wahrlich von edler Natur.“[2], „... und als eine leuchtende Lampe.“[3], „Und siehe, du sollst wahrlich auf einen rechten Weg leiten.“[4], „Und wir entsandten dich nur als eine Barmherzigkeit für alle Welt.“[5]
Aus diesem Grunde ist er für die gesamte Menschheit und insbesondere für diejenigen, die an Allah und an das Jenseits glauben, das vollkommene Vorbild. Schließlich wurde dies im Koran offen dargelegt: „Wahrlich, in dem Gesandten Allahs habt ihr ein schönes Beispiel für jeden, der auf Allah und den Jüngsten Tag hofft und oft Allahs gedenkt.“[6]
Und in der Tat wird man bei genauerem Blick auf sein vorbildhaftes Leben erkennen, dass der Prophet in seiner aufrichtigen Bindung an Allah, der eifrigen Ausführung seiner Gebote, dem Mitleiden mit den Menschen und auch in seiner Liebe und dem Respekt gegenüber den Mitmenschen und der Praktizierung von Vergebung anstelle von Rache, die schönsten Beispiele geliefert hat.
Die besten Beispiele für den Widerstand gegenüber Grausamkeit und Boshaftigkeit, und für das Beharren auf Recht und Gerechtigkeit, sind in seinem Leben vorzufinden. Seinem Leben sind die vollkommenen Modelle für Geduld, Barmherzigkeit und Bescheidenheit, Familienführung, Verantwortungsgefühl in der Führerschaft und militärischem Weitblick sowie die Sorge um Kinder, Waise und Schwache, zu entnehmen.[7]
2. Die Liebe des Propheten zu den Gläubigen und zu anderen Menschen:
Liebe beruht immer auf Gegenseitigkeit. Es ist beinahe unmöglich, eine einseitige Liebe zu führen. Und auch die Liebe zwischen dem Gesandten Allahs und den Ashab (seinen Gefährten) beruhte auf Gegenseitigkeit. Die Gefährten liebten ihn zutiefst und auch der Gesandte Allahs liebte sie innig und schenkte ihnen große Aufmerksamkeit. Er nahm sie, ganz nach der Beschreibung Allahs, unter seine eigenen Fittiche.[8]
Er verhielt sich ihnen gegenüber äußerst sanft und versuchte, ihre Schwächen zu korrigieren, ohne sie dabei bloßzustellen. Er fragte sie gar bei seinen eigenen Arbeiten um Rat. Dies wird im Koran folgendermaßen festgehalten:
„Und um der Barmherzigkeit Allahs willen warst du lind zu ihnen; wärest du aber rau und harten Herzens gewesen, so hätten sie sich von rings um dich zerstreut. Drum vergib ihnen und bete für sie um Verzeihung und ziehe sie zurate in der Sache“.[9]
„Wahrlich, nunmehr kam zu euch ein Gesandter aus euch; schwer liegen ihm eure Missetaten. Fürsorglich ist er für euch, gegen die Gläubigen gütig und barmherzig.“[10]
3. Der Nachweis der Liebe zu Allah in der Ergebenheit zu seinem Gesandten:
Es versteht sich von selbst, dass wir unserem allmächtigen Schöpfer, dem wir unser Leben, unseren Verstand und alles was wir besitzen, verdanken, huldigen und zuerst Ihn lieben und Ihm unsere Dankbarkeit zeigen sollen. Es gibt jedoch einen Vers, der offen darauf hindeutet, dass die Liebe zu Allah in der Ergebenheit zu seinem Gesandten liegt:
„Sprich: „So ihr Allah liebet, so folget mir. Lieben wird euch Allah und wird euch eure Sünden verzeihen, denn Allah ist verzeihend und barmherzig. „Sprich: „Gehorchet Allah und dem Gesandten; denn wenn ihr den Rücken kehrt - siehe, Allah liebt nicht die Ungläubigen.“[11]
4. Über das Wissen darüber, dass das Leben des Propheten erhabener ist als das der Gläubigen:
Der Allmächtige Allah verlangte von den Gläubigen das Leben des Propheten ihrem Eigenen vorzuziehen:
„Der Prophet steht den Gläubigen näher als sie sich selber, und seine Gattinnen sind ihre Mütter.“[12]
Das Leben des Propheten über unser Eigenes zu stellen, hängt natürlich davon ab, wie sehr wir ihn lieben. Und eben aus diesem Grund hat der Prophet auch selbst darauf aufmerksam gemacht, dass es notwendig ist, ihn mehr zu lieben als alles Andere. Nach der Überlieferung Bukharis, welche den Titel „Die Liebe zum Propheten entspringt dem Glauben“[13] trägt, sprach der Prophet Muhammad (sav): „Solange einer unter euch mich nicht mehr liebt als seine Mutter und seinen Vater und seine Kinder und alle anderen Menschen, solange ist er kein wahrhaft Gläubiger.“[14]
Allah der Allmächtige deutet mehrmals auf die besondere Stellung und die außergewöhnliche Bedeutung des Gesandten hin. Hier sollen einige dieser Umstände vorgestellt werden:
1. Die Segnung (Salat) des Gottesgesandten seitens Allahs des Allmächtigen, der Engel und der Gläubigen:
Allah der Allmächtige hebt im Koran hervor, wie Er und die Engel den Propheten segnen, ihm im Guten gedenken und ihn preisen; woraufhin Allah alle Gläubigen aufruft, sich diesem Segen anzuschließen und dem Propheten innerlich Wohlergehen zu wünschen. „Siehe, Allah und seine Engel segnen den Propheten. O ihr, die ihr glaubt, segnet ihn und begrüßt ihn mit dem Friedensgruß.“[15]
2. Die Folgen für diejenigen, welche den Propheten peinigten:
Im Anschluss an den oben genannten Vers ermahnt Allah der Allmächtige diejenigen, die den Propheten peinigen und verspricht ihnen ein böses Ende: „Siehe, diejenigen, welche Allah und seinen Gesandten verletzen, verfluchen wird sie Allah in der Welt und im Jenseits und bereitet hat er ihnen schändende Strafe.“[16]
3. Die Ermahnung der Ashab (Gefährten), sich im Hause des Propheten beim Essen gesittet zu benehmen:
Nach einer Überlieferung von Ibn Abbas lud der Prophet seine Gefährten zu sich nach Hause zum Essen ein, wobei einige früher kamen und auch nicht gleich wieder nach dem Essen gingen. Folglich fühlte sich der Prophet eingeengt, konnte dies aber nicht zum Ausdruck bringen.[17] Selbst bei solch einem spezifischen Thema ermahnt Allah die Ashab und macht folgende Erläuterung:
„O ihr, die ihr glaubt, tretet nicht ein in die Häuser des Propheten - es sei denn, dass er es euch erlaubt - für ein Mahl, ohne auf die rechte Zeit zu warten. Wenn ihr jedoch eingeladen seid, dann tretet ein. Und wenn ihr gespeist habt, so gehet auseinander und führt keine vertrauliche Unterhaltung. Siehe, dies würde dem Propheten Verdruss bereiten, und er würde sich eurer schämen; Allah aber schämt sich nicht der Wahrheit. Und wenn ihr sie um einen Gegenstand bittet, so bittet sie hinter einem Vorhang; solches ist reiner für eure und ihre Herzen. Und es geziemt euch nicht, dem Gesandten Allahs Verdruss zu breiten noch nach ihm je seine Gattinnen zu heiraten. Siehe, solches wäre bei Allah ein gewaltig‘ (Ding).[18]
4. Das Gebot „Erhebt nicht eure Stimmen über die Stimme des Propheten“:
Und später werden die Gebote Allahs gar konkreter:
„O ihr, die ihr glaubt, erhebt nicht eure Stimmen über die Stimme des Propheten, und sprecht nicht so laut zu ihm wie zueinander, auf dass eure Werke nicht eitel werden, ohne dass ihr's euch verseht. Siehe, diejenigen, welche ihre Stimme vor dem Gesandten Allahs senken, sie sind's deren Herzen Allah für die Gottesfurcht erprobt hat; für sie ist Verzeihung und gewaltiger Lohn. Siehe, diejenigen, die dich rufen, während du in deinen Gemächern bist, die meisten von ihnen sind ohne Einsicht. Wenn sie sich geduldeten, bis du zu ihnen herauskommst, wahrlich, es wäre besser für sie; und Allah ist verzeihend und barmherzig.“[19]
Für den Gesamttext, siehe - Diyanet İlmi Dergi, Peygamberimiz Hz. Muhammed (Sonderausgabe), S. 469-479.
www.derletzteprophet.info/die-liebe-zum-propheten (14.02.2011)
[1] Al-Zukhruf, 43/29-32; al-Hadsch, 22/75.
[2] Al-Qalam 68/4
[3] Al-Ahzab, 33/46.
[4] “Und siehe, du sollst wahrlich auf einen rechten Weg leiten.” Al-Schura, 42/52.
[5] “Und wir entsandten dich nur als eine Barmherzigkeit für alle Welt.” Al-Anbiya’, 21/107.
[6] Al-Ahzab, 33/21.
[7] Siehe Abu-Schahba, Muhammad b. Muhammad, as-Siratu’n-Nabawiyya fi Daw’i’l-Qur’an ve’s-Sunna, Damaskus, 1988, II, 602-672.
[8] “Und neige deinen Fittich zu denen, die dir folgen von den Gläubigen.” Al-Schu’ara, 26/215; Siehe ebenfalls al-Hidschr, 15/88.
[9] Al-Imran, 3/158.
[10] Al-Tauba, 9/128.
[11] Âl-i Imran, 3/3-32.
[12] Al-Ahzab, 33/6.
[13] Bukhari, Imam (I,9).
[14] Siehe Bukhari, Iman 8; Müslim, Iman 70; Nasai, Iman 19; Ibn Madscha, Muqaddima, 9; Musnad, III, 77, 207, 275.
[15] Al-Ahzab, 33/56.
[16] Al-Ahzab, 33/57.
[17] Qurtubi, Al-Dschami’ li-Ahkami’l-Qur’an, XIV, 224.
[18] Al-Ahzab 33/53.
[19] Al-Hudschurat, 49/2-5.