Die Hadsch in 23 Fragen

1. Was ist die Hadsch (Pilgerreise)?

Laut Wörterbuch bedeutet „Hadsch“, sich etwas Achtungsvollem und Wichtigem zuwenden, dieses zu besuchen, einen Ort aufsuchen und zurückkehren. Gemäß der islamischen Rechtslehre wird unter diesem Begriff das religiöse Gebet der Muslime verstanden, das zu einer bestimmten Zeit in dem Gebiet um Mekka, der Kaaba und den Orten Arafat, Muzdalifa und Mina nach bestimmten religiösen Regeln und in festgelegter Form ausgeführt wird. Die Hadsch ist als eine der fünf Säulen des Islam ein universelles Gebet, bei dem die Gläubigen ohne jeden Unterschied von Rasse, Geschlecht, Sprache, Land und Kultur gleichwertige Brüder und Schwestern sind.

2. Was ist der Hukm (die Bestimmung) der Hadsch?

Die Hadsch ist absolute Pflicht (Fard) für jeden Muslim, der diese - gemäß bestimmter Bedingungen - verrichten kann, und zählt zu den fünf Säulen des Islam.

Hierzu einige Koranverse und Hadith:

„Und der Menschen Pflicht gegen Allah ist die Pilgerfahrt zum Hause, wer da den Weg zu ihm machen kann“ (Al-i Imran, 97),

„Und verkündige den Menschen die Pilgerfahrt. Lass sie zu dir kommen zu Fuß und auf allen schlanken (Kamelen,) ankommend aus allen tiefen Talwegen.“ (Al-Hadsch, 27).

Der Islam ist auf fünf grundsätzlichen Säulen aufgebaut. Das Bekenntnis, dass es keinen Gott gibt, außer Allah, und Mohammed der Gesandte Allahs ist, die vollkommene Ausführung des rituellen Gebetes (Salat/Namaz), die Verrichtung der Almosensteuer, die Ausführung der Hadsch und das Fasten im Monat Ramadan.[1]

3. Wer kann die Hadsch ausführen?

Zur Ausführung der Hadsch muss die jeweilige Person folgende Kriterien erfüllen:

-bei klarem Verstand sein

-die Geschlechtsreife erreicht haben

-frei sein

-über die nötigen finanziellen Mitteln verfügen

-gesund sein

-die Sicherheit auf dem Reiseweg und im Ankunftsgebiet muss gewährleistet sein

-das Leben, der Besitz und die Ehre der reisenden Frau müssen gewährleistet sein

-verwitwete oder geschiedene Frauen müssen die ihnen vorgeschriebene Frist einhalten, bevor sie sich auf die Reise begeben (gemeint ist hier die Zeit, die laut islamischem Recht einzuhalten ist, bevor die jeweilige Frau wieder heiraten darf).

4. Welche Arten von Pilgerreise gibt es noch neben der Pilgerreise, welche absolute Pflicht ist?

Neben der Pilgerreise, welche absolute Pflicht (Fard) ist für alle Muslime, gibt es aus religiöser Sicht zwei weitere Formen der Hadsch: wadschib (verpflichtend) und nafila (zusätzlich). Die verpflichtende (wadschib) Hadsch ist eine Pilgerreise, die durchgeführt werden muss, wenn:

- jemand ohne zwingenden Grund beabsichtigt hat, eine (nafila) Hadsch zu machen, so muss er diese auch ausführen

-eine zusätzliche (nafila) Hadsch abgebrochen wurde, so muss diese nachgeholt werden

 - eine Pilgerreise in Form eines Gelübdes versprochen wurde (Adak Hadsch).

5. Wie oft muss die Hadsch durchgeführt werden?

Muslime, die finanziell und körperlich in der Lage sind, sind verpflichtet, die Hadsch einmal im Leben zu unternehmen. Alle weiteren Pilgerreisen sind somit zusätzliche Gebete.

6. Zu welcher Lebenszeit sollte man die Hadsch ausüben?

Ein Muslim ist zu dieser Pilgerreise verpflichtet, sobald er die notwendigen finanziellen Mittel dazu hat. Unter den Islamgelehrten herrschen geteilte Meinungen darüber, wann die Hadsch ausgeführt werden muss; manche sind der Meinung, dies sollte sofort mit dem Erreichen der dazu nötigen finanziellen Mittel geschehen. Das wesentliche Kriterium aber ist, dass derjenige, der seine Hadsch trotz vorhandener finanzieller Mitteln aufschiebt, Gefahr läuft, später aus irgendeinem Grunde daran gehindert zu sein und damit eines der fünf Gebote des Islam nicht erfüllen könnte, obwohl er die Möglichkeit dazu gehabt hätte. Deshalb wird empfohlen, die Pilgerreise so früh wie möglich durchzuführen.

7. Was ist absolut Verpflichtendes (Fard) bei der Hadsch?

Nach der Auslegung der Hanefiten gehören folgende Punkte zu den Fard der Hadsch:

-das Anlegen der Pilgerkleidung (ihram)

-der Aufenthalt am Berge Arafat (waqfa)

-das Umkreisen der Kaaba (tawaf)

Nach der Auslegung von Imam al-Schafi gehören folgende Punkte zu den Fard der Hadsch:

- das Anlegen der Pilgerkleidung und das Aussprechen der Absicht (Niyah)

- der Aufenthalt am Arafat

-das Umkreisen der Kaaba

-die Zurücklegung der Strecke zwischen den zwei Hügeln Safa und Marwa (Sa'y)

-das Rasieren bzw. Schneiden der Haare

-das Befolgen der Mehrzahl dieser Regeln (mind. vier) in der vorgeschriebenen Ordnung.

8. Was muss getan werden, wenn eine der absoluten Verpflichtungen (Fard) nicht eingehalten wird?

Werden die Handlungen, welche absolut verpflichtend sind, nicht entsprechend ausgeführt, so ist die Hadsch, auch wenn für die Fehler Sühnegaben und Bußen bezahlt werden, nicht gültig. In solchen Fällen müssen die Fehler behoben und die Hadsch muss mit der richtigen Ausübung der Fard wiederholt werden.

9. Was ist der Ihram?

Laut Wörterbuch bedeutet das Wort „Ihram“ den Eintritt in eine heilige Periode oder in ein heiliges Gebiet. In Bezug auf die Hadsch bedeutet dieser Begriff, dass jemand, der die Hadsch oder die Umra (die Pilgerfahrt außerhalb der jährlichen Hadschperiode) durchführen möchte, sich für eine bestimmte Zeit selbst von religiös legitimen Handlungen fernhält. Handlungen, welche zu dieser Zeit verboten sind, werden Verbote des Ihram genannt.

10. Was sind die Verbote des Ihram?

Die Verbote des Ihram sind sehr weit gefächert. Zusammenfassend kann man sagen, dass jemand im Ihram keinem Lebewesen schaden darf, dass ihm die Jagd, der Geschlechtsverkehr, das Rasieren, das Verwenden von Schimpfwörtern und das Aussprechen von Beschimpfungen untersagt sind. Die Kleidervorschrift des Ihram muss befolgt werden. Bei Übertretung dieser Verbote muss die Hadsch nicht nachgeholt werden, wie bei der fehlerhaften Ausführung der absoluten Verpflichtungen (Fard) der Hadsch, es müssen jedoch die jeweiligen Bussen für die Vergehen geleistet werden, damit die Hadsch gültig ist.

Der Koran erklärt hinsichtlich der Ihram-Verbote:

„Die (Zeit der) Pilgerfahrt (sind) die bekannten Monate. Wer sich in ihnen der Pilgerfahrt unterzieht, der enthalte sich des Beischlafs und des Unrechts und des Streites auf der Pilgerfahrt. Und was ihr Gutes tut, Allah weiß es. Und versorgt euch mit Zehrung: aber die beste Zehrung ist die Gottesfurcht. Und fürchtet mich, ihr Verständigen.“ (Al-Baqara, 197)

„O ihr, die ihr glaubt, tötet nicht das Wild, während ihr auf der Pilgerfahrt seid. Und wer es von euch vorsätzlich tötet, der soll es ersetzen durch ein gleiches an Vieh nach dem Spruch von zwei redlichen Männern unter euch, und es soll als Opfer nach der Kaaba gebracht werden. Oder die Sühne sei die Speisung von zwei Armen oder als Ersatz dafür faste er, damit er das Unheil seiner Tat schmecke. (Al-Maida, 95)

In einem Hadith werden die Ihram-Verbote folgendermaßen beschrieben und den Pilgern wird Erfreuliches mitgeteilt:

„Derjenige, der die Hadsch ausführt, sich dem Beischlaf, Fluchen und der Sünde entzieht, der kehrt zurück so rein wie am Tage seiner Geburt.“[2]

12. Wie lautet der Vorsatz (Niyah) für den Ihram?

Der Vorsatz für den Ihram ist das Fassen der Absicht (Niyah) für die Hadsch, die Umra oder für beide zugleich. Das Fassen des Vorsatzes sollte in Worten ausgedrückt werden.

Nach diesem Vorsatz kommt die Talbiya.

13. Weshalb sagt man „Labbayk...“?

Laut Wörterbuch bedeutet „Talbiya“ das Erhören / die Befolgung eines Befehls. Als Begriff in Bezug auf die Hadsch kommen die Worte „Labbayk“ folgendem Ausspruch gleich:

„Hier bin ich Allah, hier bin ich! Hier bin ich und Dir ist nichts beigesellt. Hier bin ich und ohne Zweifel alle Lobpreisung, aller Segen/alle gesegneten Gaben, aller Besitz, alles Gut und alle Macht ist dein. Dir ist nichts und niemand beigesellt.“

Die Talbiya besteht aus Worten der Lobpreisung, welche die Unterwerfung des Preisenden und die Erhabenheit Allahs ausdrücken. Die Talbiya muss ausgesprochen werden. Es reicht nicht, sie innerlich zu denken.

14. Was ist Waqfa? Wie wird Waqfa ausgeführt?

Waqfa“ bedeutet wörtlich das vorübergehende Verbleiben an einem bestimmten Ort; im Rahmen der Hadsch bedeutet „Waqfa“ das Verbleiben des sich im Ihram befindenden Pilgers beim Berge Arafat am 9. Tag des Monats Dhu al Hidschdscha. Waqfa dauert bis zur Morgendämmerung des nächsten Tages.

Die historische und symbolische Bedeutung des Berges Arafat ist erheblich: Der Ort, an dem sich Adam und Eva trafen, nachdem sie das Paradies verlassen hatten, wurde „Arafat“ und der Tag ihrer Begegnung „arefe“ genannt.

15. Was ist Waqfa in Muzdalifa?

Sich für kurze Zeit innerhalb der Grenzen von Muzdalifa zu befinden, bzw. diesen Ort zu durchqueren, ist ausreichend für das Verbleiben (Waqfa) in Muzdalifa. Um dies durchzuführen, muss man sich im Ihram befinden, sich am Berge Arafat aufgehalten haben und für eine bestimmte Zeit in Muzdalifa verweilen. Die Waqfa-Bestimmung in Muzdalifa ist verpflichtend (wadschib).

Die Zeit des Verbleibens in Muzdalifa liegt zwischen dem Beginn der Morgendämmerung und dem Sonnenaufgang des ersten Tages des Opferfestes.

16. Was ist Tawaf? Wie wird Tawaf ausgeführt?

Laut Wörterbuch bedeutet das Wort „Tawaf“ das Umkreisen eines Gegenstandes; im Rahmen der Hadsch bedeutet es das siebenmalige Umkreisen der Kaaba, beginnend am Hadschar al-Aswad. Jede einzelne dieser Umkreisungen wird „Schawt“ genannt. Die Umkreisung besitzt in sich unterschiedliche Ausführungsformen, doch die Pflichtumkreisung des Hadschgebetes besteht aus der „Besuchsumkreisung (Besuchs-Tawaf)“.

Um die Besuchsumkreisung durchzuführen, bedarf es folgender Voraussetzungen:

-Waqfa (Aufenthalt) am Berge Arafat

-Ausübung der Umkreisung zu der vorbestimmten Zeit

-Aussprechen des Vorsatzes (niyah)

-die Umkreisung muss um die Kaaba innerhalb der Masdschid al-Haram durchgeführt werden

-die mindestens viermalige Umkreisung (vier Schawt)

Verpflichtend (wadschip) für die Schawt sind:

-Durchführung der rituellen Waschung vor der Umkreisung

-das Verhüllen der Schamgebiete

-Das Beginnen der ersten Schawt (der ersten Umkreisung) am Hadschar al-Aswad

-die Umkreisung im Gehen durchzuführen

-Die Umkreisung mit sieben Schawt durchzuführen

-Nach den sieben Umkreisungen das Tawaf-Gebet (Tawaf salah / tavaf namazı) zu beten

17. Zu welcher Zeit macht man die Besuchsumkreisung (Tawaf)?

Die Zeit der Tawaf beginnt mit der Morgendämmerung des ersten Opferfesttages. Früher darf nicht begonnen werden, denn die Nacht des ersten Festtages bis zur Morgendämmerung gehört dem Waqfa am Berge Arafat.

18. Was ist Sa'y?

Sa'y“ bedeutet wörtlich arbeiten, gehen und laufen; in Bezug auf die Hadsch bedeutet es, dass man sich nach der Umkreisung (Tawaf) der Hadsch oder der Umra an die Ostseite der Masdschid al-Haram begibt und die Entfernung zwischen den Hügeln Safa und Marwa zurücklegt, und zwar viermal hin und dreimal zurück. Die Distanz zwischen Safa und Marwa beträgt ein Schawt, somit besteht ein Sa'y aus insgesamt sieben Schawt.

19. Weshalb macht man Sa'y?

Sa'y gründet auf der Suche Hadschars - der Frau des Propheten Ibrahim - und ihres Sohnes Ismail nach Wasser. Bei dieser Suche sind sie siebenmal zwischen den Hügeln Safa und Marwa hin und her gelaufen. Als Erinnerung an dieses Ereignis wird Sa'y durchgeführt.

20. Was macht man in Mina?

Mina“ ist der Name eines Gebietes zwischen Muzdalifa und Mekka innerhalb der Grenzen des Harem (Heiliges Gebietes um Mekka). An den Opferfesttagen (Dhu al Hidschdscha 10, 11, 12 und 13) werden in Mina drei Aufgaben ausgeführt; die Steinigung des Teufels, die Opferung von Tieren und das Haareschneiden.

21. Was ist Ramy al-Dschimar?

Wörtlich bedeutet „Ramy al-Dschimar“ „kleine Steine werfen“ und im Rahmen der Hadsch versteht man unter „Dschamarat“ zu einer bestimmten Zeit, an einem bestimmten Ort eine bestimmte Anzahl Steine zu werfen. Als Allah der Allmächtige dem Propheten Ibrahim befahl, seinen Sohn Ismail zu opfern, versuchte der Teufel, ihn daran zu hindern. Daraufhin steinigten der Prophet Ibrahim, seine Frau Hadschar und sein Sohn Ismail den Teufel. „Ramy al-Dschimar“ symbolisiert eben dieses Ereignis.

Die Steinigung des Teufels findet an den Opferfesttagen in Mina statt. Die Steinigung des Teufels gehört zu den Verpflichtungen (wadschib) des Hadsch. Die Übernachtung in Mina an den Tagen der Steinigung gehört zur Sunna.

22. Gibt es außerhalb Mekkas Stationen der Hadschreise?

Für die Ausführung der Hadsch müssen die jeweiligen Fard-Handlungen in Mekka ausgeübt werden. Um die geistige Dimension der Hadschreise zu bereichern und zu verstärken, werden auch einige Orte in Medina als Stationen der Hadsch angesehen und anerkannt. Die in Medina zu besuchenden Stätten sind allen voran die folgenden:

-die Rawda-al Mutahhara (der heilige Garten, der zwischen dem Heiligen Grab und der Kanzel der heiligen Moschee liegt) und die Masdschid al-Nabawi (Moschee des Propheten)

-die Quba Masdschid

-die Dschuma Masdschid (Freitagsmoschee)

- der Friedhof Dschanna al-Baqi

-die Qiblatayn-Moschee

-das Martyrium von Uhud

In einer Überlieferung des Propheten wird über die Stellung der Masdschid al-Nabawi folgendermaßen berichtet:

„Ein rituelles Gebet (Salah/Namaz) in dieser meiner Moschee besitzt, abgesehen von einem Gebet in der Masdschid al-Haram, eine tausendmal größere Geltung als die Gebete in anderen Moscheen.“[3]

23. Was ist die Bestimmung zum Besuch der Grabstätte des Propheten?

Es gehört zu den guten Taten, die Grabstätte des Propheten zu besuchen. In folgenden Hadith wird der Besuch der Grabstätte empfohlen und gefördert:

„Wer meine Grabstätte besucht, dem muss ich meine Fürbitte aussprechen.“[4]

Wenn jemand die Hadsch ausübt und anschließend meine Grabstätte besucht, so ist dies, als wenn er mich zu Lebzeiten besucht hätte.[5]

Unter Berücksichtigung dieser und ähnlicher Überlieferungen haben Islamgelehrte zu jeder Zeit den Besuch der Grabstätte des Gesandten Allahs zu den tugendhaftigsten guten Taten gezählt. Nach der Auslegung der Hanefiten wird dieser Besuch für diejenigen, die ihn durchführen können, sogar als eine Sunna, eine Verpflichtung (wadschib) angesehen.

(Für weitere Informationen: Diyanet Hac Ilmihali. Zusammengefasst, übersetzt und überarbeitet von derletzteprophet.info)

http://derletzteprophet.info/die-hadsch-in-23-fragen (02.09.13)

 

[1] Bukhârî, Iman, 1. I, 8. Muslim, Iman, 19-22

[2] Bukhârî, Hadsch, 4,II, 141.

[3] Nesâî, Mesâcid, 4; II, 33.

[4] Beyhaki, Muhammed b. Hüseyn b. Ali, es-Sunenu'l Kubra, V, 402.

[5] Beyhaki, V, 403.