Feste im Islam und das Opferfest (Id ul-Adha)

Im Islam sind die Feste sowie alle religiösen Handlungen ein Ausdruck der Verbundenheit mit dem allbarmherzigen Schöpfer, sie verstärken und aktualisieren die Beziehung zu Ihm und sie sind Anlass Gottes zu gedenken, Ihm Dankbarkeit zu erweisen und Ihn zu lobpreisen. Aus diesem Grunde feiern Muslime jedes Jahr zwei große Feste: Das Fest des Fastenbrechens am Ende des Monat Ramadans (Îd al-Fitr) und das Opferfest (Îd al-Adhâ).

Für Gottesfreunde jedoch ist jeder Moment ein Fest[1], weil sie ununterbrochen im Gedenken mit Allah leben. Da sie ständig im Herzen in „Gottes Gegenwart“ sind und sie die Außenwelt entsprechen einem sahih-Hadith mit Seinen Augen betrachten, wird ihnen alles, was sie schauen ein Grund zur Freude und die Welt wird zu einem Festplatz. Lasst uns nun einen dieser Gottesfreunde hören wie er mit dem Licht der Gottesnamen die Welt betrachtet:

1. Die Welt als Festplatz

„Im Namen Gottes, des Allbarmherzigen, des Allerbarmers“[2]

 „Fürwahr, Wir haben, was auf Erden ist, zum Schmuck gemacht, um die Menschen zu prüfen, welche von ihnen am besten sind in ihren Handlungen. Fürwahr, Wir werden, was auf Erden ist, wieder zu Staub werden lassen.“ (Sure 18:7-8)

„Doch was ist das Leben in dieser Welt anderes als Spiel und Zeitvertreib?“ (Sure 6:32)

„Der barmherzige Schöpfer, freigiebige Versorger und weise Baumeister hat diese Welt als ein Fest für die Welt der Seelen, Geister und Engel eingerichtet und sie mit dem einzigartigen Schmuck all Seiner Namen verziert. Er hat alles, was da lebt, sei es groß oder klein, hoch oder niedrig, mit einem für ihn geeigneten, mit Sinnesorganen ausgestatten Körper bekleidet, der es ihm ermöglicht, auf diesem Festplatz alle die ungezählten verschiedenen Schönheiten und Gnadengaben zu genießen, ihm so ein körperhaftes Dasein gegeben, mit dem Er ihn einmalig auf diese Bühne sendet. Zudem hat Er dieses Fest, das hinsichtlich Zeit und Raum sehr weit ausgedehnt ist, in Epochen, Jahre und Jahreszeiten, ja sogar Tage und Tageszeiten eingeteilt und jede Epoche, jedes Jahr und seine Zeiten, ja sogar in gewisser Hinsicht jeden Tag und seine Zeiten, für alle mit Geist begabten und beseelten Geschöpfe und Seine Pflanzenkunstwerke nach Art eines Festumzuges zu einer hohen Messe gestaltet und besonders im Frühling und im Sommer ist das Antlitz der Erde für alle Arten Seiner kleinen Kunstwerke eine solche Reihe prächtiger Festveranstaltungen, dass die Engel und die Geister in den hohen Welten und die Bewohner der Himmel davon angezogen werden, um diese Schaustücke zu betrachten. Für Leute, die nachdenken, aber ist sie ein so schöner Studiersaal, wie er sich kaum beschreiben lässt.

Aber bei diesem Gastmahl Gottes, an diesem Festtag des Herrn, tritt der Erscheinung des Namens „Erbarmer“ und „Lebensspender“ auch der Name „der Vernichter“ und „der Todbringende“ mit Trennung und Tod entgegen. In Anbetracht dessen scheint der Satz „Die Weite Meines Erbarmens umfasst alle Dinge.“[3] von der alles umfassenden Weite Seines Erbarmens äußerlich nicht zutreffend zu sein. In Wahrheit jedoch gibt es da einige übereinstimmende Gesichtspunkte. Einer dieser Gesichtspunkte ist folgender:

Der freigiebige Baumeister, der barmherzige Schöpfer erweckt in Seiner Barmherzigkeit bei den meisten einen Widerwillen gegen die Welt, sobald alle die Gruppen von Festzugsteilnehmern vorübergezogen sind und diese Teilnehmer am Festzug ihr vorgegebenes Ziel erreicht haben. Er vermacht ihnen den Wunsch nach Ruhe und die Sehnsucht in eine andere Welt umzuziehen als Geschenk und zu der Zeit, da sie von ihrer Lebensaufgabe entbunden werden, ruft Er in ihren Seelen ein Gefühl der Sehnsucht nach ihrer ursprünglichen Heimat wach. Zudem ist es nicht mehr weit weg von der grenzenlosen Barmherzigkeit des Allerbarmers, wenn dieser einem Soldaten, der sein Leben in Erfüllung seiner Pflicht während einer Kampfhandlung verloren hat, den Rang eines Märtyrers verleiht, oder wenn er einem Schaf, das zum Opfer geschlachtet wurde, im Jenseits für ewig leibliche Existenz schenkt und es damit belohnt, dass Er es für seinen Besitzer, dem Buraq gleich, auf die Stufe eines Reittiers über den Sirat erhebt.[4]

Desgleichen dürfte es nicht weit von der unerschöpflichen Schatzkammer der Barmherzigkeit zu finden sein, wenn auch die übrigen Seelen und besonders die Tiere, die den ihnen entsprechenden natürlichen Dienst im Herrn verrichten und den Befehlen des Hochgelobten gegenüber Gehorsam leisten und die beseelten Wesen, die sich ganz besonders angestrengt haben, verschiedene für sie passende geistige Belohnungen erhalten und eine Art inneren Verdienst entsprechend ihren Anlagen. Sie sollten sich nicht so sehr gekränkt fühlen, wenn sie aus dieser Welt gehen müssen, sich vielmehr darüber freuen.

„Niemand kennt das Verborgene außer Gott!“[5]

Der Mensch jedoch, der unter allen beseelten Wesen der würdigste ist und aus diesen Veranstaltungen in qualitativer wie quantitativer Hinsicht den meisten Nutzen zu ziehen vermag, der in diese Welt so sehr vernarrt und in sie verliebt ist, wird als eine Gabe der Barmherzigkeit um eines Abscheus vor dieser Welt willen und um in die ewige Welt hinüber zu gehen, in einen Zustand der Sehnsucht versetzt. Wer nicht in einem menschlich nur allzu menschlichen Sumpf des Irrtums festsitzt, wird aus diesem Zustand sein Gutes gewinnen. Er wird in der Ruhe des Herzens hinübergehen. Wir wollen hier nun für Betrachtungsweisen, die diesen Zustand hervorrufen, fünf Beispiele anführen.

Erstens: Im Herbst des Lebens zeigt Er auf allen schönen und anziehenden Dingen den Stempel der Vergänglichkeit und des Zerfalls und alle Bitterkeit des Lebens, lässt den Menschen vor dieser Welt zurückschrecken und bewegt ihn zur Suche nach den bleibenden Werten.[6]

Zweitens: In Anbetracht dessen, dass 99 von 100 Freunden, mit denen man sich verbunden fühlte, aus dieser Welt geschieden und in ein anderes Leben hinübergegangen sind, schenkt Er ihm dank seiner aufrichtigen Liebe eine Sehnsucht nach dem Ort, zu dem seine Freunde gegangen sind, seiner Todesstunde freudig entgegenzusehen.[7]

Drittens: Er lässt den Menschen durch manche Dinge seine unendliche Schwäche und Armut verspüren, gibt ihm zu verstehen, wie schwer die Bürde des Lebens und die Last des Daseins ist, flößt ihm den tiefen Wunsch nach Ruhe ein und schenkt ihm eine wahre Begeisterung, nach einem anderen Land zu gehen.[8]

Viertens: Einem gläubigen Menschen zeigt Er im Lichte des Glaubens, dass der Tod keine Hinrichtung sondern ein Ortswechsel ist. Was aber das Grab betrifft, so ist es nicht die Öffnung zu einer finsteren Grube, sondern das Tor zu lichtvollen Welten. Was aber diese Welt betrifft, so ist sie bei all ihrer Pracht verglichen mit dem Jenseits einem Kerker gleich. Das bedeutet mit Sicherheit, aus dem Kerker dieser Welt heraus in die Gärten des Paradieses zu gehen, heraus aus dem lärmenden Treiben des körperlichen Lebens in eine Welt der Ruhe, zu einem Platz für einen Seelenflug, sich aus dem betäubenden Getöse der Welt davon zu schleichen, um in die Gegenwart des Allbarmherzigen einzutreten; es ist eine Reise, wie man sie mit tausend Sinnen ersehnt; ja, es ist die Glückseligkeit.[9]

Fünftens: Einem Menschen, der auf den Qur´an hört, macht Er durch das Wissen um die Qur´anische Wahrheit und durch das Licht der Wahrheit klar, dass es für den, der das Wesen dieser Welt kennt, ganz und gar sinnlos ist, die Welt zu lieben und ihr verfallen zu sein.[10]

Das heißt, er sagt dem Menschen und beweist ihm:

„Die Welt ist ein Buch des Einzigartigen. Seine Buchstaben und Worte sind nicht Beweis für sich selbst, sondern für die Person, die Merkmale und Attribute eines Anderen. Da dies aber nun einmal so ist, lerne ihre Bedeutung kennen und nimm sie an!... lass Ausschmückung und Gestaltung, dann geh!...

Zudem ist sie ein Acker!...[11] säe, ernte, schütze!... wirf die Spreu fort!... nimm sie nicht wichtig!
Zudem ist sie wie ein Bildschirm, auf dem ständig Bilder einander ablösend erscheinen und wieder verschwinden. Weil dies aber so ist, so wisse, was sich auf ihm zeigt, betrachte die Lichter, verstehe die Erscheinung der Namen, die auf ihm sichtbar werden, liebe Ihn, den sie nennen, und gib deine Bindung an die Glasstückchen auf, die zerbrechen werden und für den Kehricht bestimmt sind.

Zudem ist sie ein Marktflecken. Weil dies aber so ist, erledige deine Besorgungen!... komm und laufe nicht hinter den Karawanen her, die sich von dir entfernen und dir keine Beachtung schenken, müde und umsonst, bemühe dich nicht!

Zudem ist sie ein zeitweiliger Ausflugsort. Weil dies aber so ist, betrachte sie als ein warnendes Beispiel!... schenke deine Aufmerksamkeit nicht ihrem äußerlich hässlichen Gesicht, sondern wende sie ihrem verborgenen, schönen, auf die Ewige Schönheit gerichteten Antlitz zu!... mache einen angenehmen und zufriedenstellenden Ausflug, dann kehre um!... weine nicht wie ein unverständiges Kind, wenn auf der Bühne des Lebens nach all dem Schönen und Guten, das du gesehen hast, der Vorhang fällt!... beachte es nicht!

Zudem ist sie ein Gasthaus. Weil dies aber so ist, iss und trink mit der Erlaubnis des freigiebigen Gastherrn, der sie geschaffen hat, und danke Ihm!... handle und bewege dich im Rahmen der Gebote!... dann schaue nicht zurück!... brich auf und geh!... verliere dich nicht in ihr in unziemlicher und aufdringlicher Weise!... strebe nicht unvernünftig nach Dingen, die von dir fortstreben und dir nicht gehören!... ersticke nicht in vergänglichen Geschäften, gebunden an sie!

Mit diesen und anderen ähnlichen Gegebenheiten zeigt er den Menschen die Geheimnisse hinter dem Gesicht dieser Welt, erleichtert ihnen so die Trennung von ihr, ja bewirkt, dass sie den Erwachten sogar erwünscht wird, und lässt sie so in allem, was da ist und geschieht, die Spuren Seiner Barmherzigkeit schauen. Wie also der Qur´an es durch diese fünf Aspekte gezeigt hat, weist er auch noch mit anderen qur´anischen Versen auf dergleichen Aspekte hin.

Wehe denen, welche aus diesen fünf Aspekten nicht ihre Lehre ziehen!...“[12]

Wir haben bereits erwähnt, dass die Feste im Islam besondere Zeiten der Dankbarkeit, der erlaubten honigsüßen Freude sind. Sie veranlassen das Zusammenkommen der Freunde, verstärken die familiären und verwandtschaftlichen Beziehungen, sie gewährleisten eine Atmosphäre der reinen Freude in Verbundenheit und Dankbarkeit zu Allah, der wahren Menschlichkeit, die ihren Ausdruck im Besuch der alten, kranken und armen findet und eine Brücke zwischen Reich und Arm schlägt.

Islamische Feste sind göttliche, himmlische Feste, sie schenken uns geistige Früchte, verbinden uns mit tausende Jahre alten Traditionen mit ihrer religiösen, moralischen und philosophischen Dimension und Bedeutung. Feste sind wichtig, denn sie sind vor allem Tage der tiefen Spiritualität in einer total materialisierten Welt.

Um in dieser völlig materialisierenden Welt nicht Opfer der giftigen Honige zu werden, sollten wir eine geistige Haltung gemäß dem Sinn und der Wahrheit der Feste annehmen. Dabei werden uns die folgenden weisen Ratschläge weiterhelfen:

2. Wie sollte die Festtagsfreude sein?

 »Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Allbarmherzigen«

„Ich werde hier eine Angelegenheit erklären, die sich vor den Blicken meiner inneren Vorstellung entfaltete, während ich mit meiner Linse der Sorge um die Zukunft und dem Blick für die Konsequenzen durch das Fenster meines Gefängnisses die Nacht eines rauschenden Festes und das Gelächter beobachtete, das eigentlich ein Weinen sein sollte. In der gleichen Weise wie man das Leben vergangener Zeiten (von Menschen), die nun in den Gräbern liegen, jetzt wieder im Film sehen kann, war es, als hätte ich die lebenden Leichname derer, die in nächster Zukunft die Gräber bevölkern würden, erblickt. So weinte ich denn über denen, die da lachten. Plötzlich überkam mich ein Gefühl der Einsamkeit und des Bedauerns. Ich wandte mich meinem Verstand zu und fragte die Wahrheit: »Was ist das für eine Vorstellung?« Da sagte die Wahrheit zu mir:

»In 50 Jahren werden fünf von fünfzig dieser armen, die jetzt hier lachen und sich amüsieren, bucklige Alte von 70 Jahren sein und die übrigen 45 werden in ihren Gräbern vermodern. Diese hübschen Gesichter hier und ihr fröhliches Lachen wird sich ins Gegenteil verkehrt haben. Nach dem Grundsatz »Alles, was kommt, ist nahe.«

Da es nun einmal bis zu einem gewissen Grade wahr ist, dass Dinge, die sich in naher Zukunft ereignen werden, so betrachtet werden können, als seien sie bereits geschehen, ist das, was du hier siehst, sicherlich keine Einbildung.

Und da nun einmal das gottvergessene Gelächter dieser Welt (dunya) die bittere Tatsache verschleiert, dass es sich einmal in Weinen verkehren wird und nur zeitlich und zum Untergang verurteilt ist, dann ist es sicherlich nur eine unschuldige, mit Danksagung verbundene Unterhaltung im Rahmen des Erlaubten, die zum Bewusstsein der göttlichen Gegenwart führt und so die Gottvergessenheit vertreibt, die beständig sein wird auf Grund ihrer (späteren) Belohnung, die einem, die Ewigkeit anbetenden Herzen eines armseligen Menschen und seinem Geist (ruh), der ein unstillbares Verlangen nach Unsterblichkeit hat, Freude bringen, ein Lächeln schenken wird.

Es ist aus diesem Grund, dass es sehr viele Überlieferungen gibt, die mit allem Nachdruck dazu ermutigen, während einer Feier zu danken und Gottes zu gedenken, um Gottvergessenheit abzuwenden und zu verhüten, dass (die Festtagsfreude) in unerlaubte Bereiche abdriftet. Das mag zu solchen Zeiten die Gnadengaben von Freude und Glück in Dankbarkeit umwandeln und dafür sorgen, dass die Wohltaten Gottes erhalten bleiben und sich noch vermehren. Denn die Dankbarkeit steigert noch die göttlichen Gnadengaben und vertreibt die Gottvergessenheit.“ [13]

3. Das Opferfest (Îd al-Adhâ)

Das Opferfest (türk. Kurbân Bayramı, arab. Îd al-Adhâ), das am 10. des islamischen Monats Dhul-Hiddscha stattfindet, ist das höchste islamische Fest am Ende des Haddsch (Pilgerfahrt). Die Muslime feiern das Opferfest seit dem 2. Jahr (624) der islamischen Zeitrechnung[14]. Der Prophet Muhammad (sas) selbst brachte in Medina jedes Jahr ein Opfertier, schrieb es den Muslimen durch göttlichen Auftrag als Tradition Abrahams (as) vor – als Vergegenwärtigung der Barmherzigkeit Gottes.

Im türkischsprachigen Raum verwendet man für die Opfergabe, das Opfertier den Begriff Kurbân, was linguistisch Annäherung bedeutet, es entstammt aus dem Wortstamm Q-R-B (sich annähern, abgeleitet darbringen), weil die Opfergabe ein Mittel der Annäherung zu Allah darstellt. Die Araber gebrauchen für das Opfertier das Wort Udhija, das von dem Verb dahhaa entstammt, welches opfern, Opfer darbringen bedeutet.

Fachspezifisch haben beide Bezeichnungen (Kurbân, Udhija) die gleiche Bedeutung: „Opfertier, Schlachtopfer“.

3.1 Das Takbir, die Lobpreisung nach dem Gebet (Taschriq Takbir)

Beginnend mit dem Morgengebet (Salat al-Fadschr) am 9. Dhul-Hiddscha (Tag des Arafat) bis zum Nachmittagsgebet (Salat al-Asr) des 13. Dhul-Hiddscha werden nach jedem Pflichtgebet die Lobpreisungen (Takbir) gesprochen (wadschib)[15], die sich auf den Dialog des Erzengels Gabriels, Ibrahim (as) und Ismail (as) beziehen. Das sind insgesamt 23 Gebete, denen dieser Taschriq Takbir folgt.[16]

Die Lobpreisung führt sich auf die folgende Überlieferung: „Als Gabriel gemeinsam mit dem Opfertier, das als erwiesene Wohltat von Allah Taala ihm mitgegeben wurde, zu Ibrahim (a.s.) kam, rief dieser in der Befürchtung, Ibrahim (a.s.) würde seinen Sohn Ismail (a.s.) voreilig opfern, „Allahu Akbar, Allahu Akbar“[17]. Nachdem Ibrahim (a.s.) Gabriel erblickte, antwortete dieser ihm, indem er: „La ilâha illâ'llahû wa'llahû Akbar“[18] sagte. Und nachdem auch Ismail (a.s.) das Opfertier, das als Ersatz für ihn hinabgesandt wurde, erblickte, rief dieser die Lobpreisung (Tasbihat): „Allahû Akbar wa li'llâhi'l Hamd“ [19].[20]

Die Lobpreisungen drücken die Dankbarkeit und Hingabe des Dieners gegenüber seinem Herrn (Râb) aus.

Die Taschriq Takbir heißen also: „Allâhû - Akbar, Allâhû - Akbar, Lâ ilâha illâ'llâhu Wallâhu Akbar, Allâhû Akbar wa li'llâhi'l-Hamd“.[21]

Es ist empfohlen (mustahab) den Taschriq Takbir gemeinsam mit der Gemeinde zu sprechen.

Wenn jemand an den Tagen der Taschriq eine Gebetszeit vergisst, und dieses Gebet genau im Jahr in den Tagen des Taschriq nachholt, spricht er den Taschriq Takbir.[22]

Wenn der Imam den Taschriq Takbir unterlässt, weil er sie vergessen hat, sprechen die Muqtadi (Nachbetenden) diesen.

3.2 Sunna und Pflichten des Opferfestes

Das Opferfest beginnt mit einem Bad, einer körperlichen Reinigung, anschließend wird gemeinsam das Festtagsgebet (Salat ul-Îd) verrichtet, wonach die Muslime sich gegenseitig gratulieren. Danach kommt man nach Hause, beglückwünscht das Opferfest der Familie, frühstückt gemeinsam, schlachtet anschließend ein Opfertier. Es werden Tage vorher Süßigkeiten vorbreitet, Fleischgerichte zubereitet, das Opferfleisch an Arme, Verwandte und Nachbarn verteilt, Kranke, Alte, Verwandte und Freunde besucht und der Besuch entgegengenommen, zusammen gegessen, Allah Dankbarkeit erwiesen, nach jedem Gebet Er gepriesen. Die Kinder werden beschenkt. Die stressige Welt wenigstens für einige Tage verlassend und vergessend feiern die Muslime gemeinsam das Opferfest als Ausdruck der Hingabe und Erinnerung an die Opferwilligkeit Abrahams (Friede sei auf ihm).

Das Opferfest beginnt entsprechend dem Mondkalender am 10. Dhul-Hiddscha und endet am Abend des 13. Dhul-Hiddscha, dem letzten Monat des islamischen Jahres, in dem die Pilgerfahrt vollzogen wird. Den 10. Dhul-Hiddscha bezeichnet man als Yawm an-Nahr (Opfertag), weil es eher an diesem ersten Tag geopfert wird. Die nächst folgenden drei Tage (11. bis 13. Dhul-Hiddscha) benennt man traditionell Ayyam at–Taschriq (Tage der Austrocknung), das sich auf den damaligen Brauch bezieht, das Fleisch auf diese Weise zu konservieren. Taschriq kommt nämlich von dem Verb scharraqa, welches u.a. „in Streifen schneiden und an der Sonne trocknen“ bedeutet.

3.3 Haare und Nägel nicht schneiden

Es gehört zur Sunna, dass wenn der Neumond des Monats Dhul-Hiddscha erscheint, der Opfernde, der die Absicht hat ein Opfertier darzubringen, bis zur Opfergabe weder Haare noch Nägel kürzt.[23]

Hat jemand erst nach dem 1. Dhul-Hiddscha die Absicht gefasst, ein Opfertier zu schlachten, so soll er sich vom Zeitpunkt seines Entschlusses an die Haare und Nägel nicht mehr schneiden.

Natürlich ist es aber erlaubt, Haare und Nägel zu waschen oder aus gesundheitlichen oder hygienischen Gründen doch zu schneiden.

Der Opfernde ähnelt damit sowohl innerlich als auch äußerlich dem Pilger: Wie der Pilger schlachtet er ein Opfertier, wodurch er Allah näher kommen will; wie der Pilger, der sich im Ihram (Weihezustand) befindet, enthält sich für eine bestimmte Zeit des Schneidens der Haare und Nägel.

3.4 Das Festgebet (Salat al-Îd/Bayram Namazı)

  • Die Teilnahme am Festgebet ist eine Soll-Handlung (wadschib).
  • Mit der Verrichtung des Festgebetes kann man etwa 45 Minuten nach Sonnenaufgang beginnen.
  • Das Festtagsgebet besteht aus zwei Rakat (Gebetseinheiten) und wird in der Gemeinschaft verrichtet.
  • Es wird so verrichtet wie das Pflichtgebet am Morgen, nur dass in jedem Rakat je drei Takbire („Allahu Akbar“) hinzukommen.
  • Drei davon werden im ersten Rakat nach dem „Subhaneke“ und vor der Qur‘anrezitation (Qiraat) und die übrigen drei im zweiten Rakat nach der Qur‘anrezitation (Qiraat) vollzogen.
  • Der Takbir am Anfang ist Pflicht (fard). Diese Takbire – sowie der Rukutakbir – sind vorgeschrieben (wadschib), wobei alle anderen gebetsinternen Takbire Sunna sind.
  • Die Festtagspredigt wird nach dem Gebet gehalten, die das Thema „Die Opfergabe“ behandeln sollte.
  • Da im Opferfest angefangen am Vortag nach jedem Gebet der „Kurbântakbir“ vorgeschrieben ist, wird auch nach der Predigt wird dieser Takbir gerufen.
 

[1] Nach dem türkischen Sprichwort „Deliye hergün bayram.“ („Dem Verrückten ist jeder Tag ein Fest.“) sind also die Freunde Gottes „verrückt“ nach Ihm, nach Seinem Wohlgefallen und Seiner Gegenwart.

[2] Sure al-Fatiha, 1:1.

[3] Sure 7:156.

[4] Siehe Daylamî, al-Musnad, 1:85; al-Ghazâlî, al-Wasît, 7:31; al-Qurtubî, al-Dschâmi’ li-Ahkâmi’l-Qur’ân, 15:111; as-Sarahsî, al-Mabsût, 12:10; al-Kâsânî, Badâiu as-Sanâi’, 5:80; Ibn Hadschar, Talhis al-Habir, 4/138; Kanz al-Ummal, Hadithnr: 12177; Suyuti, Dscham al-Dschamawi‘, Hadithr: 3017 (zitiert von Qadi al-Abdaldschabbar, al-Amali), ad-Durar al-Muntasira, s. 38; Manawî, Kunûz al-Hakaik, 1/29; al-Fath al-Kabir, 1/180; Adschlunî, Kaschf al-Hafâ, 1/133.

[5] Siehe Sure an-Naml, 27:65; al-An’âm, 6:59; an-Nahl, 16:77; al-Haschr, 59:22.

[6] Siehe Sure Âl-i İmran, 3:185; Nisâ, 4:77; An’âm, 6:70, 130; A’râf, 7:51.

[7] Siehe Sure Âl-i İmran, 3:157, 169; Tauba, 9:111; Yûnus, 10:7; Tâhâ, 20:72; Hadsch, 22:58; Qaf, 50:43; Hadîd, 57:21.

[8] Siehe Sure al-Baqara, 2:221; Âli Imran, 3:133.

[9] Siehe Sure al-Baqara, 2:155; Âl-i İmran, 3:14; Nisâ, 4:74, 94; Tauba, 9:38; Nahl, 16:30, 122; Furqan, 25;15; Anqabût, 29:64; A’lâ, 87:16.

[10] Siehe Sure Nisâ, 4:94, 134; Yûnus, 10:24; Kahf, 18:45-46; Tâhâ, 20:131.

[11] Siehe Sure 42:20; Nawawi, al-Azkâr: 129; al-Dschilani, al-Fath ar-Rabbani, s. 19; Zabidi, Ithaf as-Sâda, 5/413, 8/82; Adab ad-Dunya wad-Din, s. 39 (kullu yahsudu mâ yazrau‘); Adschluni, Kaschf al-Hafa, 1/412, 495, 1320;; al-Ghazâlî, İhyâ al-Ulûm ad-Dîn, 4/19; as-Sahâwî, al-Maqâsid al-Hasana, s. 497; Ali al-Qârî, al-Asrâr al-Marfûa, s. 205 („Die Bedeutung ist sahih.“), er zitiert auch aus Musnad al-Firdaws (ad-dunyâ kantarat al-âkhirah) und erwähnt die Überlieferung „ad-dunyâ mazraat al-âkihrah“; Die Welt als Mittel zum Paradies: Musnad asch-Schaschi, Hadithnr: 318; Ibn Adi, al-Kamil fid-Duafa‘, 1/304.

[12] IAD-Skript „Gott, die Metaphyik und der Mensch“ (15. - 18. Wort), s. 26-30.

[13] Entnommen aus dem 28. Blitz des Risale-i Nur Gesamtwerkes von Bediuzzaman Said Nursi

[14] Auswanderung (Hidschra) nach Madina

[15] Molla Husraw (rh.a) erwähnt folgendes Urteil: „Die am Tage des Taschriq vorgenommenen Takbir sind wadschib. Denn im Qur’an al-Karim wurde verkündet: »Und dass Allah während einer bestimmten Anzahl von Tagen Allahs gedenken«.

[16] Molla Husraw – Durar al-Hukkam fi scharh al-Gurer al-Ahkam - Ist: 1307 B: 1, S. 145.

[17] Allah ist der Größte im Sinne von Allah ist unvergleichlich groß

[18] Es gibt keine Gottheit außer Allah

[19] Und Allah ist der Größte und ihm gebührt der Dank und das Lob

[20] Ibn-i Humam - A.g.e. C: 1, Sh: 430. Siehe auch Molla Husraw - A.g.e. C: 1, Sh: 145 Ibn-i Abidin – Redd al-Muhtar Ale'd Durri'l Muhtar - Ist: 1983, C: 3, Sh: 368.

[21] Imam Merginani - El Hidaye şerhû Bidayetu'l Mubtedi - Kahire: 1965 C: 1, Sh: 87. Siehe auch Ibn-i Humam - Fethû'l Kadir - Beyrut: 1315 D. Sadr Mtb. C: 1, Sh: 429 vd.

[22] Seyh Nizamuddin ve bir heyet - El Fatawa al-Hindiyye - Beyrut: 1400 C: 1, Sh: 152.

[23] Der Prophet (s) hat gesagt: „Wenn ihr den Neumond des Dhul-Hiddscha sichtet, und jemand von euch möchte ein Opfertier darbringen, so enthalte er sich (des Schneidens) seiner Haare und Nägel, bis er es dargebracht hat.“ (Muslim). Nach der hanbalitischen Rechtsschule ist es sogar haram (verboten), in diesem Fall Haare und Nägel zu schneiden. (siehe Al-Mu’tamad fi Fiqh Ahmad, 1/370) und nach der schafiitischen Rechtsschule bekanntermaßen makruh (unerwünscht). Zu der zweiten Meinung neigt auch An-Nawawi (siehe Al-Madschmu’, 8/391).