Das Gebet des Propheten (s)

– Allah segne ihn und schenke ihm Frieden –

Es wird überliefert, dass, während der Prophet – Segen und Friede Allahs seien auf ihm – das Gebet verrichtete, die in seiner Nähe Anwesenden ein weinendes Geräusch hörten, das aus dem Innern seiner Brust zu kommen schien. ´Alî – möge Allah mit ihm zufrieden sein – berichtete aus seiner Erinnerung eine diesbezügliche Beobachtung:

„Ich sah den Gesandten Allahs – Segen und Friede seien auf ihm – während der Schlacht von Badr weinend im Gebet unter einem Baum. (Er verbrachte so) die ganze Nacht bis zum frühen Morgen ...“[1]

Es wurde sogar berichtet, dass aus dem Herzen des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – während des Gebets Geräusche drangen, wie aus einem brodelnden Topf. So berichtete ´îscha – möge Allah mit ihr zufrieden sein:

„Wir pflegten von Zeit zu Zeit während des Gebetes eine Art von Geräusch aus der Brust des Propheten zu hören, als ob darin ein Kochtopf brodelte.“[2]

Und ´îscha – möge Allah mit ihr zufrieden sein – berichtete ebenfalls, wie sich der Zustand des Gesandten Allahs – Segen und Friede seien auf ihm – zur Gebetszeit veränderte:

„Der Gesandte Allahs pflegte sich mit uns zu unterhalten und wir redeten mit ihm. Doch wenn die Gebetszeit kam, veränderte er sich und es schien, als ob er uns überhaupt nicht kenne und sein ganzes Wesen wandte sich Allah zu ...“[3]

Dementsprechend sollte das erste Ziel unserer Seelen sein, dieser Segnungen des Gebetes teilhaftig zu werden. Auch wenn es uns nicht immer gelingen kann, sollten doch all unsere Anstrengungen in diese Richtung gehen. Der Zustand des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – während des Gebets sollte stets unser Idealbild sein. Je mehr es uns gelingt, uns diesem zu nähern, desto größeren Nutzen ziehen wir aus unserem Gebet.

Es muss aber sicher auch deutlich gesagt werden, dass keine menschliche Bemühung zu vollkommener Perfektion führen kann, ohne dass auf dem Weg dorthin vielfältige Prüfungen zu bestehen sind. Das gleiche gilt auch für das Gebet. Zuerst wird das Gebet nur in Nachahmung der äußeren Form verrichtet und genau wie ein Künstler Zeit und Erfahrung braucht, um ein Kunstwerk zu vollenden, benötigt auch der Gottesdiener für das Erlernen des Gebets seine Zeit. Deshalb sollten all die, denen es nicht gelingt, ihr Gebet in perfekter Weise zu verrichten, die Hoffnung nicht aufgeben und sich auch weiter um Vervollkommnung bemühen. Genau wie man, um ein Gramm Gold zu gewinnen, Tonnen von Erde sieben muss, braucht man das dem entsprechende Maß an Ausdauer, um im Gebet zu Perfektion und innerem Frieden zu gelangen.

Dabei ist es von großem Nutzen, die folgenden Worte des Gesandten Allahs – Segen und Friede seien auf ihm – zu beachten:

„Wenn du betest, bete, als sei es dein letztes Gebet! Sag’ nichts, was du morgen bereuen könntest! Lass’ das Verlangen nach solchen Dingen, nach denen die Achtlosen verlangen!“[4]

Die edlen Gefährten des Propheten – Allah segne ihn und sie und schenke ihnen allen Frieden – und ebenso die rechtschaffenen Gottesfreunde, die ihnen folgten, haben stets danach gestrebt, diese Ziele, die der Gesandte Allahs mit seinen Worten gesteckt hat, zu erreichen.

 

[1] M. Zakariyâ Kandehlevî, Fadâ’il al-A´mâl , 299

[2] Abû Dawûd, Salât, 157; Nasâ’î, Sahw, 18

[3] M. Zakariyâ Kandehlevî, Fadâ’il al-A´mâl , 303

[4] Ibn Mâjah, Zuhd, 15