Wesenseigenschaften Gottes

Der menschliche Verstand wird niemals in der Lage sein, das Wesen Allahs, der Himmel und Erde und alles was zwischen ihnen ist erschaffen hat, zu ergründen. Aus diesem Grunde führt das Nachgrübeln über die Essenz Allahs zu merkwürdigen Ideen in der Vorstellung der Menschen und beschädigt den rechten Glauben. Deshalb hat der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – diese Art unnötigen Philosophierens untersagt, indem er sagte:

Denkt nach über die Gnadengaben Allahs, doch denkt nicht nach über Seine Essenz![1]

 

Und um die Begrenztheit unseres Verstandes zu betonen, sagten die führenden Sufi-Meister:

O unser Herr! Du bist so wie Du bist, Du bist jenseits unserer Wahrnehmung und unseres Wissens über Dich.

Das wahre Wesen Allahs, die göttliche Essenz, wahrzunehmen liegt jenseits des Bereichs unserer Möglichkeiten. Dennoch ist es dem menschlichen Verstand möglich, von der Ursache auf den Verursacher zu schließen, vom Kunstwerk auf den Künstler, vom Ergebnis auf den Ursprung des Geschehens. Wenn der menschliche Verstand mit klarem Blick und aufrichtiger Absicht auf die Eigenschaften und Werke Allahs schaut, ist es unbegreiflich, wie er sich dem Glauben an Allah verschließen könnte. Die Weigerung zu glauben kann nur einem krankhaften Verstand und irregeleiteter Denkweise entspringen. Wenn es gelingt, die Reinheit von Herz und Verstand aufrecht zu erhalten, schützt sie den Menschen vor dem Verlust seines Glaubens. Selbst diejenigen, die in eine Gesellschaft von Ungläubigen hineingeboren wurden, können zum wahren Glauben finden, wenn sie ein reines Herz besitzen, wie am Beispiel des Propheten Ibrahim – der Friede Allahs sei auf ihm – zu sehen ist. Obwohl Ibrahim – Friede sei mit ihm – in einem Volk von Götzenanbetern aufwuchs, leiteten ihn sein klarer Verstand und sein reines Herz schließlich zum wahren Glauben an die Einheit Allahs.

Glaube ist einfacher und naheliegender als Unglaube. Die Behauptung, es gäbe keinen Schöpfer, löst weder die Frage nach dem Ursprung und Sinn der Welt, noch die Rätsel von Leben und Tod. Der Zustand des Unglaubens ähnelt dem eines Hungrigen, der aufgrund einer nervösen Störung den quälenden Hunger nicht mehr wahrnimmt, oder dem eines unter Drogeneinfluss stehenden, der keinen Schmerz mehr spürt, wenn er mit einem Messer verletzt wird. Der Qur’ân bezeichnet solche Menschen als ‚taub und blind’.

Allah hat das Wesen des Menschen erschaffen und in ihm das Bedürfnis, an Allah zu glauben und nach der Wahrheit zu suchen, angelegt. Von dieser göttlichen Bestimmung gibt es keine Ausnahmen. Wenn sie nicht in Erscheinung tritt, liegt die Ursache in einer Form von spiritueller Blindheit und Taubheit. Unser im Unterbewusstsein verborgener Glaube ist dabei durch das Übergewicht des materiellen Daseins blockiert, vergleichbar mit unserer Unfähigkeit, uns an Träume zu erinnern.

Sowohl in den himmlisch offenbarten wie in den von Menschen erdachten Religionen findet sich das Konzept des Glaubens an Allah. In den von der menschlichen Vorstellung erfundenen Religionen weicht dieses Konzept jedoch in entscheidenden Punkten von dem wahren Glauben ab, entsprechend dem Allah der einzige Schöpfer des Universums - jenseits aller Schwächen und menschlicher Charakteristika - und der alleinige Besitzer vollkommener Eigenschaften ist. Diese unveränderlichen Eigenschaften sind uns durch den Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – offenbart worden.

Gemäß der allgemein von den Gelehrten angewandten Einteilung wollen wir im Folgenden die wichtigsten dieser Eigenschaften Allahs auflisten. Dabei unterscheidet man zwei Arten von göttlichen Eigenschaften:

Sifâtu Dhât: ‚Eigenschaften der (göttlichen) Essenz’ und

Sifâtu Thubûtiyya: ‚Feststehende (oder ‚absolute’) Eigenschaften’ Allahs 

Die Sifâtu Dhât, die ‚Eigenschaften der göttlichen Essenz’ sind folgende:

1. Wujûd - Allahs Existenz

Allah existiert und Seine Existenz ist unabhängig von Allem, so dass Er selbst-existierend ist. Es gibt keine Möglichkeit für Seine Nicht-Existenz. Alles außer Ihm ist von Ihm erschaffen, ist Seine Schöpfung, deren Existenz möglich, jedoch nicht notwendig ist. Im Qur’ân heißt es:

Es gibt keine Gottheit außer Ihm, dem Lebendigen, dem ewig aus sich selbst Bestehenden. Weder Müdigkeit überkommt Ihn noch Schlaf. Sein ist (alles,) was in den Himmeln und auf der Erde ist ...“ (2:155)

Es ist offensichtlich, dass der Existenz dieses gewaltigen Universums eine makellose Ordnung und ein fehlerfreies Zusammenspiel zugrunde liegen. Dieses fein abgestimmte System bestimmt seit der Entstehung des Universums dessen Gleichgewicht und Fortbestand. So ist beispielsweise wohlbekannt, dass es auf unserem Planeten keine Jahreszeiten gäbe, hätte die Erdachse nicht eine Winkelneigung von genau 23,5 Grad. Wäre es nicht so, bliebe ein Teil der Erde in ewigem Winter, während auf der anderen Hälfte ständig Sommer wäre. Bliebe die Erde in ihrer Umlaufbahn auch nur ein wenig weiter von der Sonne entfernt, wäre der gesamte Planet eine einzige Eiswüste. Wäre sie der Sonne ein wenig näher, wäre sie ein unbewohnbarer, aschebedeckter Glutofen. Diese und ähnliche Betrachtungen machen deutlich, in welch vollkommenem, mit höchster Weisheit ausbalanciertem System die Bahnen der Himmelskörper aufeinander abgestimmt sind, um Leben zu ermöglichen. Dieser Mechanismus weist in all seiner Perfektion und fein abgestimmten Exaktheit auf die Existenz und Einheit, Großartigkeit und Allmacht des Schöpfers des Universums hin.

In den Worten des Qur’ân:

Er hat das Firmament errichtet und das Gleichgewicht hergestellt.“ (55:7)

und:

Er ist es, der übereinander sieben Himmel erschaffen hat, in der Schöpfung des All-Barmherzigen wirst du keine Ungleichgewichte sehen. So wende den Blick noch einmal (darauf) zurück: Siehst du einen Fehler? Dann wende den Blick ein weiteres Mal (darauf) zurück, bis der Blick, müde und abgestumpft, umkehrt.“ (67:3)

Wenn ein Landwirt bemerkt, dass die Pflanzen auf seinem Acker in unregelmäßiger Weise abgeknickt oder abgerissen sind, wird er dies als Auswirkungen eines Sturmes oder eines anderen Naturereignisses betrachten. Wenn er jedoch eine klare Ordnung in dieser Zerstörung erkennen kann, wie zum Beispiel dass jede dritte oder fünfte Pflanze abgerissen ist, würde er dies nicht einer natürlichen Ursache wie einem Unwetter zuschreiben, sondern davon ausgehen, dass eine absichtliche und bewusste Handlung vorliegt und diese vielleicht irgendeinem Widersacher anlasten. Wenn das so ist, müsste er sich auch fragen, wie die vollkommenen und fein abgestimmten Abläufe im Universum zufällig zustande kommen können, wenn er nicht einmal akzeptieren kann, dass eine solch unbedeutende Angelegenheit wie das Abreißen seiner Pflanzen durch Zufall passieren kann. Der berühmte türkische Dichter Nacib Fadil ruft denen, die in solcher Unbewusstheit gefangen sind zu:

„Ich bin von allen Seiten eingehüllt,

muss es nicht für den Eingehüllten einen Einhüllenden geben?

Wo ist der Künstler, der dies menschliche Antlitz schuf?

Fragt irgendeiner dies, wenn er in seinen Spiegel schaut?“

Und Jalâluddîn Rûmî ruft auf zur Erweckung des Blickes der Augen und des Herzens:

„Wenn Du das Dreh’n des Mühlsteins siehst,

denk’ an des Flusses Wasser, das ihn dreht!

Statt auf den aufgewirbelten Staub zu schau’n,

sieh lieber auf den Sturm der ihn bewegt!

Wenn du den kochenden Topf siehst,

schau mit Vorausblick auf das Feuer darunter!

Sag’ mir, o du Gedankenloser: Was ist logisch?

Haben diese Paläste und Wohnungen einen Erbauer

oder haben sie keinen Erbauer?

Sag’ mir, o mein Sohn: Was ist logisch?

Diese Schriften an der Wand und auf den Blättern,

gibt es einen, der sie schrieb? Oder gibt es keinen, der sie schrieb?

O Kind Adams! Zeig’ mir ein Ding, das sich selbst erschuf!

Schau was geschieht, wenn du die Wurzel einer Pflanze aus der Erde reißt. Glaubst du, sie wachse von allein?“

Ein Dichter gibt dies in so eleganter Weise wieder, wenn er sagt:

„Wär’ dieser Ort von selbst entstanden,

so stünde diese Karawane auch von selber auf! ...

Die Schornsteine auf den Dächern sagen dir,

dort ist kein Feuer, denn dort ist kein Rauch

Wär’ dort nicht diese Kraft,

könnt’ sich die Welt denn von alleine dreh’n?

Und überließ’ der Gärtner denn sein Land sich selbst,

würd’ sich der Weizen von der Spreu von selber trennen?

Wenn die Erde nach dem Wasser dürstet,

die Wolke hoch am Himmel, sie verrät dem Auge:

Gibt es denn einen Fluss, der von alleine fließt?’

Der, der nun sagt, nichts sei zu finden hinter diesem Vorhang,

in eine Schlange wird einst seine Lüge sich von selbst verwandeln!

Der Teufel wird stets bereit sein,

schwarzes Pech über das Licht zu gießen

und dem Verstand zu raten: ‚Glaub’ nur an dich selbst.’

Die Zunge bat Mehmedî[2], auf sein Herz zu achten,

denn ohne es bewegt sie sich nicht von allein!“

Jedes natürlich veranlagte Bewusstsein und jedes Herz muss erkennen, dass es für Alles immer eine Kette von Ursachen gibt, die alle auf den Einen Großen Verursacher aller Ursachen zurückzuführen sind, und wird deshalb an Ihn, an Allah, glauben. Schaytân (Satan) jedoch stellt an jeder Ecke seine Fallen auf und versucht, die Menschen in ihrem Denken in die Irre zu leiten. Jalâluddîn Rûmî warnt die Menschen davor, sich von seinen Tricks in die Irre führen zu lassen, wenn er sagt:

„Lass’ dich in dieser Angelegenheit des Glaubens nicht betrügen von Schaytân! Er ist ein solch schlauer Dieb, dass er sich auf die Lauer legt, bis eine dunkle Nacht für dich kommt, in der er die Gelegenheit ergreifen kann, an deine Tür zu klopfen. Wenn du dann an die Türe gehst, um zu schauen wer dort ist, mit einer Kerze in der Hand, löscht Schaytân das Licht bei jedem Mal das du versuchst, die Kerze anzuzünden. So lange, bis du schließlich glaubst, der Docht sei feucht geworden und in der Dunkelheit den Dieb nicht mehr erkennst, der dir dein Licht auslöscht. Auf diese Art macht Schaytân sich am Lichte deines Glaubens im Schutz der Dunkelheit der Unachtsamkeit zu schaffen. So kann er sich mit den Tugenden deines Herzens davonmachen und dich im Jenseits bankrott präsentieren. Und du bleibst äußerlich und innerlich unfähig zur Erkenntnis der Schöpfung ebenso wie ihres Schöpfers.“

Wie in den Worten des edlen Qur’ân gesagt wird „ . . . die wahrhaft Gottesfürchtigen von Seinen Dienern sind die Wissenden . . .“ (35:28), ist das Begreifen der Erhabenheit und majestätischen Allmacht Allahs vor allem eine Frage des Wissens. Einstein beschreibt diese Tatsache so:

„Der Schöpfer des Universums würfelt nicht. Seine Schöpfung ist nicht zufällig und ohne Berechnung. Entsprechend unseren Fähigkeiten beobachten wir voller Bewunderung das Gleichgewicht und die Harmonie in dieser Welt. . . . Ich kann sagen, dass ein jeder, der die Natur erforscht, religiösen Respekt entwickelt, indem er die Erhabenheit des Schöpfers entdeckt. Deshalb kann ich mir keinen wahren Wissenschaftler vorstellen, der nicht einen tiefen Glauben besäße. Diese Tatsache lässt sich folgendermaßen beschreiben:

‚Es ist unmöglich, an die Wissenschaft zu glauben ohne eine Religion zu besitzen. Eine Religion ohne Wissenschaft ist blind und eine Wissenschaft ohne Religion ist lahm.’“

Dementsprechend haben viele nicht-muslimische Wissenschaftler den Islam angenommen und viele andere konnten nicht umhin, auch wenn sie selbst nicht Muslime geworden sind, die Erhabenheit und Größe Allahs anzuerkennen. Dies wiederum ist eines der Wunder des Qur’ân, in dem Allah uns sagt:

Und diejenigen, denen das Wissen gegeben wurde, sehen, dass das, was dir von deinem Herrn offenbart worden ist, die Wahrheit ist und zum Weg des Allmächtigen, des Preiswürdigen leitet.“ (34:6)

Wir werden sie Unsere Zeichen überall auf der Erde und an sich selbst sehen lassen, damit ihnen deutlich wird, dass dies die Wahrheit ist. Ist es denn nicht genug, dass dein Herr Zeuge aller Dinge ist?“ (41:53)

Jeder, der das Universum betrachtet und daraus seine Lehren zieht, wird die in diesem Vers erwähnten zahllosen Zeichen entdecken.

Gäbe es auf dieser Welt nur Menschen und Tiere, würden sie schnell an Vergiftung sterben, weil sie allen Sauerstoff verbrauchen und in Kohlendioxid verwandeln würden. Die Macht, die dieses Universum ins Dasein rief, hat auch die Pflanzen erschaffen und sie mit der Fähigkeit versehen, Kohlendioxid zu verbrauchen und Sauerstoff zu produzieren, so dass die ganze Welt sich in einem Gleichgewicht befindet.

Andererseits hat der Schöpfer drei Viertel der Erdoberfläche mit Wasser bedeckt. Den größten Teil der restlichen Fläche gestaltete Er als unwirtliche Wüsten und Gebirge. Nur ein kleiner Teil der Oberfläche unseres Planeten besteht aus fruchtbarer Erde, doch Allah, der All-Mächtige und All-Erhabene verwandelt diesen fruchtbaren Teil von einer Form in eine andere, so dass er die Nahrungsquelle fast aller Lebewesen bildet.

Wenn wir uns nur eine Gattung von Lebewesen anschauen, sehen wir, dass, wenn Er alle früheren, jetzigen und zukünftigen Artgenossen dieser Gattung gleichzeitig die Erde bevölkern ließe, Lebensraum und Nahrung nicht einmal für diese eine Gattung reichen würden. Allah jedoch hat sie in einer zeitlichen Abfolge und räumlichen Abständen zueinander erschaffen. Dies gilt in gleicher Weise für alle Lebewesen. So kann diese Erde, aufgrund der Geheimnisse von Raum und Zeit, eine billiardenfache Last an Lebewesen tragen und ernähren. Tatsächlich unterliegt die Existenz der Geschöpfe im Universum einem Gleichgewicht und Begrenzungen. Zum Beispiel ist bekannt, dass eine einzige Platane Millionen Samen produziert, die alle, wie mit einem kleinen Fallschirm aus Federn versehen, vom Wind verweht und so verbreitet werden. Wenn nur die Samen einer einzigen Platane die Möglichkeit bekämen, sich allesamt zu Pflanzen zu entwickeln, so wären alle fruchtbaren Teile dieser Welt in kürzester Zeit vollkommen von Platanen überwuchert. Die ganze Fläche der Erde würde nicht für diese eine Art von Baum reichen. Und dieses Beispiel lässt sich ohne weiteres auf alle Arten von Geschöpfen übertragen. All dies weist hin auf die Existenz einer unergründlichen Harmonie und eines vollkommenen Gleichgewichtes im gesamten Universum.

Darüber hinaus hat jenes Höchste Wesen alle lebenden Geschöpfe mit solchen Eigenschaften ausgestattet, dass selbst die, die von der gleichen Art von Nahrung leben, verschiedene Endprodukte produzieren, wodurch sie einander so ergänzen, dass das Leben in seiner großen Vielfalt erst ermöglicht wird. Wenn zum Beispiel eine Kuh oder ein Schaf die Blätter eines Maulbeerbaumes fressen, so produzieren sie Milch oder Wolle. Wenn jedoch eine Seidenraupe oder eine Moschusgazelle die gleichen Blätter fressen, produzieren sie Seidenfäden oder Moschus. Die Biene macht aus Blütennektar Honig, der Mensch jedoch, der als das vollkommenste aller Geschöpfe angesehen wird, ist unfähig selbst Honig zu produzieren. Die Farben, Düfte und lebendigen Formen von Blättern, die die verschiedenen Pflanzen und Blumen aus den Nährstoffen des Erdbodens herstellen, kann kein Chemiker der Welt in dieser Weise exakt reproduzieren. Während ein Tier in der Lage ist, Gras in Milch und Fleisch umzuwandeln ist der Mensch unfähig, in all seinen Laboren aus Tonnen von Gras auch nur ein Stück Fleisch oder ein Glas Milch herzustellen.

Jeder mit Verstand begabte Mensch müsste in der Lage sein, die Existenz und Größe Allahs des Erhabenen zu erkennen, wo immer im Universum er oder sie auch hinschauen mag. Die Sendung von Propheten, um die Menschen durch deren Wissen und Moralität zur Perfektion zu führen, ist ein Geschenk und Ausdruck göttlicher Gnade. Wenn der Mensch darüber hinaus im Geiste über sich selbst und das Universum reflektiert, muss er sofort erkennen, wie lächerlich es ist, ungläubig zu sein, in Anbetracht all dieser Pracht und Herrlichkeit. Der Dichter fasst all dies in feine Worte, wenn er sagt:

„Wie viele Bedeutungen sich auch in zahllosen Systemen kristallisieren,

die Zeichen Allahs werden stets im Herzen Adams sein.

Welch alles übersteigende Realität, die Erde und das Firmament,

sie brauchen keine Pfeiler, kein noch so kleines Teilchen,

das der Waagschale entgehen könnte.

Mit dem endlosen Raume über, dem schwarzen Boden unter dir,

o Diener, was sich dir geziemt, ist, dich auf deiner Matte zu verneigen!...“

Dieses endlose Universum ist sicher und ohne jeden Zweifel ein Beweis für die Existenz und Majestät Allahs, ein Lichtschimmer des Glaubens für die Menschenkinder.

Im All existieren gemäß den neuesten Erkenntnissen der positiven Wissenschaft schwarze und weiße Löcher. Doch schon im heiligen Qur’ân beschreibt Allah dies Phänomen, indem Er sagt:

So schwöre Ich bei den Stationen der Gestirne - und dies ist wahrlich ein gewaltiger Schwur, wenn ihr nur wüsstet . . .“ (56:75-76)

Diese Tatsache, die die heutige Wissenschaft erst vor kurzem entdeckt hat, verdeutlicht, welch gewaltiger Macht wir uns gegenüber sehen. Den Ort, an dem Sterne ‚geboren’ werden nennt man ein ‚weißes Loch’, den Ort, an dem sie ‚sterben’ ein ‚schwarzes Loch’. Ein kleines Objekt kommt durch ein weißes Loch und dehnt sich innerhalb eines Augenblicks auf das billiardenfache seiner ursprünglichen Größe zu einer gigantischen Konstellation von Himmelskörpern aus. Viele Sterne, die wesentlich größer als unsere Erde sind, sterben, indem sie, wenn ihre Zeit gekommen ist, von ‚schwarzen Löchern’ verschluckt werden. So wird auch eines Tages die Sonne, die unseren Himmel erhellt, dieser Wirklichkeit begegnen:

Wenn die Sonne zusammengefaltet wird . . .“ (81:1)

An jenem Tage wird auch die Sonne ihr Ende finden und dies ist zweifelsohne der Tag des Jüngsten Gerichtes, es ist das Ende aller Dinge. Und uns bleibt nichts zu tun, als uns in ehrfurchtsvoller Niederwerfung Allah dem All-Gewaltigen zuzuwenden.

Wer wirklich aufmerksam hinschaut, wird erkennen, dass, angesichts der göttlichen Gewalt und Herrlichkeit, die Welt, auf der wir leben, ein Stäubchen unter Milliarden und Billionen solcher Teilchen im grenzenlosen Weltraum ist. Auf diesem Stäubchen finden sich die Berge, Ebenen, Meere und die Menschen. In Anbetracht unserer Winzigkeit müssen wir einsehen, dass unser Dasein nur in Seiner Dienerschaft bestehen kann.

Dies Beispiel für den Rang des Menschen, der nichts ist als ein Tropfen im Ozean, verlangt mit zwingender Logik die Anerkennung eines Gottes, der all-gewaltig, allmächtig, aus sich selbst existierend und Versorger der Menschen, Tiere und aller anderen Geschöpfe ist. Um dies wahrzunehmen, bedarf es allerdings, vor allen anderen Dingen, eines offenen Herzens. Im heiligen Qur’ân heißt es dazu:

„Sind sie denn nicht im Lande umhergereist, so dass sie (ihre) Herzen nutzen könnten, zu begreifen, oder (ihre) Ohren, um zu hören? Denn wahrlich, es sind nicht die Augen, die blind sind, sondern die Herzen in der Brust sind blind.“ (22:46)

In weisen Worten sagt dazu Scheikh Ibrahim Haqqi Erzurumî:

„Nur die Sehenden können seh’n,

was bleibt den Blinden außer Blindheit?“

Und Yunus Emre sagt:

„Der rechte Weg führt dich ans rechte Ziel.

Das wahre Auge führt zur Wahrheit Gottes hin ...

Auf alle Orte schaut Allah,

doch dies zu seh’n verlangt den rechten Blick ...“

Himmel und Erde sind voll eindeutiger Hinweise auf die Existenz Allahs und diese Wirklichkeit bedarf keiner weiteren Erklärung. Die, die sich ganz Allah verschrieben haben, sie schmecken diese Wirklichkeit in jeder Form in ihren Herzen. Ihre Seelen nehmen göttliche Wirklichkeiten und Geheimnisse wahr, weil sie nicht an den flüchtigen, vergänglichen Geschehnissen des Diesseits haften. Die, die gemäß dem Worte des Propheten – auf ihm sei Segen und der Friede Allahs: „Stirb bevor du stirbst!“ in Selbst-Entwerdung ihren Lebenssinn verwirklichen, erblühen im Frühling der göttlichen Wirklichkeit. Sie sprengen die Fesseln ihrer Daseins-Illusion und finden neues Leben im Geiste des Gesandten Allahs – Segen und Friede Allahs seien auf ihm. Sie zweifeln niemals an der Wahrheit oder Wirklichkeit. In folgender Geschichte wird dies deutlich:

Einer der großen Heiligen, Junayd al-Baghdâdî, fragte eine Gruppe von Leuten, die er eilig rennen sah: „Wo lauft ihr hin? Und warum diese Eile?“

Sie antworteten: „Wir haben gehört, dass von Da-und-da ein berühmter Gelehrter gekommen ist, der in der Lage ist, die Existenz und Einheit Allahs mit tausend und einem Beweisen zu belegen! Wir gehen hin, um seinen Ausführungen zuzuhören. Du kannst auch mit uns kommen, wenn du magst!“

Als er dies hörte, antwortete Junayd al-Baghdâdî ihnen mit einem säuerlichen Lächeln:

„Es gibt im gesamten Universum zahllose Zeichen und Beweise, für die Augen zu sehen und die Herzen zu erfahren; unendlich viele Zeugnisse weisen hin auf die Existenz Allahs. O ihr Leute, wer von euch trotz all dieser Beweise dennoch Zweifel hat, der soll gehen! Mein Herz hat keinen Hauch von Zweifel.“

Diejenigen, die spirituelles Wissen besitzen, erklären diesen Punkt in folgender Weise:

„Allah ist niemals ein verborgenes Wesen. Es lässt sich jedoch sagen, dass er unseren Blicken verborgen ist, weil menschliche Wesen die gewaltige Machtfülle Seines Anblicks nicht ertragen könnten.“

Genau wie menschliche Augen in einem Raum, der von einer fünftausend Watt starken Glühbirne beleuchtet wäre, vor Helligkeit nichts sehen könnten, ist der Anblick Allahs so gewaltig, dass er den Menschen verborgen bleiben muss. Vor allen Dingen ist es den physischen Augen der Menschen unmöglich, Allah zu sehen. Dies ist der Grund aus dem Allah dem Propheten Mûsâ – Friede sei mit ihm – sagte:

Du kannst Mich nicht sehen . . .“ (7:143)

2. Qidâm - urewige Existenz in der Vergangenheit

Es ist eine logische Prämisse, beruhend auf dem Prinzip von Ursache und Wirkung, dass alle Geschöpfe von Anbeginn an durch eine zugrunde liegende Ursache in die Existenz gelangten. Diese selbst kann als Ursache aller Ursachen nicht erschaffen sein, sondern muss, im Gegenteil, die Fähigkeit, Schöpfer zu sein, besitzen. Diese Ur-Ursache ist der Allmächtige, das Wesen, das von den Menschen Allah genannt wird. Sein all-erhabenes Dasein hat keinen Beginn und Er ist der Anfang allen Seins. Seine Existenz hat ewige Vergangenheit. Dazu heißt es im heiligen Qur’ân:

Er ist der Erste und der Letzte, der äußerlich Manifeste und der im Inneren Verborgene“ (57:3)

Und der Gesandte Allahs hat gesagt – Segen und Friede seien auf ihm:

Am Anfang war Allah und es gibt nichts, das vor Ihm war.[3]

Und im Gebet pflegte er zu sagen – möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken: „O mein Herr, Du bist der Erste und es gibt nichts, das vor Dir war...“ und er riet den Muslimen, dies ebenfalls zu sagen.[4]

3. Baqa - ewiges Fortbestehen

Allah hat kein Ende, Seine Existenz ist ewig. Im Qur’ân heißt es:

Und rufe neben Allah keine anderen Gottheiten an. Es gibt keine Gottheit außer Ihm. Alle Dinge werden vergehen, außer Seinem Angesicht. Sein ist die Herrschaft und zu Ihm werdet ihr zurückgebracht werden.“ (28:88)

Alles, was darauf (auf der Erde) ist, wird vergehen. Und bestehen bleibt das Angesicht deines Herrn – (des Herrn) der Majestät und der Ehre.“ (55:26-27)

Nichts in dieser Welt besitzt die Eigenschaft der Ewigkeit. Alles Leben in dieser Welt ist zeitlich begrenzt, weil Allah diese Eigenschaft nur sich selbst vorbehalten hat und alles Erschaffene der Vergänglichkeit unterworfen hat. Die Grabinschrift auf muslimischen Gräbern ‚Huwa al-Bâqî’, ‚Er ist der ewig Fortbestehende’, deutet auf genau diese Tatsache hin, so wie uns auch Yunus Emre an die Vergänglichkeit allen Daseins außer der Existenz Allahs erinnert, wenn er sagt:

„Zeig’ mir ein Gebäude, das nicht zur Ruine zerfällt ...

Und sammle all dein Hab und Gut, das du doch lassen musst ...“

Deshalb streben die Leute Allahs nicht nach dieser Welt, sondern sehnen sich danach, den Zustand der Entwerdung in Allah zu erreichen. Diese weisen Männer und Frauen fallen nicht auf die vergänglichen Freuden und Verstrickungen dieser Welt herein. Stattdessen sind sie, gemäß dem Prinzip ‚Stirb’ bevor du stirbst’, auf dem Weg in die Gefilde der Ewigkeit. In der Überzeugung, dass ‚das Fleisch stirbt, doch die Seele nicht’, entledigen Sie sich der Versklavung durch ihr körperliches Dasein und begeben sich auf die Reise des Herzens. Schließlich, wenn sie Allah erreichen, sagen sie:

„Den einzig wahren Geliebten habe ich gefunden,

mein Leben soll Ihm ganz geopfert sein.“

4. Wahdâniyya - die Einheit Allahs

Die Tatsache, dass das gesamte Universum sich von Anbeginn seiner Erschaffung in vollkommener Harmonie befindet, genügt als Hinweis darauf, dass Alles das Werk einer einzigen Macht sein muss. Wenn diese Macht Teilhaber hätte, so wären aufgrund von Differenzen zwischen ihnen die Harmonie und Ordnung innerhalb des Universums in Gefahr und eine Atmosphäre des Chaos würde das Leben unmöglich machen. Im Qur’ân heißt es:

„Und Allah hat gesprochen: ‚Nehmt euch nicht zwei Gottheiten, Er ist der Einzige Gott. So fürchtet Mich allein.’“ (16:51)

„Sprich: ‚Gäbe es denn außer Ihm noch andere Gottheiten, wie sie behaupten, so hätten sie gewiss versucht, einen Weg zum Herrn des Throns zu finden.’” (17:42)

„Gäbe es in ihnen beiden (Himmel und Erde) Gottheiten außer Allah, so würden wahrlich beide der Zerstörung preisgegeben. So sei Allah, der Herr des Throns, gepriesen, erhaben über das, was sie (Ihm) zuschreiben.“ (21:22)

„... noch gibt es eine Gottheit neben Ihm: sonst hätte jede Gottheit mit sich fortgenommen, was sie erschaffen hat, und die einen von ihnen hätten sich gegen die anderen erhoben. Gepriesen sei Allah, erhaben über das, was sie (Ihm) zuschreiben!“ (23:91)

Bei einer genauen Analyse des Qur’ân wird deutlich, dass eine der wichtigsten Fähigkeiten, die Allah Seinen Dienern verliehen hat, im Glauben an Seine göttliche Essenz besteht. Ein besonders wichtiger Bestandteil dieses Glaubens ist die göttliche Einheit (Wahdâniyya). Er ist von solch gewaltiger Bedeutung, dass es im Islam als größte, den göttlichen Zorn heraufbeschwörende Sünde schlechthin gilt, Schirk zu begehen, das heißt, Allah Partner beizugesellen. Der heilige Qur’ân warnt und ruft die Menschen dazu auf, nicht in diesen schweren Irrtum zu verfallen:

... Wer Allah andere Gottheiten beigesellt, dem hat Allah das Paradies verwehrt, und das Feuer wird seine Heimstätte sein, und die Frevler sollen keine Helfer finden.“ (5:72)

... Und es wurde dir, und auch denen, die vor dir waren, schon offenbart: ‚Wenn du (Allah) Gottheiten beigesellst, so wird sich dein Tun sicher als nutzlos erweisen, und sicher wirst du zu den Verlierern zählen.’” (39:65)

Wahrlich, Allah verzeiht es nicht, dass Ihm andere Gottheiten beigesellt werden; doch Er vergibt das, was geringer ist als dies, wem Er will. Und wer Allah Gottheiten beigesellt, begeht wahrhaftig eine gewaltige Sünde.“ (4:48)

Andere Offenbarungsreligionen glichen in ihrer ursprünglichen Form dem Islam und wurden in späteren Zeiten durch immer größere Entfremdung von den Grundlagen des Glaubens verfälscht. Besonders bemerkenswert sind die Manipulationen, die am christlichen Glauben vorgenommen wurden. Gegen Ende des fünften Jahrhunderts wurde der Glaube an die Einheit Allahs vollkommen verändert und das Dogma der Dreifaltigkeit ersetzte das Konzept der absoluten Einheit und Einzigkeit Allahs. Religiös interessierte und gebildete Menschen unserer Tage haben jedoch zunehmend Schwierigkeiten, diese unlogische Lehre zu akzeptieren und distanzieren sich von den offiziellen Kirchen. Der Papst hat darauf reagiert, indem er wissenschaftliche Forschungen initiiert hat, die auf eine Rückkehr des Christentums zur ursprünglichen Lehre von der Einheit Gottes abzielen.

Allah ist „Einer“. Diese Aussage ist klar und eindeutig genug, um die Unwahrscheinlichkeit der Existenz eines zweiten Gottes zu verdeutlichen. Der Dichter sagt dies mit den Worten:

„Er ist der Einzige, der existiert,

Er ist Einer ganz allein.

Es gibt nur den Einen, Einzigen, der ist!“

Der Glaube an die Einheit Allahs sollte einleuchtend genug sein, um auszuschließen, dass es eine Möglichkeit für die Existenz eines zweiten Gottes geben könnte. Der Islam betont und postuliert diese Art von Glauben an die Einheit Allahs und dieser Glaube ist der erste Schritt zum Eintritt in den Islam. Unzählige Tore zu Allahs Gnade, Segen, Wohltaten und Großzügigkeit eröffnen sich für die, die es wagen, diesen bedeutsamen Schritt zu tun.

So ertrug Bilâl al-Habaschî – möge Allah mit ihm zufrieden sein – die schrecklichen Foltern, mit denen die Götzenanbeter versuchten, ihn durch Gewalt zu ihrer Religion der Vielgötterei zurück zu bringen, indem er, von religiöser Ekstase ergriffen, immer wieder die Worte ‚Ahad, Ahad’ (‚Einer, Einer’) wiederholte. In Anerkennung seiner Standhaftigkeit wurde ihm die Ehre zuteil, der erste Gebetsrufer (Mu’adhdhin) des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – zu werden.

Selbst eine noch so winzige Unzulänglichkeit in Fragen des Glaubens lässt sich nicht durch eine Vielzahl rechtschaffener Taten wieder gut machen. Als Beispiel dafür könnte Jemand dienen, der jede Art von Aufmerksamkeit sehr wohl zu schätzen weiß, jedoch keine Verletzung seiner Ehre ertragen kann. Derart betrachtet ist Blasphemie nichts anderes als eine Beleidigung der erhabenen Größe Allahs, ein Akt des Frevels gegenüber Seiner glorreichen Majestät. Dies ist der Grund, weshalb Götzenanbetung als unverzeihlich gilt. Zu glauben ist die erste Forderung Allahs an Seine Diener, danach erst kommen gute Werke.

Während der Schlacht von Uhud erschien ein mutiger Mann namens Amr ibn Thâbit – möge Allah mit ihm zufrieden sein – in der Gegenwart des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden –, um den Islam anzunehmen. Als er die Heftigkeit des Schlachtgetümmels bemerkte, fragte er den Propheten, ob er direkt am Kampf teilnehmen oder zuerst das Bekenntnis der Einheit Allahs ablegen solle. Der Prophet – Allahs Segen und Friede seien auf ihm – sagte:

„Lege erst das Glaubensbekenntnis ab, dann ziehe in die Schlacht!“

So bekannte Amr ibn Thâbit, wie ihm gesagt worden war, zuerst seinen Glauben. Als der Gesandte Allahs – Segen und Friede seien auf ihm – nach der Schlacht seinen Körper unter denen der Märtyrer erblickte, sagte er:

„Wenig hat er getan, doch Gewaltiges hat er gewonnen!“[5]

Der Einheitsglaube verlangt, zu bekennen, dass Allah der Eine, Einzige und Einzigartige ist, der keinen Partner hat. Er beinhaltet die Negation von Dualität. Dies ist der Palast des Glaubens, in dem den Menschen der herrlichste Platz auf dem Thron angeboten wird. Oder, wie es Yunus Emre in solch schönen Worten ausdrückt:

„Wir bedürfen des Palastes der Einheit

und der Verkündung froher Botschaft.

Entwinde dich der Vorstellung der Dualität

und deinem Ego, O der du (Sein) Diener bist“

Weil die göttliche Einheit eine Eigenschaft Allahs ist, die Seiner erhabenen Größe Ausdruck verleiht, wird sie häufig im Bittgebet benutzt, um Seine Gunst zu erbitten. Der Gesandte Allahs – Segen und Friede seien auf ihm – empfahl seinen Gefährten, die göttlichen Eigenschaften, und davon ganz besonders die der Einheit, in ihren Anrufungen zu verwenden, damit ihre Gebete erhört würden.

´Ubâda ibn Sâmit – möge Allah mit ihm zufrieden sein – berichtete, dass der Gesandte Allahs sagte – Segen und Friede Allahs seien auf ihm:

„Lasst die, die in der Nacht erwachen, diese Anrufung benutzen:

Es gibt keine Gottheit außer Allah. Er ist Einer, ohne Partner; Sein ist die Herrschaft und Ihm gebührt aller Lobpreis und Er ist der über alle Dinge Bestimmende. Ihm gebührt aller Lobpreis, erhaben über jegliche Unzulänglichkeit ist Er der Größte. Alle Macht und alle Kraft zum Gebet und Gottesdienst sind von Allah.’“

Und der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – fuhr fort:

„Wenn derjenige dann sagt: ‚O mein Herr, vergib mir!’ oder um etwas anderes bittet, wird seine Bitte erhört und wenn er die Gebetswaschung vollzieht und sein Gebet verrichtet, wird dieses von ihm angenommen.“[6]

Ein anderes Mal sagte er – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden:

„Wenn jemand die Hilfe Allahs erbitten will, soll er zuerst die Gebetswaschung vollziehen und dann zwei Gebetseinheiten verrichten. Dann soll er Allah lobpreisen und Segenswünsche auf Seinen Gesandten sprechen und Allah mit folgenden Worten anrufen:

Es gibt keine Gottheit außer Allah, dem Milden, dem Großzügigen, dem Herrn des gewaltigen Thrones! Er ist erhaben über alles, was sie Ihm zuschreiben und Ihm gebührt aller Lobpreis. O mein Herr, ich bitte Dich, Lass’ meine Taten Mittel sein, Deine Barmherzigkeit zu erlangen und gewähre mir Deine Vergebung und bewahre mich vor allen Arten von Sünden und mach’ mich frei von (Streben nach) Reichtum und Vorteilen. Lass’ keine meiner Sünden und Fehler bestehen! O mein Herr, Lass’ mich das tun, was Dein Wohlgefallen findet, o All-Gnädiger, All-Barmherziger!’“[7]

5. Mukhalafât lil-Hawâdith – Die Einzigartigkeit Allahs

Allah ist nicht mit irgendetwas vergleichbar. Er ähnelt keinem Seiner Geschöpfe. Deshalb ist Er erhaben über alle Eigenschaften jeder Art von Verkörperung. Eine der Hauptursachen von Kontroversen in den verfälschten Religionen unserer Zeit hat mit diesem Punkt zu tun. Diese Religionen sind in die Irre gegangen, indem sie bestimmten Eigenschaften Allahs, wie Seiner Transzendenz oder Seiner Unvorstellbarkeit und Unbeschreiblichkeit, nicht die entsprechende, absolut notwendige Bedeutung beigemessen haben. Stattdessen haben sie Allah in ihren Schriften, entsprechend ihrer eigenen Vorstellung, viele Züge und Eigenschaften von Verkörperung und Körperlichkeit zugeschrieben. Selbst solche Unzulänglichkeiten wie Vergesslichkeit, Ermüdung, Reue, Unachtsamkeit und Verwirrung haben sie Ihm angedichtet. Gemäß ihren Schriften bestimmt Allah zum Beispiel, dass eine Flut kommen solle, vergisst aber später Seinen Befehl, um dann mit Erstaunen festzustellen, dass alles von Wasser bedeckt ist. Erst da erinnert Er sich an Seinen Befehl und nachdem Er sichergestellt hat, dass alle Geschöpfe in der Arche sind, verschließt Er selbst persönlich hastig deren Tür. In einer anderen ihrer Schriften findet ein Ringkampf zwischen Allah und dem Propheten Ya´qûb – Friede sei auf ihm – statt, in dem dieser Allah bezwingt. Über diese und viele andere unlogische Erzählungen hinaus ist bekannt, dass die Kinder Isrâ’îls Uzair und die Christen ´Îsâ (Jesus) als ‚Sohn Gottes’ bezeichneten.[8] Allah sagt im heiligen Qur’ân über ihre Versuche, den Glauben entsprechend ihren eigenen Vorstellungen zu verändern:

„Und sie haben Allah nicht richtig eingeschätzt, so wie es Ihm gebührt. Und am Tage der Auferstehung wird die ganze Erde in Seinem Griff sein, und die Himmel werden in Seiner Rechten zusammengerollt sein. Preis sei Ihm! Hoch Erhaben ist Er über das, was sie (Ihm) beigesellen.“ (39:67)

„... Es gibt nichts, was Ihm vergleichbar ist und Er ist der All-Hörende, der All-Sehende“ (42:11)

Sprich: ‚Er ist Allah, ein Einziger, Allah, der ewig aus sich selbst Bestehende. Er zeugt nicht und wurde nicht gezeugt und keiner ist mit Ihm vergleichbar.” (112:1-4)

Als das Siegel der Propheten – Segen und Friede Allahs seien auf ihm – hörte, wie jemand Allah mit den folgenden Worten bat:

O mein Herr, o Du Einziger, o Du ewig aus sich selbst Bestehender, Du zeugst nicht und wurdest nicht gezeugt und keiner ist mit Dir vergleichbar, ich bitte Dich bei Deiner Barmherzigkeit, vergib’ meine Sünden, Du bist der All-Verzeihende, der All-Barmherzige!“ sagte er: „Ihm ist vergeben! Ihm ist vergeben! Ihm ist vergeben!“[9]

Yunus Emre, dem diese frohe Botschaft wohlbekannt war, suchte seine Zuflucht bei Allah mit diesen Worten:

„O mein wahrer Gott, o mein wahrer Gott

keiner ist wie Du, mein Gott

Verzeih’ Du uns uns’re Sünden

O mein all-barmherz’ger Gott“

6. Qiyâm bi-Nafsihi – Allahs Aus-sich-selbst-Bestehen

Allah ist der für immer aus-sich-selbst-Bestehende und ewig Existierende. Sein heiliger Name al-Qayyûm, ist Ausdruck dieser göttlichen Eigenschaft, der ewigen, aus sich selbst bestehenden Existenz Allahs, die keinen Anfang und kein Ende hat und niemals irgendeiner Form von Unterstützung oder Hilfe Anderer bedarf. Im heiligen Qur’ân heißt es dazu:

O ihr Menschen, ihr seid Bedürftige gegenüber Allah, Allah aber ist Derjenige, der auf keinen angewiesen ist; dem aller Lobpreis gebührt.“ (35:15)

... und Allah ist auf niemanden von allen Welten angewiesen.“ (29:6)

Die göttliche Botschaft sagt klar und eindeutig, dass Allah keinerlei Hilfe oder Unterstützung für Seine Existenz bedarf. Daraus folgt, dass Allah ununterbrochen und für immer aus sich selbst bestehend ist.

Wenn jemand diese göttliche Eigenschaft nicht begreift, anerkennt und vollkommen daran glaubt, ist sein Glaube fehlerhaft, unvollkommen und nichtig, weil er Allah in seiner Vorstellung auf die gleiche Stufe wie Seine Geschöpfe stellt.

Allah ist erhaben über jene Eigenschaften, die alles andere außer Ihm kennzeichnen. Die Herzen derer jedoch, die im Glauben gewachsen sind, erfüllt stets der göttliche Name des ewig aus sich selbst Bestehenden, al-Qayyûm. Sie lassen alles andere hinter sich und mit dem Segen dieser Anrufung verbinden sie sich, Ihre Herzen und Seelen, mit Allah dem Erhabenen, um in Seiner göttlichen Gegenwart aufzugehen und weiter zu bestehen. So liegt der Geschmack, der den Gottesdiener bei der Anrufung dieses heiligen Namens erfreut, in der Loslösung von jeglicher Abhängigkeit außer der von Allah.

So rief einer der Prophetengefährten Allah mit folgenden Worten an:

O mein Herr, aller Lobpreis gebührt Dir! Du bist der alle Gaben großzügig Gewährende, es gibt keine Gottheit außer Dir! Du bist der Schöpfer der Himmel und der Erde, der majestätisch Erhabene und Freigiebige. Du bist der ewig Lebendige, der ewig aus sich selbst Bestehende. O mein Herr, ich bitte Dich und rufe Dich an durch Deine Namen!...

Als der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – dieses Gebet hörte, fragte er seine Gefährten: „Wisst ihr, womit dieser Allah anruft und bittet?“

und sie antworteten: „Allah und Sein Gesandter wissen es am besten!“

Da sagte der Prophet – Segen und Friede Allahs seien auf ihm:

„Ich schwöre bei Dem, in dessen Hand meine Seele liegt, dass er Allah mit Seinem größten Namen angerufen hat. Und wer Allah mit Seinem größten Namen anruft, dessen Gebet wird angenommen und dessen Bitte wird erhört.“[10]

 

[1] Kitâb al-´Arba´în

[2] Im Türkischen wird ‚Mehmet’, eine Abwandlung des Namens Muhammads – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden –, gelegentlich als Bezeichnung für alle, die zur Gemeinschaft des Propheten gehören, benutzt.

[3] Bukhârî

[4] Muslim

[5] Mahmud Sami Ramazanoğlu, Uhud Gazvesi, 35

[6] Bukhârî, Tahajjud, 21

[7] Tirmidhî, Witr, 17

[8] Siehe 9:30.

[9] Abû Dawûd, Salât, 179

[10] Tirmidhî