Bedeutung und Ziele des Fastens

„Der Monat Ramadân ist es, in dem der Qur’ân herabgesandt wurde, als Rechtleitung für die Menschen und klarer Beweis der Rechtleitung und der Unterscheidung.“(Qur’ân, 2:185)

Der heilige Monat Ramadân ist gesegnet durch eine Vielzahl göttlicher Gnaden, die Allah der Allmächtige uns in dieser Zeit gewährt. Es ist der Monat, in dem wir uns der Gaben erinnern, die Allah uns geschenkt hat und die wir in der Regel als selbstverständlich betrachten, ohne uns dafür ausreichend dankbar zu zeigen.

Das Ziel des Fastens besteht darin, die Gottesfurcht (Taqwâ) zu stärken und das selbstsüchtige Ego (Nafs) zu zügeln und unter Kontrolle zu bringen. Das Fasten muss mit einer gottesdienstlichen Einstellung verbunden sein, wenn wir wirklich von seinen Segnungen profitieren wollen. Durch das Fasten können wir Qualitäten wie Geduld, Willenskraft und eine gewisse Distanz zu den ständig präsenten niederen Wünsche des Nafs entwickeln. Wie ein Schild schützt das Fasten die Würde des Gläubigen, indem es ihn zeitweise von der, an das Tierreich erinnernden, ununterbrochenen Beschäftigung mit Essen und Trinken befreit.

Ein weiterer Nutzen des Fastens besteht darin, dass es Mut und Widerstandskraft für Zeiten von Hunger und Leid gibt. Daneben lehrt es uns, die Gnadengaben Allahs des Allmächtigen zu schätzen. Wenn wir fasten, beginnen wir, die Probleme der Armen zu begreifen, die nicht genug zu essen haben und können so unser Mitgefühl ihnen gegenüber stärken. Diese Art von Verständnis verhindert soziale Unruhen und begrenzt die Klassenunterschiede. Mit Sicherheit können wir behaupten, dass die Natur der verschiedenen Formen von Gottesdienst im Islam das Entstehen von extremen Klassenunterschieden, wie wir sie bei anderen Nationen beobachten können, verhindert. Beim Fasten (Saum) sind, wie im Gebet (Salât), alle Menschen gleich vor Allah und niemand kann sich, außer mit einem triftigen Grund, diesen Formen des Gottesdienstes entziehen.

Das Fasten war auch, wegen seiner vielfältigen Nutzen, schon den Gemeinschaften der früheren Propheten zur Pflicht gemacht worden, wie uns im heiligen Qur’ân berichtet wird:

O ihr Gläubigen! Das Fasten ist euch vorgeschrieben, so wie es denen vorgeschrieben war, die vor euch waren, auf dass ihr Gottesfurcht erlangt. (Es ist) eine bestimmte Zahl von Tagen.“ (2:183-184)

Der Islam verlangt von den Gläubigen verschiedene Arten von Gottesdienst, die jeweils der Heilung unterschiedlicher spiritueller Krankheiten oder Unzulänglichkeiten dienen. Diese Krankheiten häufen sich besonders in den scheinbar guten Zeiten des Wohlstandes und Überflusses. In der ersten Phase des Islam in Mekka waren den Muslimen solche spirituellen Krankheiten unbekannt, weil sie in der damaligen, äußerst schwierigen Situation, als kleine, verfolgte Minderheit, ganz mit dem Kampf ums Überleben beschäftigt waren. Nach der Auswanderung nach Medina besserte sich jedoch die wirtschaftliche Lage der Muslime wesentlich. Darüber hinaus befanden sie sich nun in Sicherheit vor der Verfolgung durch die ungläubigen Mekkaner. Um die Muslime vor den Gefahren, die mit dem Missbrauch zunehmenden Wohlstandes und dem Genuss einer großen Zahl von Gütern einhergehen, zu schützen, war es notwendig, eine Form der Entsagung von weltlichen Dingen oder eine Begrenzung beim Gebrauch von Besitztümern zu verordnen. Um die spirituelle Gesundheit der Gläubigen zu bewahren, wurde es nötig, das Fasten einzuführen.

In der Tat ist das Fasten ein Heilmittel gegen physische und spirituelle Erkrankungen zugleich. Deshalb ist es für eine bestimmte Zahl von Tagen und nicht für das ganze Jahr vorgeschrieben. Denn wenn bestimmte Heilmittel gegen akute Erkrankungen auf Dauer eingenommen werden, gewöhnt sich der Körper an sie und sie verlieren ihre Wirkung. Das gleiche gilt auch für das Fasten: Wenn wir ununterbrochen fasten, würde dies nicht mehr unsere Krankheiten heilen, sondern möglicherweise sogar unsere körperlichen Kräfte schwächen, so dass wir den alltäglichen Verantwortungen nicht mehr richtig nachkommen könnten, die der Islam ja auch von uns verlangt. Deshalb erlaubte es der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – seinen Gefährten nicht, jeden Tag zu fasten.

Es ist Pflicht für alle Muslime, den gleichen Monat des Jahres, den Ramadân, zu fasten. Dies stärkt zum Einen die Gemeinschaftsbande der Umma und erleichtert zum Anderen das Fasten. Dieses Gefühl der Einheit und Gemeinsamkeit gibt unserem spirituellen Leben zusätzlichen Reichtum und Lebendigkeit. Ein weiterer Aspekt des Fastens im Ramadân ist, dass es sich um einen Mond-Monat handelt, der sich von Jahr zu Jahr gegenüber dem Sonnen-Kalender und damit von einer Jahreszeit zur nächsten verschiebt, so dass das Fasten eine Zeitlang in die kalten Wintermonate und nach einigen Jahren in die heißen Sommermonate fällt. Weil so alle Tage des (Sonnen-)Jahres für eine Zeit dem Ramadân ihren Respekt erweisen, werden sie allesamt von ihm gesegnet. Diese Unterschiedlichkeit der Fastenzeit vermittelt darüber hinaus die Möglichkeit zur Erfahrung einer Vielzahl verschiedenartiger spiritueller Freuden und Geschmäcke. Dies macht dem Gläubigen das Fasten leichter und den Ramadân jedes Jahr zu einem neuen Erlebnis. In den entsprechenden Qur’ânversen wird die Weisheit des Gebotes zu fasten deutlich. So sagt Allah dort zuerst allgemein:

„O ihr Gläubigen! Das Fasten ist euch vorgeschrieben,“

dann erwähnt Er, wie um es uns leichter zu machen:

„so wie es denen vorgeschrieben war, die vor euch waren,“

um dann darauf hinzuweisen, dass es ja nicht für das ganze Jahr vorgeschrieben ist:

(Es ist) eine bestimmte Zahl von Tagen.“ (2:183-184)

Anschließend zählt Allah die Vorzüge des Fastens und seine Bedingungen auf:

Der Monat Ramadân ist es, in dem der Qur’ân herabgesandt wurde, als Rechtleitung für die Menschen und klarer Beweis der Rechtleitung und der Unterscheidung. Wer also von euch in dem Monat zugegen ist, der soll in ihm fasten. Und wer krank ist oder auf Reisen, soll eine Anzahl anderer Tage (fasten) - Allah will es euch leicht, Er will es euch nicht schwer machen - damit ihr die Frist vollendet und Allah rühmt, dass Er euch rechtgeleitet hat und damit ihr dankbar seid.“ (2:185)

Dieser Vers verdeutlicht auch, dass das Ziel des Fastens im Lobpreis Allahs und Danksagung an Ihn besteht. In diesem Sinne wirkt sich das Fasten auch positiv auf die anderen Formen des Gottesdienstes aus. Der Meister Schaqîq al-Balkhî sagte:

„Allah so anzubeten, wie es Ihm gebührt, ist eine schwierige Kunst. Doch es ist möglich durch Rückzug in die Einsamkeit und Fasten.“

Eine Reduzierung der Nahrungsaufnahme wird auch in der modernen Medizin oft als Beitrag zu Heilungsprozessen anerkannt und genutzt. Richtige Ernährung ist auch nach Auffassung der Schulmedizin ein entscheidender Faktor für die menschliche Gesundheit. Durch das Fasten üben die Gläubigen sich in der dafür nötigen Selbst-Disziplin.

Hunger ist darüber hinaus eine starke Medizin, um das Nafs (Ego) unter Kontrolle zu bringen. Wie überliefert wird, war das Nafs vom Augenblick seiner Erschaffung an, voller Stolz und Überheblichkeit. Es erdreistete sich, zu seinem Herrn und Schöpfer, Allah dem Allmächtigen, zu sagen: „Du bist du und ich bin ich!“

Als der Allmächtige es daraufhin mit Hunger strafte, erkannte es schließlich seinen Fehler und gestand seine Schwäche und Nichtigkeit vor seinem Schöpfer ein. Es gibt also für die Gesundung des Nafs kein besseres Heilmittel als den Hunger.

Meister Jalâluddîn Rûmî sagt:

„Die wahre Nahrung des Menschen ist das Licht Allahs. Zu viel materielle Nahrung zu sich zu nehmen ist nicht gut für ihn. Seine wirkliche Nahrung besteht aus göttlicher Liebe und Verstehen.

Unzufriedenheit rührt oft daher, dass der Mensch die Nahrung seiner Seele vergisst und sich nur um die Versorgung seines Körpers kümmert. Doch dieser Körper kann nie genug bekommen. Vor Gier wird sein Gesicht ganz bleich, seine Knie zittern und sein Herz schlägt unruhig.

Wo ist die Nahrung dieser Welt? Und wo ist die Nahrung der Ewigkeit?!“

Allah sagt über die Märtyrer:

... doch sie sind lebendig, bei ihrem Herrn (und werden dort) versorgt.“ (3:169)

Für diese spirituelle Versorgung bedarf es keiner Münder oder Körper!

Und der weise Prophet Luqmân – Allahs Friede sei auf ihm – gab seinem Sohn den Rat:

„Wenn dein Bauch voll ist, wird dein Verstand schläfrig und unaufmerksam gegenüber der Weisheit, und deine Glieder werden träge beim Verrichten des Gottesdienstes.“

Einer der Gottesfreunde sagte:

„Ich suche Zuflucht bei Allah vor dem Sufi, der sich den Bauch vollschlägt und sich so mit Übel vollstopft!“

´îscha, die Mutter der Gläubigen – möge Allah mit ihr zufrieden sein – sagte:

„Versucht die Tore des himmlischen Reiches (Malakût) zu öffnen!“

Sie fragten: „Wie?“

Da antwortete sie: „Durch Hunger und Durst!“

Der große Gottesfreund Mahmut Sâmî Ramazanoğlu betont in seinem Buch Mukerrem Insan, wie äußerst wichtig es ist, wenig zu essen:

„Man fragte die Ärzte: ‚Was ist die beste Medizin?’

und die Weisen: ‚Was gibt dem Menschen die größte Kraft zum Gottesdienst?’

und die Asketen: ‚Was stärkt am Meisten das Band zum Allmächtigen?’

und die Gelehrten: ‚Was ist das Beste, um Wissen zu erlernen?’

und die Prinzen: ‚Was gibt dem Essen den köstlichsten Geschmack?’

Und sie alle antworteten: ‚Wenig zu essen!’“

Es hat eine Vielzahl von Vorteilen, wenig zu essen, das heißt, nicht so viel zu essen, bis der Bauch voll ist:

1. Bei leerem Magen sind Herz und Verstand klar, das Gedächtnis ist stärker. Bei vollem Bauch wird das Gedächtnis träge und neigt zur Vergesslichkeit.

2. Mit leerem Bauch ist das Herz milde und freudig bereit zum Gottesdienst. Bei vollem Bauch wird das Herz empfindungslos und zeigt sich widerwillig beim Verrichten von Gottesdienst.

3. Bei leerem Magen ist das Herz empfindsam, demütig und bescheiden. Ein voller Magen macht hartherzig, hochmütig, stolz und überheblich.

4. Bei leerem Magen erinnert man sich an die Armen und Hungrigen, wohingegen jemand, dessen Magen voll ist, nie an die Armen und Bedürftigen denkt.

5. Bei leerem Magen werden die Begierden und Wünsche des Nafs gebrochen, bei vollem Bauch findet das Übles gebietende Nafs seine Stärke.

6. Bei leerem Magen ist der Körper in einem agilen und aufmerksamen Zustand, bei vollem Bauch ist er schläfrig und unachtsam.

7. Bei leerem Magen ist man bereit zur Anbetung und zum Gottesdienst für Allah, wenn der Magen voll ist, fühlt man sich schläfrig und schlapp.

8. Mit leerem Magen fühlt sich der Körper gesunder und Krankheiten verschwinden. Zu viel Essen überlastet den Körper und macht ihn krank.

9. Bei leerem Magen fühlt sich der Körper leicht und aktionsbereit, so dass der Mensch fröhlich ist.

10. Bei leerem Magen ist man eher zu Großzügigkeit und Freigiebigkeit gegenüber den Bedürftigen bereit. Darüber hinaus wird der Genügsame während der größten Hitze am Tage der Auferstehung einen Zustand der Kühle erfahren und Schatten finden. Wer jedoch niemals hungrig war, wird auch kein Verständnis für das Leiden der Armen entwickeln. Ständige Völle erzeugt einen Zustand, der mit Geiz beginnt und mit Verschwendung endet und so letztendlich zur Vernichtung führt. Ein voller Magen verstärkt die Aktivitäten und Begierden des Nafs, während Mäßigung beim Essen zur Meditation und Empfindsamkeit gegenüber dem Göttlichen einlädt.

Alle oben genannten, das Fasten betreffenden Vorzüge finden sich zusammengefasst in den Worten des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – wieder:

„Fastet und ihr werdet gesund sein!“[1]

Die Praxis der großen Propheten Allahs verdeutlicht die Bedeutung des Fastens auf dem Wege zur spirituellen Vervollkommnung. Das Fasten war schon immer eine der effektivsten Methoden, die Allah der Allmächtige zur Vorbereitung der Propheten auf ihre Mission benutzte. Durch das Fasten wurden sie auf den Empfang der göttlichen Offenbarung eingestimmt.

So fastete zum Beispiel der Prophet Mûsâ – Friede sei mit ihm – vierzig Tage und Nächte, als er auf dem Berg Sinai darauf wartete, die göttliche Offenbarung zu erhalten. Nach dieser Fastenzeit wurde ihm die Taurât (Torah) herabgesandt.

Ebenso fastete ´Îsâ – Friede sei mit ihm – vierzig Tage, bevor ihm die ersten Worte des Injîl (Evangelium) offenbart wurden.

Der Prophet Muhammad – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – verbrachte, bevor ihm der Qur’ân herabgesandt wurde, einen ganzen Monat allein in der Höhle von Hîra, nahe Mekka, in verschiedenen Formen von Gottesdienst und Gebet. Am Ende dieser Vorbereitungszeit erhielt er vom Erzengel Jibrîl die himmlische Botschaft und sein Herz wurde erfüllt mit dem Licht göttlicher Segnungen.

All dies zeigt, dass der Nutzen des Fastens viel mehr im Spirituellen als im Körperlichen liegt. Deshalb sollte unser Ziel beim Fasten ausschließlich darin bestehen, durch diese Art des Gottesdienstes das göttliche Wohlgefallen Allahs des Allmächtigen zu erlangen. Wenn wir um weltlicher Ziele willen, wie dem Einsparen von Ausgaben für Nahrungsmittel oder um Übergewicht zu verlieren, fasten, entgeht uns der wahre Nutzen. Das Gleiche gilt für andere Arten des Gottesdienstes: Wer seine täglichen Gebete nur verrichtet, um durch die körperliche Übung fit zu bleiben, zählt nicht zu denen, die die Gebote Allahs erfüllen. Er ist jemand, der unter dem Deckmantel des Gottesdienstes dem Kommando seines Egos folgt.

Alle Formen von Gottesdienst sollten deshalb nur zu einem einzigen Zweck verrichtet werden: Das Wohlgefallen Allahs des Allmächtigen zu erlangen.

Um tatsächlich dazu in der Lage zu sein, ist es notwendig, das Herz darin zu üben und dazu zu erziehen und es von niederen Beweggründen zu befreien, denn solange wir von egoistischen Zielen besessen sind, können wir das göttliche Wohlgefallen wohl nie erreichen.

Um des vollen Segens des heiligen Monats Ramadân teilhaftig zu werden, sollte man sich deshalb an die folgenden Empfehlungen des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – halten:

1. Häufig das Glaubensbekenntnis zu wiederholen

2. Allahs Vergebung (Istighfâr) zu erbitten und Seiner zu Gedenken (Dhikrullah)

3. So viel wie möglich rechtschaffene Werke (A´mâlu s-sâliha) zu verrichten, um uns dadurch dem Paradies zu nähern

4. Sich von all dem fernzuhalten, was verboten (harâm) ist, um sich so von den Flammen des Höllenfeuers zu entfernen

5. Großzügig wohltätige Spenden zu geben und denen, die gebrochenen Herzens sind, Freude zu bringen

6. Die fastenden Gläubigen zum Fastenbrechen (Iftâr) einzuladen

Natürlich gibt es keine Grenze dessen, was man an guten Werken tun kann. Jeder sollte sein Bestes tun, im Wetteifern darum, der Gemeinschaft der Muslime gute Dienste zu erweisen.

Der heilige Ramadân ist ein Zeitraum, der zur moralischen und charakterlichen Vervollkommnung der Gläubigen dient. So, wie wir dabei im Ramadân darauf achten, nicht zu essen, müssen wir uns ebenso davor hüten, schlechte Worte in den Mund zu nehmen oder üble Nachrede (Ghîba) zu begehen. Ansonsten verfehlen wir das Ziel des Fastens, das für den Gläubigen in der Vervollkommnung guten Benehmens besteht. Der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – sagte dazu:

„Das Fasten ist ein Schutzschild für den Fastenden, solange er sein Fasten nicht verletzt.“

Die Gefährten fragten Ihn: „Wodurch wird es denn verletzt?“

Da antwortete er: „Durch Lügen und üble Nachrede!“[2]

Denn diejenigen, die lügen und Übles nachreden, enthalten sich zwar tagsüber körperlich des erlaubten (halâl) Essens und Trinkens, doch brechen sie gleichzeitig im geistigen Sinne ihr Fasten, indem sie durch Lügen und üble Nachrede das ihnen verbotene (harâm) Fleisch ihrer Mitmenschen verzehren. So machen sie ihr Fasten zunichte. Der Meister Sufyân ath-Thaurî sagte, aus der Sicht der Gottesfurcht, über solche Leute:

„Üble Nachrede bricht das Fasten!“

Und der berühmte Gelehrte Mujâhid sagte ebenfalls:

„Üble Nachrede und Lügen brechen das Fasten!“

Über diejenigen, die ihre Gebete und ihr Fasten mit übler Nachrede, Verleumdungen und durch Verletzen Anderer in acht- und gefühlloser Weise vergiften, sagte der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden:

„Manch Einer fastet und hat von seinem Fasten nichts als Hunger. Manch Einer verbringt die Nacht im Gebet und hat nichts von seinem Gebet außer verpasstem Schlaf!“[3]

Und in einer anderen, ähnlichen Überlieferung heißt es:

„Wer das Lügen und schlechte Taten nicht unterlässt, von dem braucht Allah nicht, dass er auf sein Essen und Trinken verzichtet!“[4]

All diese Aussagen machen deutlich, wie wichtig es ist, besonders im Ramadân unser Verhalten zu kontrollieren. Wir müssen uns gedanklich und im Herzen auf das Fasten einstellen, damit wir nicht achtlos und unvorsichtig werden. Unsere Gebete müssen wir mit besonderer Sorgfalt verrichten, unsere Seelen durch vermehrtes Gottesgedenken stärken, den Qur’ân mit aufmerksamem Verstand und Herzen rezitieren, unseren Besitz und unser Bewusstsein reinigen, indem wir Zakât und vermehrt freiwillige Spenden geben. Wir dürfen nicht vergessen, dass der Ramadân der Monat der Offenbarung des heiligen Qur’ân ist und sollten uns deshalb besonders darum bemühen, seine Vorschriften in unserem Leben in die Tat umzusetzen.

Die wirkliche Rezitation des Qur’ân findet im Herzen statt. Die äußeren Augen sind wie die Gläser einer Brille für das Herz. Zwischen dem Monat Ramadân und dem heiligen Qur’ân besteht eine enge Verbindung; der Ramadân ist die Zeit, in der die Stimme des Qur’ân am deutlichsten zu vernehmen ist. Wir sollten dieser Stimme unser Gehör schenken, denn sie erinnert uns an unser wahres und endgültiges Ziel, an dem wir nach dem Tode angelangen werden. Allahs Gesandter – Segen und Friede seien auf ihm – sagte:

„Das Fasten und der Qur’ân werden am Tag der Auferstehung für den Diener Fürsprache einlegen.“[5]

„Das Fasten ist die Hälfte der Geduld.“[6]

Wie weiter überliefert wird, ist der Lohn des Fastens Allah dem Allmächtigen vorbehalten:

Alle Taten des Sohnes Adams sind für ihn selbst, außer dem Fasten, denn das ist für Mich und Ich bin es, der ihn dafür belohnt![7]

Und im heiligen Qur’ân zählt Allah diejenigen auf, die Seiner Vergebung und gewaltigen Gotteslohnes teilhaftig werden und erwähnt dabei diejenigen, die fasten:

Wahrlich, die ergebenen Männer und die ergebenen Frauen, die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen, die gehorsamen Männer und die gehorsamen Frauen, die wahrhaftigen Männer und die wahrhaftigen Frauen, die geduldigen Männer und die geduldigen Frauen, die demütigen Männer und die demütigen Frauen, die Männer, die Almosen geben, und die Frauen, die Almosen geben, die Männer, die fasten, und die Frauen, die fasten, die Männer, die ihre Keuschheit wahren, und die Frauen, die ihre Keuschheit wahren, die Männer, die Allahs häufig gedenken, und die Frauen, die (Allahs häufig) gedenken - Allah hat ihnen (allen) Vergebung und gewaltigen Lohn bereitet.“ (33:35)

Der Gesandte Allahs – Segen und Friede seien auf ihm – beschrieb den Lohn des Fastenden folgendermaßen:

„Der Fastende erlebt zwei Freuden: Die erste, wenn er sein Fasten bricht und die zweite, wenn er seinem Herrn begegnet.“[8]

Worin dieser Lohn bei der Begegnung mit unserem Herrn besteht bleibt jedoch Sein Geheimnis, damit unser Verlangen und unser Wunsch zu Fasten noch größer werden, so wie bei manchen weltlichen Wettbewerben der Gewinn geheim gehalten wird, um die Spannung zu erhöhen.

Das Fasten ist eine Form des Gottesdienstes, die einen lehrt, die Gnadengaben Allahs des Allmächtigen zu schätzen. Der Fastende erhält Gelegenheit, die Schwierigkeiten der Armut und des Hungers zu erfahren und zu begreifen. Durch das Fasten befreit sich der Gläubige für eine Zeit vom Joch des materiellen Daseins und erlernt die edle Tugend der Selbstkontrolle.

Zusätzlich zum Fasten ist es Sunna, im Ramadân nach dem Nachtgebet gemeinschaftlich das Tarâwîh-Gebet zu verrichten. Vielerorts wird in diesem Gebet im Laufe des Ramadân einmal der ganze Qur’ân von Anfang bis Ende rezitiert. Man sollte jedoch darauf bedacht sein, diese Gebete in voller Ehrerbietung und ohne Hetze zu verrichten. Unglücklicherweise hat sich in manchen Moscheen die Angewohnheit eingebürgert, das Tarâwîh-Gebet so zu verrichten, als gelte es, ein Rennen gegen die Zeit zu gewinnen.

Der Gesandte Allahs – Segen und Friede seien auf ihm – sagte:

„Allah der Erhabene hat euch das Fasten im Ramadân zur Pflicht gemacht, ich habe das Stehen im Gebet, das heißt, während der Nächte des Ramadân das Tarâwîh-Gebet zu verrichten, zur Sunna gemacht. Wer, erfüllt vom Glauben und der Hoffnung auf den Lohn Allahs, den Ramadân fastet und das Tarâwîh-Gebet verrichtet, der wird am Ende frei von Sünden sein wie ein neugeborenes Kind.“[9]

Ein weiterer wichtiger Punkt im Ramadân ist das Einnehmen der ‚Suhûr’ genannten Mahlzeit vor dem Beginn des Fastens, das heißt, vor Beginn der Morgendämmerung. Die meisten Menschen brechen zwar ihr Fasten zur rechten Zeit, vernachlässigen aber das Suhûr, weil es sehr früh eingenommen werden muss. Wir sollten uns mit ganzer Kraft darum bemühen, vor dem Fasten etwas zu uns zu nehmen, selbst wenn es nur ein Glas Wasser ist.

Der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – hat gesagt:

„Beeilt euch, das Fasten zu brechen und nehmt das Suhûr möglichst spät zu euch ...“[10]

Das bedeutet natürlich, dass man auf einen Teil seines süßen Schlafes verzichten muss, um der Empfehlung des Gesandten Allahs – Segen und Friede seien auf ihm – zu folgen, doch liegt der Segen gerade darin, Beginn und Ende des Fastentages wach und bewusst zu erleben. Deshalb betonte der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden:

„Nehmt das Suhûr zu euch, denn darin liegt Segen!“[11]

und:

„Die Menschen werden so lange auf dem rechten Wege sein, wie sie sich beim Fastenbrechen beeilen.“[12]

Um die Wirklichkeit des heiligen Monats Ramadân zu erfahren, muss man sein Herz für den herabkommenden Regen der göttlichen Vergebung und Segnungen öffnen. Felsen und Ozeane ziehen keinen Nutzen aus diesem Regen, doch fruchtbarem Land gibt er die Möglichkeit, zu erblühen. Das heißt: durch Bewusstsein der Gegenwart Allahs und Dankbarkeit für Seine Gaben machen wir das Beste aus diesem Monat. Der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – verkündete:

„Wenn der Monat Ramadân beginnt, werden die Tore des Himmels geöffnet, die Tore der Hölle werden geschlossen und die Schaytâne werden angekettet.“[13]

Das bedeutet, dass diejenigen, die im wirklichen Sinne fasten, vor dem Begehen von Sünden bewahrt sind. Wie wissenschaftliche Studien in islamischen Ländern nachweisen, fällt die Kriminalitätsrate im Ramadân regelmäßig auf den tiefsten Stand des Jahres. Das Übel Schaytâns wird in Schranken gehalten, das Ego allerdings ist nicht ganz ausgeschaltet und immer noch fähig, Schlechtes zu planen und zu tun, so dass der Gläubige nach wie vor auf der Hut sein muss, nicht seinen niederen Wünschen und den Verlockungen des Nafs zu erliegen.

In einem Prophetenwort wird überliefert, dass das Paradies sich Jahr um Jahr für den Ramadân schmückt und Allah mit den Worten bittet:

„O mein Herr! Sende mir in diesem Monat Deine Diener, auf dass sie in mir verweilen mögen!“[14]

In den Vorschriften für das Fasten ist in erster Linie von den physischen Aspekten die Rede, das heißt, dass der Fastende sich des Essens, Trinkens und sexueller Beziehungen enthalten soll. Genauso wichtig ist es jedoch, seine Seele vor tierischen Begierden und Neigungen zu schützen. Die Sufis betonen diese spirituelle Dimension und betrachten sie als unverzichtbaren Bestandteil des Fastens. Genauso wie man sich des Essens und Trinkens enthält, sollte man üble Nachrede, Lügen und andere schlechte Handlungen unterlassen. Der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – warnte ausdrücklich vor derartigem Verhalten, als er sagte:

„Wer das Lügen und schlechte Taten nicht unterlässt, von dem braucht Allah nicht, dass er auf sein Essen und Trinken verzichtet!“[15]

Wie in diesem Hadîth verlangt, sollten wir uns von allen Arten von Schlechtigkeit fernhalten, die unser Fasten gefährden könnten. Besonders vor Wut, Ärger und jeder Form von feindseligem Verhalten sollten wir uns hüten.

Allahs Gesandter – Segen und Friede seien auf ihm – sagte:

„Das Fasten ist ein Schutzschild. Derjenige der fastet, sollte sexuelle Anspielungen unterlassen, keine dummen oder ungehörigen Dinge tun und wenn ihn jemand angreift oder ihn beleidigt, sollte er ihm zweimal sagen: ‚Ich faste!’“

Und er fügte hinzu – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden:

„Bei dem, in dessen Hand meine Seele ist, der Geruch aus dem Mund des Fastenden ist Allah lieber als der Duft von Moschus.

(Allah sagt über ihn:) ‚Er hat sein Essen, Trinken und sein Verlangen um Meinetwillen aufgegeben. Das Fasten ist für Mich. Deshalb werde Ich den Fastenden dafür belohnen und den Lohn der guten Taten verzehnfachen.[16]

Der heilige Ramadân wird auch als ‚Monat der Geduld’ bezeichnet. Manche Qur’ânkommentatoren erklären das arabische Wort für Fasten, ‚Saum’, mit Geduld, ‚Sabr’, indem sie auf die Ähnlichkeit der beiden Worte hinweisen. Demnach bedeutet ‚Saum’, den niederen Begierden zu widerstehen und gegenüber Schwierigkeiten und Prüfungen geduldig zu sein.

Geduld nimmt innerhalb der unterschiedlichen charakterlichen Tugenden im Islam eine zentrale Stellung ein. Geduld, so heißt es, ist der halbe Glaube und der Schlüssel zur Errettung. Durch Geduld gelangt man ins Paradies. Geduld bedeutet, gegenüber unangenehmen Ereignissen standhaft zu sein und sich dem Willen Allahs zu ergeben, ohne sein Gleichgewicht zu verlieren. Die Propheten und Gottesfreunde erlangten durch ihre Geduld hohe Stufen und göttlichen Beistand. In dieser Welt Geduld zu üben, mag oftmals unangenehm und bitter sein, doch die Früchte des jenseitigen Lohnes sind dafür umso süßer. Um die Bitterkeit des Geduldigseins leichter zu ertragen, sollten wir uns die göttlichen Gnaden, mit denen Allah uns ständig beschenkt, ins Gedächtnis rufen. Wir sollten uns bewusst sein, dass jeder Bedrängnis und Unannehmlichkeit eine göttliche Weisheit zugrunde liegt und dass uns für unsere Geduld unermesslicher Gotteslohn erwartet. Das Wichtigste ist dabei, vom ersten Auftreten einer Bedrängnis an Geduld zu zeigen. Wenn der Schmerz des Unglücks erst einmal abgeklungen ist, wird die Geduld nicht mehr als solche belohnt. Der göttliche Name as-Sabûr spiegelt sich in wunderbarer Weise in den Propheten und Gottesfreunden wider. Als höchst wichtiger Bestandteile des Erbes, das sie uns hinterlassen haben, ist die Geduld die größte Tugend in Zeiten von Glück und Unglück, von Wohlstand und Bedürftigkeit.

Um während des Fastens tatsächlich zu spüren, dass Allah ständig bei uns ist, ist es sehr wichtig, dass wir uns möglichst genau an die verschiedenen Vorschriften und Empfehlungen, wie das Einnehmen der Suhûr-Mahlzeit, das Verrichten der Tarâwîh-Gebete, Qur’ân-Rezitation, demütige und aufrichtige Bittgebete, sowie Dhikrullah, halten. Die Zeit des Iftâr, des Fastenbrechens, ist besonders segensreich und eine der Zeiten, während der Allah der Allmächtige die Bittgebete Seiner Diener annimmt. Es ist eine Zeit besonderer Nähe zu Allah. Diese Momente gemeinsam mit anderen Gläubigen zu verbringen und Allahs Segnungen mit ihnen zu teilen, ist deshalb besonders empfehlenswert, denn sie sind ein Quell göttlicher Barmherzigkeit und innerer Zufriedenheit. Deshalb empfahl uns Allahs Gesandter – Allahs Segen und Friede seien auf ihm –, das Fastenbrechen mit anderen zu teilen:

„Wer einen Fastenden zum Fastenbrechen einlädt, erhält den Lohn des Fastenden, ohne dass dessen Lohn um das Geringste verringert wird.“[17]

Als die Bedürftigen unter den Gefährten des Propheten – Allahs Segen und Friede seien auf ihm und ihnen – dies hörten, kamen sie zu ihm und sagten, dass sie nicht die Mittel hätten, jemanden zum Fastenbrechen einzuladen. Daraufhin sagte der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden:

„Wer einem Fastenden eine Dattel oder etwas Wasser oder Milch zum Fastenbrechen gibt, dem gewährt Allah der Erhabene den gleichen Lohn.“[18]

Zusätzlich zu dem vorgeschriebenen Fasten im Ramadân ist es empfohlen, freiwillig zu fasten. Eine der wichtigsten Eigenschaften der erwählten Diener Allahs ist Wahrhaftigkeit. Diese kann durch Aufrichtigkeit der Absicht und Läuterung des Egos erreicht werden. Der Prophet und seine Gefährten – Allahs Segen und Friede seien auf ihm und ihnen – pflegten häufig, trotz der wegen der großen Hitze besonders schweren Bedingungen auf der arabischen Halbinsel, freiwillig zu fasten. Sie fasteten selbst an den extrem heißen Tagen. Manche von ihnen besaßen nicht einmal genug Kleider, um ihren ganzen Körper vor der sengenden Sonne zu bedecken und waren gezwungen, sich mit ihren bloßen Händen vor der glühenden Hitze zu schützen. Unter diesen Bedingungen fasteten sie freiwillig, erfüllt vom Empfinden höchster spiritueller Freude.

Gelegentlich gibt es Situationen, in denen man sein freiwilliges Fasten aufgrund einer Einladung oder dergleichen vor dem Sonnenuntergang brechen kann. Den jeweiligen Umständen entsprechend ist es in diesen Fällen dem Gläubigen freigestellt, sein Fasten zu vollenden oder es vorzeitig zu brechen, um so seinen Gastgebern eine Freude zu machen und sein Fasten dann an einem anderen Tag nachzuholen.

Abû Sa´îd – möge Allah mit ihm zufrieden sein – berichtete den folgenden Vorfall:

„Eines Tage hatte ich Essen für den Gesandten Allahs und seine Gefährten – Allahs Segen und Friede seien auf ihm und ihnen – zubereitet. Als ich das Essen servierte, sagte einer der Gefährten: ‚Ich faste!’ Daraufhin sagte der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden: ‚Dein Bruder hat dich eingeladen und etwas für dich zubereitet und da sagst du, dass du fastest. Brich dein Fasten und hole es an einem anderen Tag nach!’“[19]

Von einer anderen Gelegenheit wird berichtet, dass der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – nicht riet, das freiwillige Fasten zu brechen:

„Der Gesandte Allahs und einige seiner Gefährten – Allahs Segen und Friede seien auf ihm und ihnen – saßen zusammen und aßen, während Bilâl fastete. Da sagte der Prophet: ‚Wir essen unsere Versorgung, während Bilâl’s Versorgung im Paradies auf ihn wartet.’“[20]

Gemäß den Aussagen dieser beiden Überlieferungen haben wir die Wahl, entsprechend den jeweiligen Umständen, unser freiwilliges Fasten zu Ende zu bringen oder es zu brechen.

Die Beurteilung unserer Handlungen ist alleine Allah dem Erhabenen vorbehalten. Die besten Augenblicke unseres Lebens sind jedoch mit Sicherheit die, die wir mit Ihm und für Ihn verbringen. Wenn man uns in unser Grab legt, werden all unsere vergänglichen Erinnerungen mit uns begraben. Nur die guten Taten, die wir für Allah verrichtet haben, werden uns dann von Nutzen sein. Der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – sagte:

„Wenn ein Gläubiger stirbt, findet er seine Gebete an seinem Kopfende, seine Sadaqa zu seiner Rechten und sein Fasten zu seiner Linken wieder.“[21]

Ein Leben, das man nicht um Allahs willen gelebt hat, gleicht einer Fata Morgana in der glühenden Hitze der Wüste. Es besitzt auf Dauer keine Wirklichkeit, sondern ist nur eine Illusion unserer Sinneswahrnehmung.

Aufgrund der Barmherzigkeit Allahs haben wir die Möglichkeit, dem Rat des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – folgend, die große Chance zu nutzen, die uns der heilige Monat Ramadân bietet, um Gutes zu tun und so unsere Sündenlast zu reduzieren. Der Prophet – Allahs Segen und Friede seien auf ihm – sagte:

„Wenn die Menschen wüssten, welcher gewaltiger Segen im Ramadân liegt, wünschten sie, dass das ganze Jahr über Ramadân wäre.“[22]

Der heilige Monat Ramadân ist geprägt von einer Atmosphäre des Verzeihens und der Vergebung. Alle grundlegenden Pflichten des Islam, mit Ausnahme der Hajj, können in diesem Monat erfüllt werden. Doch stimmt der Ramadân die Gläubigen auch auf die Pilgerfahrt ein, indem er ihre Verhaltensweisen und Gewohnheiten verfeinert. Die gleichen Bedingungen der Demut und Duldsamkeit sowie das Ablegen aggressiver und rebellischer Charakterzüge sind sowohl während des Fastenmonats als auch während der Pilgerfahrt gefragt.

Jeder einzelne Tag des Ramadân bietet den Gläubigen die großartige Gelegenheit, Allahs Wohlgefallen zu erlangen. Es ist eine Zeit, in der die Segnungen und göttlichen Gnaden förmlich vom Himmel herabregnen. Der Gesandte Allahs – Segen und Friede seien auf ihm – sagte:

„Der erste Teil des Ramadân ist Barmherzigkeit, der zweite Vergebung und der dritte ist Sicherheit vor dem Höllenfeuer.“[23]

Der Ramadân ist wie der Frühling, in dem die Bäume blühen und alles grünt. Ebenso erwachen im Ramadân die trockenen Bäume des Glaubens, getränkt vom Wasser guter Taten, zu neuem Leben. Wer hingegen die Segnungen des Ramadân nicht zu schätzen weiß, ist wahrlich zu bedauern, wie in dem folgenden Hadîth zum Ausdruck kommt:

„Eines Tages rief uns der Gesandte Allahs – Segen und Friede seien auf ihm – herbei und sagte, wir sollten uns eng um den Minbar[24] herum zu setzen. So kamen wir alle zusammen. Der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – begann, die Stufen des Minbar hinaufzugehen. Auf der ersten Stufe hielt er inne und sagte: ‚Âmîn!’, auf der zweiten Stufe blieb er wieder stehen und sagte: ‚Âmîn!’ und ebenso auf der dritten Stufe. Als er vom Minbar herabgestiegen war, sagten wir zu ihm:

‚O Gesandter Allahs! Heute haben wir dich etwas tun sehen, was du zuvor nie getan hast!’

Daraufhin sagte er: ‚Als ich die erste Stufe erklomm, kam Jibrîl zu mir und sagte:

‚Der Fluch Allahs sei auf denjenigen, die die Gelegenheit des Ramadân nicht nutzen, um göttliche Vergebung zu erlangen!’

Und ich sagte: ‚Âmîn!’

Als ich die zweite Stufe erklomm, sagte Jibrîl:

‚Möge der Fluch Allahs auf denjenigen sein, die bei der Erwähnung deines Namens keine Segens- und Friedenswünsche aussprechen!’

Und ich sagte: ‚Âmîn!’

Auf der dritten Stufe sagte Jibrîl dann:

‚Möge der Fluch Allahs auf denjenigen sein, die das hohe Alter ihrer Eltern oder eines von ihnen erleben und nicht (durch die Fürsorge für sie) den Lohn des Paradieses erlangen!’

Und ich sagte wieder: ‚Âmîn!’“[25]

Diese Überlieferung beschreibt in deutlichen Worten das traurige Ende derjenigen, die nicht die vielfältigen Segnungen des Monats der Vergebung, des heiligen Ramadân, durch Gottesdienst und Dienerschaft zu schätzen wissen, sowie derer, die dem Gesandten Allahs – Segen und Friede seine auf Ihm – nicht den gebührenden Respekt erweisen oder ihren greisen Eltern nicht die verdiente Fürsorge zukommen lassen.

Über das Fasten hinaus sollten die Tage des Ramadân mit rechtschaffenen Werken erfüllt und zu guten Taten genutzt werden. Besonderes Augenmerk sollte dabei den Benachteiligten der Gesellschaft gelten. Die Waisen, Witwen, Hilflosen, Armen und andere Bedürftige sollten finanziell unterstützt und nicht mit ihren Problemen alleine gelassen werden. Und sie sollten in freundschaftlicher Weise in den Arm oder an die Hand genommen werden. Erst dadurch wird der Sinn und wahre Geist des Ramadân zur Wirklichkeit. Derartige Wohltätigkeit wird die Schauer göttlicher Vergebung ohne Ende herniederregnen lassen und die rechtschaffenen Diener, die ihrem Herrn mit solchen Handlungen Dankbarkeit erweisen, mit göttlicher Gnade und Segnungen überschütten. Denn im Ramadân stehen die Tore des Paradieses offen und die Höllentore sind verriegelt. Und der Gesandte Allahs – Segen und Friede seien auf ihm – hat gesagt:

„Die Sadaqa (freiwillige Spende) bewahrt vor siebzig (Arten von) Heimsuchungen!“[26]

und: „Die Sadaqa löscht den Zorn Allahs!“[27]

Und der weise Prophet Luqmân – Friede sei mit ihm – riet seinem Sohn:

„O mein Sohn! Wenn du, wissentlich oder unwissentlich, eine Sünde begangen hast, wende dich augenblich an Allah, bitte Ihn um Vergebung und gib Sadaqa!“

Im Ramadân wird jede Art von Wohltätigkeit um ein vielfaches vergolten und belohnt und der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – hat auf die Besonderheit dieses Monats hingewiesen, als ein Mann kam und ihn fragte:

„O Gesandter Allahs! Welche Sadaqa wird am meisten belohnt?“

Und der Prophet – Allahs Segen und Friede seien auf ihm – antwortete ihm:

„Die Sadaqa, die im Monat Ramadân gegeben wird!“[28]

Die Gottesfreunde unterteilen die Wohltätigen in verschiedene Kategorien:

Die Leute des Gesetzes (Ahlu sch-Scharî´â) geben von ihrem materiellen Besitz, die Leute der Wirklichkeit (Ahlu l-Haqîqa) geben neben ihrem materiellen Besitz auch von den spirituellen Gaben, die sie besitzen. Diejenigen, die in der Gegenwart und Erkenntnis Allahs leben (al-´Ârifûn), spenden von den Schätzen, die in ihren Herzen sind, weil sie stets in der göttlichen Gegenwart leben. Die Liebenden (al-´Âschiqûn) geben von ihren Seelen, weil diese erfüllt sind mit der Hingabe an Allah und Zufriedenheit mit Seiner göttlichen Bestimmung. Die Wohltätigkeit der Reichen besteht darin, etwas von dem Geld aus ihrer Börse zu nehmen. Die Wohltätigkeit der Derwische besteht darin, alles, außer Allah, aus dem Herzen zu nehmen. Die Wohltätigkeit derjenigen, die sich dem Gottesdienst verschrieben haben (al-´Âbidûn), besteht darin, ihr Ego zu opfern, weil sie sich nicht scheuen, ihre Körper in Anbetung und Dienst für Allah hinzugeben.

Diejenigen unter den Wohlhabenden, die auch im Herzen reich sind, enthalten ihr Geld und Gut niemals den Bedürftigen vor. Die Armen und Schwachen sind glücklich und zufrieden in der Gegenwart von solchen Reichen, die Allah derart für Seine Gunst und Gaben Dankbarkeit erweisen. So wie die Frühjahrswolken das trockene Land mit gesegnetem Regen bewässern, tritt die göttliche Barmherzigkeit Allahs gegenüber Seinen Dienern durch die Mitfühlenden und Großzügigen unter den Menschen in Erscheinung.

Je mehr Aufrichtigkeit und Liebe mit den Gaben der Reichen verbunden sind, desto mehr Segen bringen die Wohltaten für beide Seiten. Sowohl die Wohlhabenden als auch die Bedürftigen erfahren dadurch Glück und Zufriedenheit. Die geistige Größe des Spenders spiegelt sich in dem Empfänger wider, so dass die Transaktion zu einem ‚Tijâratun lan tabûr’‚ einem ‚Geschäft, das niemals Verlust bringt’, wird.

Gleichzeitig gilt das ewige Wort Allahs des Allmächtigen im heiligen Qur’ân:

O ihr Menschen, ihr seid Bedürftige gegenüber Allah, Allah aber ist Derjenige, der auf keinen angewiesen ist; Dem aller Lobpreis gebührt.“ (35:15)

Das heißt, der einzig wirklich Reiche ist Allah. Alle Diener Allahs, ganz gleich ob arm oder reich, sollten einsehen, dass sie zu jeder Zeit auf Allah angewiesen sind und sich ihres Zustandes vollkommener Bedürftigkeit vor Allah bewusst sein. Um den hohen Stellenwert der Armut zu betonen, sagten viele der Sufis und großen Gelehrten:

„Die Armut ist unser Stolz!“

Diese Worte sind Ausdruck großer Weisheit, weil sie dem Reichtum des Herzens gegenüber materiellem Wohlstand den Vorzug geben. Diese Einstellung ist ein Quell der Tugend, sowohl für die Wohlhabenden, die guten Herzens sind, als auch für die Armen. Gleichzeitig ist dies die Grundlage von Qanâ´a, dem Zufriedensein mit dem, was man hat, ganz gleich ob es viel oder wenig ist.

Wenn ein Wohlhabender mit dem zufrieden ist, was er besitzt, wird er sich davor hüten, geizig oder verschwenderisch zu sein. Wenn ein Bedürftiger diese Eigenschaft besitzt, wird er ein frommes Leben führen und nur Allah um das bitten, was er braucht. Wie Meister Jalâluddîn Rûmî sagt:

„Es gebührt dem Großzügigen, für den Armen zu spenden

und dem Liebenden, sein Leben für den Geliebten zu opfern.“

Das Leben des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – setzt in dieser Hinsicht die höchsten Maßstäbe und der große Gelehrte Ibn Qayyim beschreibt die Großzügigkeit des Propheten – Segen und Friede seien auf ihm – mit den folgenden Worten:

„Der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – glich im Geben von Sadaqa keinem anderen Menschen. Er bewahrte in seinem Haus niemals weltliche Besitztümer auf. Wenn jemand ihn um etwas bat, antwortete er niemals, ohne etwas zu geben; weder zu wenig, noch zu viel. Wenn er gab, dann gab er ohne die geringste Befürchtung, dadurch arm zu werden. Sadaqa zu geben war ihm die höchste Freude. Seine Freude war dabei viel größer als die des Bedürftigen, der eine für ihn dringend nötige Spende entgegennahm. Beim Geben um Allahs willen war er der freigiebigste aller Menschen. Seine rechte Hand war wie ein großzügiger Wind, der Allahs Gnadengaben der Barmherzigkeit überall hin verstreut. Wenn ein Bedürftiger ihm sein Leid klagte, wurde er betrübt und zog dessen Bedürfnisse seinen eigenen vor und manches Mal gab er sein eigenes Essen oder seine Kleider, die er am Leibe trug, an solche Leute weg.“

Im Qur’ânkommentar von Khâzîn wird überliefert, dass Jâbir – möge Allah mit ihm zufrieden sein – berichtete:

„Ein kleiner Junge kam zum Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – und erzählte ihm, seine Mutter bräuchte ein Hemd. Zu diesem Zeitpunkt besaß der Prophet – Segen und Friede seien auf ihm – kein anderes Hemd außer dem, das er selbst auf dem Leibe trug. Deshalb bat er den Jungen, später wiederzukommen. Der Junge ging weg, kam aber nach kurzer Zeit wieder und sagte zum Propheten – Segen und Friede seien auf ihm –, dass seine Mutter das Hemd haben wolle, das der Prophet trug. Daraufhin ging der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – in sein Gemach, zog sein Hemd aus und reichte es dem Jungen heraus. Kurze Zeit darauf war es Gebetszeit und Bilâl rief die Gläubigen mit dem Adhân zum Gebet. Nach dem Gebetsruf warteten die Gefährten auf den Propheten – Allahs Segen und Friede sei auf ihm und ihnen allen -, damit er das gemeinschaftliche Gebet leite, doch er kam nicht zur Moschee. Als sie zu seinem gesegneten Gemach hinübergingen, um nachzusehen, weshalb er nicht käme, stellten sie fest, dass er nicht zur Moschee kam, weil er kein Hemd besaß, das er hätte tragen können. Dies gab ihnen für sehr lange Zeit Anlass, über die grenzenlose Großzügigkeit des Propheten – Segen und Friede seien auf ihm – nachzudenken.“

´Umar ibn ´Abd al-´Azîz, dem wegen seiner Frömmigkeit und Gerechtigkeit der Ehrentitel ‚Fünfter rechtgeleiteter Khalîf’ zuteilwurde, sagte:

„Die gemeinschaftlichen Gebete bringen dich den halben Weg zu Allah, das Fasten öffnet die Pforten des königlichen Palastes und die Sadaqa bringt dich in die Gegenwart des Königs.“

Wir sollten aus all dem die Konsequenz ziehen und die Gelegenheit, die sich uns in diesem Jahr bietet, in bestmöglicher Weise nutzen, denn wir können nicht sicher sein, ob wir den heiligen Ramadân des nächsten Jahres noch erleben dürfen. Neben dem Fasten und dem Verrichten der Gebete in der Moschee sollten wir Allahs heiliges Wort rezitieren und großzügig an Arme und Bedürftige spenden, denn der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – hat uns wissen lassen, dass die besten Spenden die sind, die im Ramadân gegeben werden. Mit all diesen guten Taten müssen wir uns in Demut und Aufrichtigkeit Allah zuwenden. Möge Allah uns dabei helfen, in der besten Weise zu fasten!

´Ubayd ibn ´Umayr sagte:

„Am Jüngsten Tage werden die Menschen nackt, hungrig und durstig versammelt werden. Diejenigen, die anderen um Allahs willen zu essen gegeben haben, werden zu essen bekommen. Diejenigen, die anderen um Allahs willen zu trinken gegeben haben, werden zu trinken bekommen. Und diejenigen, die andere um Allahs willen gekleidet haben, werden gekleidet werden.“

Und der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – hat gesagt:

„O Menschensohn! Gib, damit auch dir gegeben werde!“[29]

Die Wirklichkeit in Bezug auf das Geben beschreibt in vorzüglicher Weise Meister Jalâluddîn Rûmî mit den Worten:

„Der Wohlstand verringert sich nicht durch das Spenden; das Spenden verhindert, dass der Wohlstand zunichte wird.

Die Zakât, die du gibst, wird zum Schutz deines Geldbeutels; und die Gebete, die du verrichtest, werden zu deinem Hirten, der dich vor Übel und den Angriffen der Wölfe schützt.

Diejenigen, die zur Saatzeit Getreide säen, leeren dabei ihre Speicher; zur Erntezeit bekommen sie ihr Saatgut dann um ein Vielfaches vermehrt zurück. Für einen leeren Kornspeicher erhalten sie so viele volle Speicher.

Wird das Korn jedoch nicht gesät und bleibt im Speicher, dann kommen Käfer, Würmer und Mäuse und fressen es auf.“

Im heiligen Qur’ân sagt Allah der Allmächtige:

Und spendet von dem, was Wir euch gegeben haben, bevor einen von euch der Tod ereilt ...“ (63:10)

Und denen, die Gold und Silber horten und es nicht auf dem Wege Allahs ausgeben, verheiße ihnen schmerzliche Strafe!“ (9:34)

Die Zakât und freiwillige Spenden werden um Allahs willen gegeben. Deshalb sollte man sie mit größtem Respekt geben, denn ihr eigentlicher Empfänger ist Allah. Der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – betonte diesen Punkt indem er sagte:

„Zweifelsohne gelangt die Sadaqa, bevor sie zu einem Bedürftigen kommt, zuerst in die Hand Allahs.“[30]

Das heißt, Zakât und freiwillige Spenden gelangen erst zu Allah und dann zu ihren jeweiligen Empfängern, wie auch in der folgenden Überlieferung deutlich wird:

„Wenn jemand eine Spende, und sei es auch nur eine Dattel, von ehrlich erworbenem Besitz gibt - und Allah nimmt nur das an, was ehrlich erworben wurde -, so nimmt Allah es in Seine Rechte und vergrößert den Lohn des Gebenden ...“[31]

Und auch im heiligen Qur’ân wird beschrieben, dass es Allah ist, der die Spenden Seiner Diener annimmt:

Wissen sie denn nicht, dass es Allah ist, der die Reue Seiner Diener akzeptiert und die Wohltätigkeit annimmt, und dass Allah der Allvergebende, der Barmherzige ist?“ (9:104)

Aus diesen Gründen sollte ein Gläubiger beim Geben von Spenden sehr gewissenhaft sein, um seine Taten nicht ihres Segens zu berauben, wie es im edlen Qur’ân beschrieben wird:

O ihr Gläubigen, macht nicht eure Wohltätigkeit durch Vorhaltungen und verletzende Worte zunichte, wie der, der seinen Besitz ausgibt, um von den Leuten gesehen zu werden und nicht an Allah glaubt und an den Jüngsten Tag!“ (2:264)

Um keine herablassende Hochmut oder Abneigung zu zeigen, stehen die Gottesfreunde vor den Bedürftigen auf, um ihnen ihre Gaben zu entbieten, und drücken so vor deren Empfängern ihre Demut aus. Der Prophet und König Sulaymân – Allah schenke ihm Frieden – bewahrte sein Herz stets vor dem Glanz weltlichen Reichtums und verbannte daraus jegliche Liebe zu irdischem Besitz. Er pflegte die Armen zu besuchen und genoss ihre Gesellschaft. Er sagte, dass ‚der Arme zu den Armen passt’ und demonstrierte damit, trotz aller Macht und allen Reichtums, größte Demut und Bescheidenheit. Er hatte in der Tat die Bedeutung der Worte Allahs des Erhabenen verinnerlicht, der sagt:

O ihr Menschen, ihr seid Bedürftige gegenüber Allah, Allah aber ist Derjenige, der auf keinen angewiesen ist; dem aller Lobpreis gebührt.“ (35:15)

Als ihn eines Tages ein achtloser Reicher wegen seiner Vorliebe für die Armen fragte:

„Wieso suchst du die Gesellschaft der Armen und isst mit ihnen?“

antwortete Sulaymân – Friede sei mit ihm:

„Ich liebe nur diejenigen, die reich in ihren Herzen sind, auch wenn sie, materiell gesehen, arm sein mögen!“

Eine leere Flasche kann, wenn sie verschlossen ist, auf dem Meer gewaltige Entfernungen zurücklegen ohne unterzugehen. In ähnlicher Weise kann das Herz eines Gläubigen, wenn es ganz mit der Liebe Allahs erfüllt und für die egoistischen Begierden und Verlockungen der Welt verschlossen ist, unbeschadet die stürmischen Ozeane des weltlichen Daseins überqueren. Ein solches Herz steigt zu erhabenen Stufen empor, ohne Gefahr, im Sumpfe des vergänglichen Glanzes des Irdischen zu versinken.

Ein Muslim, dessen Herz von Großzügigkeit, Barmherzigkeit, Bescheidenheit und Liebe bestimmt ist, lässt sich nicht mehr vom Glanz der Welt betrügen, so dass er fähig ist, hohe geistige Stufen zu erreichen. Der ganze Zierrat dieser Welt besitzt für ihn, der mit den Augen der Seele schaut, nicht den geringsten Wert. Sein einziger, sehnsüchtiger Wunsch besteht darin, sein Herz mit Liebe und Erkenntnis Allahs des Allmächtigen zu füllen und sich so in die Himmel göttlicher Liebe zu erheben.

 

[1] Tabarânî

[2] Nasâ’î, Mu´jamu l-Ausat

[3] Tabarânî

[4] Bukhârî, Bd.3, Buch 31, 127

[5] Imâm Ahmad, Musnad, II, 174

[6] Tirmidhî, Da´wât, 86

[7] Bukhârî

[8] Bukhârî

[9] Imâm Ahmad und Nasâ’î

[10] Tabarânî, Mu´jamu l-Kabîr

[11] Bukhârî, Saum, 146

[12] Bukhârî, Saum, 178

[13] Bukhârî, Saum, 123

[14] Tabarânî

[15] Bukhârî, Saum, 127

[16] Bukhârî, Saum, 118

[17] Tirmidhî, Saum, 90

[18] Ibn Khuzayma, Sahîh, III, 191

[19] Tirmidhî und Abû Dawûd

[20] Ibn Mâjah

[21] M. Zakariyâ Kandehlevî, Fadâ’il al-A´mâl

[22] Ibn Khuzayma, Sahîh, III, 190

[23] Ibn Khuzayma, Sahîh, III, 191

[24] Minbar, Moschee-Kanzel mit Stufen, von der aus die Freitagspredigt gehalten wird

[25] al-Hâkim, al-Mustadrak, IV, 170

[26] Suyûtî, Jâmi´ as-Saghîr, II, S. 52

[27] Tirmidhî, Zakât, 28

[28] Tirmidhî

[29] Bukhârî und Muslim

[30] Munâwî, Kunûz al-Haqâ’iq

[31] Bukhârî