Die Prophetenbiographie Ibn Ishâq's

1. Ibn Ishâq und sein Werk

Keinem arabischen Adligen mit politischen Ambitionen wäre es im sechsten Jahrhundert unserer Zeitrechnung in den Sinn gekommen, Medina zum Ausgangspunkt seiner Kariere zu machen. Die Stadt, die das Grab des Propheten Muhammad, der Friede sei auf ihm, in sich barg, lag nun, hundert Jahre nach seinem Hinscheiden (632), schon wieder abseits der großen Politik. Die Zentren des arabischen Reiches hatten sich nach Norden in den fruchtbaren Halbmond verschoben. Von Damaskus aus regierten die umayyadischen Kalifen, während sich im Irak in den alten Heerlagern Kûfa und Basra die alîdische und abbâsidische Opposition sammelte und Bagdad schließlich Damaskus als Sitz der Kalifen ablöste. Medina hatte nur noch eines zu bieten: seine Gelehrten, die sich dem Studium des Koran hingaben, mit echten und angeblichen Worten des Propheten um Rechtsfragen stritten und dabei misstrauisch dem weltlichen Treiben der Stellvertreter des Propheten, den Kalifen, im Norden zusahen.

In diesem Milieu lernte und lehrte in der ersten Hälfte des achten Jahrhunderts in Medina ein Mann, von dem ein Zeitgenosse sagte, dass unter den Menschen das Wissen über das Leben des Propheten nicht vergehen werde, solange er lebe: unser Autor Muhammad ibn Ishâq. Seinen Großvater hatten einst die in den Irak vordringenden muslimischen Heere gefangen genommen und als Sklaven nach Medina geschickt, wo er aber bald, nachdem er den Islam angenommen hatte, die Freiheit geschenkt bekam. Seine Söhne befassten sich bereits alle mit der Überlieferung prophetischen Handelns und Sagens, weshalb es nicht verwundert, dass sich auch der junge, um 704 geborene Ibn Ishâq dem gleichen Studium zuwandte. Im Besonderen nahm ihn aber die Geschichte gefangen, ein Gebiet, dem man indes in den orthodoxen Gelehrtenkreisen Medinas noch mit Skepsis gegenüberstand. Mit einer ungewöhnlichen Begeisterung versuchte er sich alle nur möglichen Informationen zu beschaffen.

Ende der dreißiger Jahre [730] trieben ihn sein Wissensdrang und wohl auch die Suche nach dem noch kostbaren Schreibmaterial bis nach Alexandrien. Kaum nach Medina zurückgekehrt, bekam er aber den Neid seiner engstirnigen pharisäischen Kollegen zu spüren. Sie bezichtigten ihn alîdischer oder auch nondeterministischer Neigungen, wiesen ihm „schwache“ Überlieferungen nach, kritisierten, dass er sogar von Juden und Christen Berichte übernahm und schwärzten ihn schließlich mit angeblichen Frauengeschichten beim umayyadischen Statthalter an. Kein Wunder, dass ibn Ishâq beschloss, in den Irak auszuwandern. Mit Wehmut wird er seine Geburtsstadt kaum verlassen haben. Im Gegenteil, der Irak war inzwischen zum Sammelbecken zahlreicher geistiger und religiöser Strömungen geworden, die einem solchen Mann eine anregende Umgebung versprachen. Außerdem bahnten sich der Sturz der Umayyaden und der Sieg der Abbâsiden an, die dann in den fünfziger Jahren mit der Gründung Bagdads einen Anziehungspunkt für Gelehrte aus allen Provinzen des Reiches schufen. Der zweite Abbâsiden-Kalif Mansûr (754 bis 775), erkannte wohl die Begabung und das gewaltige Wissen dieses Medinensers, der inzwischen auch Nordmesopotamien und Persien bereist hatte und ließ ihm jegliche Förderung angedeihen. Als Ibn Ishâq Ende der sechziger Jahre in Bagdad starb, lag das erste umfassende Geschichtsbuch der islamischen Welt vor.

Ibn Ishâq hatte sein Werk in vier Teilen konzipiert, von denen der letzte auch als selbstständiges Buch in Umlauf kam. Der erste Teil „der Anfang“ genannt, enthielt die Geschichte von der Erschaffung der Welt, den Propheten von Adam bis Jesus und den arabischen Stämmen in vorislamischer Zeit. In den beiden folgenden Teilen „die Sendung“ und „die Kämpfe“, fand sich eine umfassende Darstellung der Vita [der Biographie] des Propheten Muhammad. Im vierten Teil, „die Kalifen“, führt der Autor schließlich die Geschichte bis auf seine Zeit fort. Das Gesamtwerk in seiner ursprünglichen Form ist uns nicht erhalten. Der letzte Teil muss von weniger Zitaten bei späteren Autoren abgesehen, als gänzlich verloren gelten, und das gleiche trifft auf den ersten Teil zu, doch haben sich davon längere Passagen erhalten. Dass wenigstens die beiden mittleren Teile, die uns das Leben Muhammads schildern, fast vollständig vor dem Verlust bewahrt blieben, verdanken wir einem ägyptischen Gelehrten, der um 830 n. Chr. starb, nachdem er sich als Grammatiker und Genealoge einen bedeutenden Namen gemacht hatte: Ibn Hischâm. Ein Schüler des Ibn Ishâq hatte ihm den Text aus dem Irak mitgebracht, und er gestaltete dieses Material zu jenem Buche um, das als die Sîra (Vita) schlechthin bis heute die berühmte Prophetenbiographie blieb.

Wie Ibn Hischâm bei der Edition des Werkes verfahren ist, erklärt er selber in seiner Anleitung: „Wenn Gott will, werde ich dieses Buch mit Abrahams Sohn Ismâ‛îl und jenen aus seiner Nachkommenschaft beginnen, die die Ahnen des Propheten waren, und werde Ibn Ishâqs Berichte darüber anführen. Die anderen Nachkommen Ismâ‛îls werde ich übergehen und mich ganz auf das Leben des Propheten beschränken. Deshalb werde ich auch auf einige jener Berichte aus Ibn Ishâqs Werk verzichten, in denen der Prophet nicht erwähnt wird, über die es keine koranischen Offenbarungen gibt und die weder als Kommentar noch als Zeugnis für irgendetwas in diesem Buche dienen. Weiterhin werde ich diejenigen von ihm angeführten Gedichte weglassen, die, wie ich festgestellt habe, keinem Kenner der Poesie geläufig sind. Und schließlich werde ich solche Nachrichten nicht wiedergeben, über die zu sprechen entweder widerwärtig ist oder deren Erwähnung einige Leute verletzen würde oder deren Überlieferung mir Bakkâ‘î (der Vermittler des Textes) als nicht gesichert angegeben hat. Alles andere werde ich, wenn Gott will, vollständig wiedergeben, soweit es sicher bekannt und überliefert ist.“ Anhand von Zitaten bei anderen Autoren, die Ibn Ishâqs Text benutzt haben, lässt sich feststellen, dass Ibn Hischâm in der Tat den weitaus größten Teil seiner Vorlage wörtlich übernommen hat, so dass wir mit Recht Ibn Ishâq als den Autor und Ibn Hischâm lediglich als den Herausgeber des Buches bezeichnen können. Nur den Teil über die vorislamische Geschichte hat er extrem verkürzt, die eigentliche Vita des Propheten aber beinahe vollständig übernommen. Es hat gewiss zur Popularität des Werkes beigetragen, dass Ibn Hischâm an vielen Stellen, und vor allem zu schwierigen Passagen in den Gedichten, kurze Erläuterungen einschob, die er jedoch stets als seine eigenen Worte kennzeichnete.

Der eigentliche Text, wie er uns noch heute vorliegt, ist demnach etwa 120 Jahre nach Muhammads Tod von Ibn Ishâq niedergeschrieben bzw. diktiert worden. Aus unabhängigen Vergleichszitaten ergibt sich außerdem, dass auch Ibn Ishâq den überwiegenden Teil seines Materials oft wörtlich von seinen Lehrern übernommen hat und somit die Berichte bereits im ersten islamischen Jahrhundert teils schriftlich, teils mündlich im Umlauf waren. So hatte sein von ihm häufig zitierter Lehrer Zuhrî (gest. um 742) bereits ein, heute verlorenes, Buch über die Schlachten des Propheten geschrieben, und das gleiche trifft wahrscheinlich auf seinen Zeitgenossen Âsim ibn Umar zu. Eine weitere Hauptquelle Ibn Ishâqs, Urwa ibn Zubair (gest. 712), ein Großneffe der ersten Frau des Propheten und möglicherweise der Begründer der Prophetenbiographie überhaupt, führt uns in noch frühere Zeit. Diese zeitliche Nähe der Berichterstatter zum Geschehen erklärt nicht zuletzt die überraschende Menschlichkeit, mit der Muhammad geschildert wird, und auch manchen kritischen Ton, der sich trotz Ibn Hischâms redaktionellem Eingreifen erhalten hat. Der früheren schriftlichen Fixierung des Leben Muhammads, verdankt es der Islam u.a., dass sein Begründer, von der Volksfrömmigkeit und einigen Sekten einmal abgesehen, nie in dem Maße wie andere Religionsstifter verklärt wurde. Der heutige europäische Leser möge deshalb diese menschliche, ja manchmal allzu menschlichen Züge, die er in der Biographie des Propheten finden mag, weniger der Person Muhammads anlasten als der Ehrlichkeit seiner Biographen.

2. Zur literarischen Form und Übersetzungsproblematik

Als literarische Gattung nimmt die Prophetenbiographie innerhalb der arabischen Geschichtschreibung eine gewisse Sonderstellung ein. Sie ist das älteste Thema der Historiographie und sowohl inhaltlich als auch formalgeschichtlich eng mit dem Hadîth (Nachrichten über Taten und Aussprüche des Propheten und seiner Gefährten) verbunden.. Andererseits hat gerade Ibn Ishâqs Werk aufgrund der Fülle von Gedichten und gewisser Typen von Anekdoten durchaus auch viele Berührungspunkte zur Schönen Literatur, dem Adab. Charakteristisch für die Hadîth­-Literatur war die Überlieferungskette (Isnâd), mit deren Hilfe der Autor die Herkunft seiner Nachricht nachwies, entsprechend etwa unseren Fußnoten in wissenschaftlichen Abhandlungen. Stereotype Formulierungen wie „es berichtete mir A von B von C, dass der Prophet gesagt hat...“ lassen zwar den Eindruck aufkommen, es handele sich dabei grundsätzlich um mündliche Überlieferung, doch wissen wir heute, dass sich hinter den in solchen Formulierungen enthaltenen Namen nicht selten ältere Autoren verbergen, von denen z. B. auch Ibn Ishâq, wie bereits angedeutet, lediglich wieder abgeschrieben hat. Diese Überliefererketten sind auch in andere Bereiche arabischer Literatur eingedrungen und verleihen ihr oft ein seltsam anmutendes atomisiertes Gepräge, als sie jede fortlaufende Darstellung, z. B. eines historischen Vorganges, ständig unterbrechen und der Leser etwa die Schilderung einer Schlacht in kleinen, oft völlig voneinander unabhängigen Augenzeugenberichten über diese oder jene private Keilerei serviert bekommt. Ibn Ishâq zeichnet sich noch wohltuend durch die spärliche Verwendung der Überliefererketten aus, ja an vielen Stellen verzichtet er völlig auf entsprechende Angaben oder fasste sie zu Beginn eines längeren Abschnittes zusammen. Dadurch wirken seine Berichte geschlossener und entsprechen mehr unserem europäischen Formgefühl, ohne dass der für die arabische Geschichtsschreibung so typisch anekdotenhafte Stil verlorenginge. Dem deutschen Leser wird, von eingestreuten Gedichten einmal abgesehen, die nüchterne Darstellungsweise auffallen, vor allem, wenn er die vielzitierte blumige Ausdrucksweise des Orients in diesem Buch zu finden glaubte. Die frühe arabische Literatur ist in ihrer Prosa nüchtern, oft sogar spröde. Dass die Darstellung trotzdem oft sehr lebendig wirkt, verdankt sie den Augenzeugenberichten und dem daraus resultierendem Stilmittel der direkten Rede, die der Araber stets jeder anderen Art von Beschränkung vorzog. Ein weiteres Merkmal der historischen und vielfach auch der schönen Literatur ist die ungeheure Fülle der auftretenden Namen, die dem europäischen, nicht fachlich vorgebildeten Leser den Zugang zu diesem Schrifttum mitunter sehr erschwert. Diese auf den ersten Blick geradezu abschreckende „Nomomanie“ [Namensvielfalt] hat ihre Ursache teils in der gemeinsemitischen Vorliebe für geneologische Verhältnisse, teils, wie im Falle der Prophetenbiographie, in dem Bedürfnis, die Haltung gewisser Familien und Stämme gegenüber dem Propheten herauszustreichen oder auch herunterzuspielen, teils in materiellen und sozialen Folgen, die sich z.B. aus der Teilnahme eines Vorfahren an einer Schlacht auf Seiten des Propheten ergeben konnten.

Diese und andere Wesenszüge der Prophetenbiographie bringen den Übersetzer ständig in einen Zwiespalt zwischen seiner Verpflichtung zur sprachlichen genauen und inhaltlich vollständigen Wiedergabe des Textes einerseits, und der Aufgabe, das Original lesbar zu machen, andererseits. Im ersten Fall nimmt er schwerfällige Formulierungen und eine große Zahl erläuternder Anmerkungen in Kauf, im zweiten Fall muss er auf manche stilistische Eigenart und auf zahlreiche sachliche Inhalte verzichten. Goethe nannte einst in seinem „Westöstlichem Diwan“ die erste Übersetzungsweise das „Niederziehen auf die Wasserebene“ und charakterisierte sie als äußerst wünschenswert, doch muss man wohl hinzufügen, wünschenswert für ihn, der sich berufen fühlte, den Text dann aus dem Wasser zu holen und selbst in eine adäquate Form zu betten. Die vollkommene Übersetzung ist nach Goethes Ansicht diejenige, die „dem Original identisch ist“, und er wies auf die Voßschen Übertragungen Homers, die nach anfänglicher Ablehnung „dem geistreich-talentvollen Jüngling ungeahnte rhetorische, rhythmische, metrische Vorteile zur Hand“ gegeben hätten. Aber gerade diese Übersetzungsweise ist für das Arabische nicht möglich, denn, um mit Friedrich Rückert zu sprechen „dazu gehören eine nähere Verwandtschaft oder eine innigere Aneignung eines fremden Bildungskreises, als deren wir bis jetzt uns in bezug auf den Orient rühmen können“. Aus Rückerts Worten ist die Hoffnung zu spüren, diese „innigere Aneignung“ werde eines Tages Wirklichkeit werden und jene Übersetzungen erlauben, die ihm vorschwebten. Heute, genau 150 Jahre nachdem Rückert diese Worte schrieb, sind wir der innigeren Aneignung des islamisch-arabischen Kulturkreises kaum ein Stück näher gekommen, und die Probleme des Übersetzens sind dieselben geblieben. Sie gelten auch nicht nur für die von Goethe und Rückert angesprochene Poesie, sondern in gleicher Weise für die Prosa.

Entscheidend für die Übersetzungshinweise ist der Adressat, an den die Übersetzung gerichtet ist. Es steht außer Frage, dass der Religionswissenschaftler und der Historiker, der des Arabischen nicht mächtig ist, der die Prophetenbiographie eines Ibn Ishâq aber als Quelle für seine Forschungen benutzen möchte, nach einer kommentierten wissenschaftlichen und vollständigen Übersetzung verlangt, wobei ihn Stil und Form weniger oder gar nicht zu interessieren brauchen. Auf der anderen Seite stehen aber der Lehrer, der Student, der Journalist, der Wirtschaftsfachmann, kurz alle jene, die, aus welchem Grunde auch immer, ein Interesse am Orient gefunden haben und sich anhand übersetzter Texte ein eigenes Bild von Literatur, Geschichte und Religion der Araber machen möchten. Für diesen Leserkreis wurde die Bibliothek Arabischer Klassiker geschaffen, deren ersten Band Sie nun in Händen haben.

3. Zur Gestaltung und Benutzung des Buches

Folgende Grundsätze und Überlegungen sind in die Übersetzung und Gestaltung des Buches eingegangen:

a) Die großen literarischen Werke der frühen und klassischen Epoche arabischen Schrifttums sind fast immer äußerst umfangreich, weshalb in der Regel nur eine Auswahl aus dem jeweiligen Text gegeben werden kann. Im vorliegenden Fall wurde etwa ein Viertel des Originals (Ibn Hischâms Anmerkungen nicht mitgerechnet) übersetzt. Verzichtet wurde vor allem auf die Übertragung des umfangreichen Vorspanns über die vorprophetische Geschichte Südarabiens und Mekkas, auf die langen Namenslisten von Teilnehmern an den einzelnen Schlachten, auf Legenden und Begebenheiten, die sich vom Motiv häufig wiederholen (z B. „Wunder“ während des Grabenkrieges und die Berichte über die Abordnungen der einzelnen Stämme im Jahr der Delegationen), auf solche Schilderungen, die für das Verständnis der Person Muhammads und den Ablauf der Ereignisse unmittelbar ohne Bedeutung sind, und schließlich auf jene Kapitel, die reine Kommentare zu einzelnen Abschnitten des Korans darstellen. (In der Übersetzung der Koranzitate bin ich, von kleinen formalen Änderungen abgesehen, der Übertragung von Rudi Paret, Der Koran, Stuttgart 1966, gefolgt.) Das Hauptanliegen bestand darin, die historische Abfolge und den inneren Bezug der Geschehnisse durch die Kürzungen nicht zu zerstören.

b) Aus Gründen der Lesbarkeit ist es sprachlich vielfach nicht möglich, das Original „wörtlich“ wiederzugeben, sondern man muss gelegentlich in die Paraphrase ausweichen. Eine besondere Problematik stellt in diesem Zusammenhang die exemplarisch ausgewählte Poesie dar. Im Allgemeinen besteht ein arabisches Gedicht aus beliebig vielen Versen, die jeweils in zwei Halbverse zerfallen. Der Reim am Ende des zweiten Halbverses zieht sich durch das ganze Gedicht. Einige Versmaße, die vor allem in Kampf- und Spottgedichten verwendet wurden, kennen die Aufteilung in Halbverse nicht und reimen jede Zeile. Neben dem Reim spielen die Versmaße eine entscheidende Rolle. Sie sind (wie auch z.B. im Griechischen) von Längen und Kürzen bestimmt, also quantitativ, und wesentlich zahlreicher als etwa in den klassischen europäischen Sprachen. Diese Metren im Deutschen qualitativ (d. h. durch Betonung der langen Silben) wiederzugeben, wie es etwa mit dem Hexameter üblich ist, ist für die arabische Poesie kaum durchführbar, da etwa die gar nicht seltene Folge von drei Längen hintereinander im Deutschen ungemein schwerfällig und unnatürlich wirkt. Ich habe deshalb auf eine Nachahmung der Metren im Allgemeinen verzichtet, dagegen die Zahl der Silben pro Vers annähernd beibehalten. Um den Charakter der Gedichte nicht völlig aufzugeben, bin ich jedoch beim Reim geblieben, was bei Gedichten, die sich über zwanzig und mehr Verse erstrecken, ebenfalls problematisch ist, aber doch wenigstens einen charakterischen Zug des Originals erhält. Eine solche Übersetzungsweise erfordert natürlich gewisse Freiheiten in der Wortwahl, doch habe ich versucht, zumindest die sprachlichen Bilder vollständig beizubehalten.

c) Die sachlichen Anmerkungen wurden auf ein Minimum beschränkt und finden sich am Ende des Textes. Die Namen derjenigen Personen, Sippen und Stämme, die in der Umgebung des Propheten oder in der auf seinen Tod folgenden Entwicklung eine bedeutende Rolle spielen, sowie einige biblische Gestalten werden im alphabetischen Verzeichnis des Anhangs kurz erläutert. Dies erleichtert es dem Leser, sich in der Fülle der Namen besser zurechtzufinden. Die wichtigsten Orte und Siedlungsgebiete der großen Stämme sind in einer Kartenskizze am Ende des Buches festgehalten. Ebenfalls im Anhang werden in einer Zeittafel Hinweise auf die Umrechnung der Daten und eine chronologische Übersicht über die wichtigsten Ereignisse gegeben sowie in einer bibliographischen Liste einige weiterführende Standardwerke und andere bisherige Übersetzungen genannt.

Tübingen, im Frühjahr 1976