Die fünf täglichen Pflichtgebete

Die grundlegenden Pflichten der Religion sind dem Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – durch den Erzengel Jibrîl verkündet worden. Die fünf täglichen Pflichtgebete jedoch wurden Allahs Gesandtem – Segen und Friede seien auf ihm – in der Nacht seiner wundersamen Himmelsreise gegeben. Anfangs waren dem Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – täglich fünfzig Gebete aufgetragen worden, doch als er dies, auf dessen Fragen, dem Propheten Mûsâ berichtete, sagte dieser:

„O Gesandter Allahs! Ich habe dies vor dir vergeblich bei den Kindern Isrâ’îls versucht. Auch die Kräfte deiner Gemeinde werden nicht ausreichen, fünfzig Gebete täglich zu verrichten!“

Daraufhin wandte sich der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – in dieser Nacht fünf Mal an Allah und bat ihn jedes Mal, die Anzahl der Gebete zu verringern, bis er schließlich den Befehl erhielt, täglich fünf Gebete zu verrichten. Als er daraufhin schließlich wieder Mûsâ – Friede sei mit ihm – begegnete, sagte dieser:

„Sie werden auch fünf Gebete nicht verrichten können!“

Worauf Allahs Gesandter Muhammad – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – ihm entgegnete:

„Ich schäme mich, Allah um weitere Erleichterung zu bitten!“,

so dass von diesem Zeitpunkt an die fünf täglichen Gebete zur Pflicht wurden.

Mit der Verringerung der Anzahl der Gebete von fünfzig auf fünf zeigte Allah Seine Barmherzigkeit und verkündete darüber hinaus Seinem Gesandten – Allahs Segen und Friede seien auf ihm – die frohe Botschaft:

„O mein Gesandter! Mein Wort bleibt stets bestehen! Für die Verrichtung der fünf Gebete wirst du den Lohn von fünfzig Gebeten erhalten!“[1]

Und der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – sagte zu seiner Gemeinde bezüglich dieser fünf Gebete:

„Allah hat gesagt: ‚Ich habe dir für deine Gemeinde fünf tägliche Gebete zur Pflicht gemacht. Damit ist ein Versprechen Meinerseits verbunden: Wahrlich, Ich werde die, die diese fünf täglichen Gebete zur rechten Zeit verrichten, ins Paradies bringen. Und wer diese Gebete nicht einhält, dem gebe Ich keinerlei Versprechen!’“[2]

In einer anderen Überlieferung heißt es:

„Allah hat fünf tägliche Gebete für Seine Diener zur Pflicht gemacht. Denjenigen, die diese Gebete vollständig verrichten, hat Er versprochen, dass sie am Tage des Gerichts ins Paradies eingehen werden. Jedoch für diejenigen, die ihre Gebet in achtloser Weise oder fehlerhaft verrichten, gilt dies Versprechen nicht, Allah wird mit ihnen verfahren, wie es Ihm beliebt, Er wird sie strafen oder ihnen vergeben.“[3]

Um die Bedeutung der fünf täglichen Gebete zu verdeutlichen, fragte Allahs Gesandter einmal seine Gefährten – Allah segne ihn und sie und schenke ihm und ihnen Frieden:

„Wenn einer von Euch neben seinem Haus einen Fluss hat und sich täglich fünf Mal in diesem Fluss wäscht, glaubt ihr, dass an seinem Körper noch etwas vom Schmutz haften kann?“

Die Gefährten antworteten: „Kein Schmutz kann daran haften!“

Da fuhr der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – fort:

„Genauso ist es mit den fünf täglichen Gebeten. Allah löscht mit den fünf täglichen Gebeten die Sünden aus.“[4]

In einer Reihe von Aussprüchen verkündete der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – folgende frohe Botschaft:

„Wer sich der großen Sünden enthält, für den ist das Verrichten der fünf täglichen Gebete und die Teilnahme am gemeinschaftlichen Freitagsgebet Anlass für die Vergebung all der kleineren Sünden, die dazwischen begangen wurden.“[5]

„Wenn ein Muslim seine Gebetswaschung zur Zeit des Gebets verrichtet und dann in frommer Ehrerbietung betet, löscht sein Gebet alle früheren Sünden aus. Und dies gilt für alle Zeiten!“[6]

Es ist zu betonen, dass die fünf täglichen Gebete, jedes für sich zu seiner Zeit, von besonderem Wert und größter Wichtigkeit sind. Den verschiedenen Gebetszeiten liegt eine tiefe Weisheit zugrunde. Die Art, wie sie auf den Tag verteilt sind, birgt für die Menschen unzählige Segnungen, sowohl in körperlicher als auch in geistiger Hinsicht. Deshalb sollte man jedes Gebet ernsthaft und zu seiner Zeit verrichten. Allah der Erhabene sagt im heiligen Qur’ân:

So sei Allah gelobt, wenn ihr den Abend erreicht und wenn ihr euch am Morgen erhebt. Und Ihm gebührt alles Lob in den Himmeln und auf Erden und beim Niedergang der Sonne und zur Mittagszeit.“ (30:17-18)

´Abdullah ibn ´Abbâs – möge Allah mit ihm zufrieden sein – erklärte diese Verse so, dass darin alle fünf täglichen Gebete erwähnt werden:

„Die Worte ‚wenn ihr euch am Morgen erhebt’ beziehen sich auf das Morgengebet, die Worte ‚zur Mittagszeit’ bedeuten das Mittagsgebet, ‚beim Niedergang der Sonne’ das Nachmittagsgebet und ‚wenn ihr den Abend erreicht’ bezieht sich auf das Abend- und das Nachtgebet.

Darüber hinaus gibt es noch einige andere Verse im heiligen Qur’ân, die sich auf die Pflichtgebete beziehen.

Safîrî betont den ungeheuren Stellenwert der fünf täglichen Gebete und beschreibt den Zustand derer, die diese nicht verrichten, wie folgt:

„Die Engel rufen dem, der das Morgengebet auslässt zu:

‚O du großer Sünder!’;

dem, der das Mittagsgebet nicht betet, rufen sie zu: ‚O du Verlorener!’;

dem, der das Nachmittagsgebet auslässt, rufen sie zu: ‚O du Rebell!’;

dem, der das Abendgebet unterlässt: ‚O du Undankbarer!’;

und dem, der das Nachtgebet unterlässt, rufen sie zu: ‚O du Verlierer!’...“

Die Regeln und Bestimmungen für das Gebet sollten möglichst genau eingehalten werden, ebenso wie die zusätzlichen Gebete (Sunna), die der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – immer oder häufig in Zusammenhang mit den fünf täglichen Pflichtgebeten zu verrichten pflegte. Sie sind ein wichtiger Bestandteil der täglichen Gebetspraxis. Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe weiterer, auf den Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – zurückgehender, freiwilliger Gebete, die zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten verrichtet werden können. Über die, mit den Pflichtgebeten verbundenen, Sunna-Gebete gibt es eine Vielzahl von prophetischen Überlieferungen:

„Die zwei Gebetseinheiten vor dem Morgengebet sind wertvoller als diese Welt und alles was in ihr ist!“[7]

„Der Prophet pflegte vier Gebetseinheiten vor dem Pflichtgebet am Mittag und zwei Gebetseinheiten danach zu verrichten.“[8]

„Möge Allah demjenigen barmherzig sein, der vier Gebetseinheiten vor dem Pflichtgebet am Nachmittag verrichtet!“[9]

„Beeilt euch, die zwei Gebetseinheiten nach dem Abendgebet zu verrichten, denn sie werden zusammen mit dem Pflichtgebet (in den Himmel) emporgehoben!“[10]

Die folgende Aussage wird auf die vier zusätzlichen Gebetseinheiten vor dem Nachtgebet bezogen:

„Es gibt ein Gebet zwischen jedem Gebetsruf (Adhân) und dem Aufruf zum Gebet (Iqâma).“[11]

Und von den zwei Gebetseinheiten nach dem Nachtgebet wird berichtet, dass der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – sie regelmäßig zu verrichten pflegte.

Einer der wichtigsten Aspekte des Gebetes besteht im Einhalten der Gebetszeiten.

Wenn der Gesandte Allahs – Segen und Friede seien auf ihm – gefragt wurde:

„Was ist die vorzüglichste Handlung?“

antwortete er: „Das Verrichten des Gebetes zu seiner Zeit!“[12]

Deshalb ist es vorzuziehen, alle Gebete zu Beginn ihrer Zeit zu verrichten. Darüber sagte der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden:

„Allah ist zufrieden mit einem Diener, der die Gebete zu Beginn ihrer Zeit verrichtet, doch Er vergibt (auch) dem, der sie gegen Ende ihrer Zeit verrichtet.“[13]

Neben den fünf täglichen Gebeten zählt noch das Freitagsgebet (Salâtu l-Jumu´a) zu den Pflichtgebeten. Es wird, verbunden mit einer Predigt, am Freitagmittag in Gemeinschaft verrichtet und ersetzt an diesem Tag das Mittagsgebet. Jeder erwachsene, männliche Muslim ist verpflichtet, daran teilzunehmen, es sei denn, er befindet sich auf Reisen. Dieses Gebet ist für Frauen nicht verpflichtend, doch ist es ihnen freigestellt, ebenfalls daran teilzunehmen. Im heiligen Qur’ân wird die Bedeutung des Freitagsgebetes im folgenden Vers angesprochen:

O ihr Gläubigen, wenn zum Gebet am Freitag gerufen wird, dann eilt zum Gedenken Allahs und unterbrecht den Handel. Das ist besser für euch, wenn ihr es nur wüsstet.“ (62:9)

 

[1] Ibn Mâjah, Iqâmatu s-Salât

[2] Ibn Mâjah, Iqâmatu s-Salât

[3] Ibn Mâjah, Iqâmatu s-Salât

[4] Bukhârî, Mawâqitu s-Salât, 6

[5] Muslim, Tahara, 14

[6] Muslim, Tahara, 7

[7] Muslim, Salâtu l-Musafirîn, 96

[8] Tirmidhî, Jumu´a, 66

[9] Tirmidhî, Salât, 201

[10] Razîn

[11] Bukhârî, Adhân, 16

[12] Bukhârî, Mawâqitu s-Salât, 5

[13] Jam´u l-Fawâ’id, I, 163