Sparsamkeit und Verschwendung

Vorwort des Übersetzers

Angesichts globaler Wirtschaftskrisen fragt die verzweifelte Menschheit nach den Ursachen, aber auch nach den Folgen. Was löst diese Krisen aus? Wer trägt die Verantwortung? Wie steht es um unsere Zukunft?

Lange Zeit wurden die katastrophalen Folgen verantwortungslosen und rücksichtslosen Wirtschaftens nicht hinterfragt bzw. nicht breit öffentlich diskutiert und kritisiert. Warum auch? Sie betrafen ja nicht ‚uns‘. Wie es den Menschen in anderen Ländern ging, war nur ein Thema für Dokumentarfilme. Es wurde selten hinterfragt, ob auch ihr wirtschaftlicher und damit zusammenhängender politischer Zustand, selbstverantwortet war, oder ob wir auch Verantwortung dafür trugen.

Es war nicht nur die Umwelt, die großen Schaden von einer destruktiven Wirtschaftsphilosophie erleiden musste; es waren und sind immer noch Millionen Menschen, die unter den Folgen einer menschenverachtenden Spielart der Wirtschaft leiden. Nicht die Freiheit der Marktwirtschaft ist das Problem, sondern der Missbrauch dieser Freiheit. Denn mit der Freiheit kommt auch die Verantwortung; Verantwortung gegenüber Gott, sich selbst, seiner Familie, der Menschheit und der Umwelt.

Inzwischen sind die Konsequenzen auch bei uns, in den reicheren Ländern der Erde, angekommen. Die Dimensionen der Spekulationen übertreffen jede Phantasie. Eine Analyse würde nicht nur unsere Kompetenz übersteigen, sondern auch den vorliegenden Rahmen sprengen. Es soll vielmehr darauf hingewiesen werden, dass die Ursachen sowie die Folgen unserer Wirtschaftskultur nicht fern von uns liegen; sie sind in uns, sie bewegen uns und beeinflussen unser tägliches Handeln.

Einer dieser Ursachen ist die Gier. Sowie jeder Trieb ist auch sie blind für die Folgen ihrer eigenen Aktionen. Nur die Vernunft vermag ihr diese vor Augen zu führen. Versagt auch sie, kann der Mensch durch Empathie erfahren, was die Gier verursacht. Genügt auch nicht das Mitleid, das aus dem Gewissen hervorgeht, bleibt in letzter Konsequenz der Schmerz am eigenen Leib, das Erleben von Leid, welches zur Erkenntnis leitet. Denn die Gier kennt keine Grenzen; dafür braucht man sich nur die irrealen Spekulationsblasen anzuschauen.

Auch die Verschwendung, die mit der Gier in Verbindung steht, beschädigt unsere Wirtschaft. Geplante Obsoleszenz, programmierte Verschwendung und unreparierbare Konstruktionen sind nur einige Formen verschwenderischer und gieriger Wirtschaftsmentalität. Es ist wiederum die Gier, die ihre Befriedigung im permanenten Wachstum sieht. Ein Umstand, der mehr Produktion hervorbringt, als das reale Bedürfnis der Menschen. Dadurch wird mehr angeboten als nachgefragt. Einerseits werden deshalb Bedürfnisse durch Werbung künstlich animiert, andererseits führt die gierige Überproduktion zwangsläufig zur Verschwendung.

Der positive Gegenpol der Verschwendung ist die Tugend der Sparsamkeit, die vom Geiz, ihrer Verfallsform, zu unterscheiden ist. Sparsamkeit verwenden wir in der vorliegenden Übersetzung für das arabische Wort iqtisâd. Iqtisâd bezeichnet sowohl die Wirtschaft an sich, als auch das sparsame Wirtschaften. Das Wort ist abgeleitet aus dem Stamm q-s-d (qasd), welches in der Substantivform Absicht und Vorhaben bedeutet. Das abgeleitete Wort iqtisâd bedeutet demnach ‚der Einsatz einer Sache gemäß ihrer Zielsetzung‘. Zielsetzung ist ein anderer Ausdruck für die Weisheit, d. h. der Teleologie der kosmischen Ordnung. Sie manifestiert sich im Design und in der perfekten Harmonie der Schöpfung. Der Schöpfer bestimmt die Ziele für seine Schöpfung; in seiner Bestimmung liegt die Weisheit begründet.

Innerhalb dieser Weltanschauung erhält die Sparsamkeit (iqtisâd) eine metaphysische Dimension und bezieht sich über das materielle Gut hinausgehend auf ideelle Dinge, wie Emotionen, Zeit und Denkvermögen. Sparsamkeit heißt nicht, in erster Linie die Berücksichtigung der Quantität, sondern vielmehr der Qualität. Sparsamkeit bedeutet auch nicht, immer und unter allen Umständen das Geringstmögliche auszugeben, sondern gemäß der Bestimmung einer Sache maßvoll zu handeln. Daher ist die Verweigerung der Sozialabgabe, des Spendens und der Hilfe, kein Ausdruck der Sparsamkeit, sondern der ungesättigten Gier nach Mehr. Denn eine richtige Sparsamkeit bringt die Tugend der Großzügigkeit mit sich.

Verschwendung ist auch eine Geringschätzung der Gaben Gottes. Weil dieser Aspekt verkannt wird und die Gaben nur als materielles Gut angesehen werden, verlieren sie an Wert. Materielle Güter, Ressourcen und die Umwelt erhalten nur einen höheren Sinn durch die Verbindung zu ihrem Erschaffer. Ein Abbruch dieser Beziehung zu ihm entwertet diese Gaben und erklärt sie auch frei und grenzenlos zugänglich, was wiederum einen verantwortungslosen Umgang zufolge hat. Denn ein Kunststück erhält seinen Wert durch die Beziehung zu seinem Künstler. Die Welt und alle Schönheiten, die sie bereithält, entspringt dem künstlerischen Schaffen des allmajestätischen Schöpfers.

Ein Mensch, der sich dessen bewusst ist, wird die Erde als eine Galerie und Kunstausstellung des Allbarmherzigen betrachten und dementsprechend behandeln. Der Materialismus hingegen sieht die Erde als eine Kampfarena, in welcher nur der Stärkere überlebt, in der die größeren immer die kleineren Fische fressen. Aus dieser Sichtweise betrachtet, verliert nicht nur die Welt, sondern auch der Mensch an Wert und Würde. Nicht zufällig wird er zu einer bloßen Funktion der Wirtschaft degradiert. Einer Wirtschaftsform, die sich zum höchsten Ziel gesetzt hat, zu wachsen, auch wenn die Lebensqualität der Menschen darunter leidet. In einer Welt, in der Geld seine ursprünglichen Funktionen verliert und zum Selbstzweck wird, ist die Frage nach dem Sinn schon überfällig.

Es ist wieder an der Zeit, das Denkvermögen, eines der schönsten Geschenke unseres Schöpfers, maß- und sinnvoll, d. h. gemäß seiner Zielsetzung einzusetzen; nachzudenken, über uns, unsere Ursprünge, unsere Verortung im Kosmos, über die existenziellen Fragen zu reflektieren, innezuhalten, zu beobachten, zu kontemplieren, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren, Sinn, Weisheit und unsere Menschlichkeit wieder zu entdecken.

Möge diese Übersetzung hierzu ein bescheidener Beitrag sein.

Serdar Aslan

 

Erster Aspekt: Was bedeutet Sparsamkeit?

Diese Abhandlung befasst sich mit Sparsamkeit (iqtisâd), Genügsamkeit (qanâ‘a), Verschwendung (isrâf) und Vergeudung (tabdhîr).

„Im Namen Gottes, des allbarmherzigen Allerbarmers“

„Esst, trinkt, doch verschwendet nicht!“[1] (Koran, 7:31)

Dieser erhabene Vers (âya) lehrt eine weise Lektion, indem er die Sparsamkeit zu einem definitiven Gebot (amr) und die Verschwendung zu einem eindeutigen Verbot (nahy) erklärt. Dieses Thema umfasst sieben Aspekte.

Der Allbarmherzige Schöpfer (al-Khâliq ar-Rahîm) fordert die Menschheit auf, gegenüber seinen Gaben Dankbarkeit (schukr) zu erweisen.[2] Sparsamkeit bedeutet eine profitable Wertschätzung, während Verschwendung als ihr Gegensatz eine unheilvolle Missachtung der Gaben ist.

Sparsamkeit ist                                        

  • eine geistige Dankbarkeit,
  • eine Wertschätzung der göttlichen Gnade in der Gabe,
  • eine sichere Quelle des Segens,
  • ein Brunnen der Gesundheit in Form einer Diät,
  • ein Weg der Würde durch eine Befreiung von der Erniedrigung geistiger Bettelei und
  • ein wirksames Mittel um Geschmack an den göttlichen Gaben zu finden und ihn selbst bei scheinbar geschmacklosen Gaben zu entdecken.

Da die Verschwendung diesen Zielsetzungen entgegenläuft, wird sie zu einem Verhängnis.

 

Zweiter Aspekt: Verschwendung beim Essen

Der allweise Urheber (al-Fâtir al-Hakîm) hat den Körper des Menschen in der Gestalt eines prunkvollen ‚Palastes‘, wie eine perfekt-organisierte ‚Stadt‘, geformt. Der Geschmacks- und Geruchssinn ähnelt dabei einem ‚Pförtner‘, während Nerven und Adern ‚Telefon- und Telegrafleitungen‘ gleichen. Über diese Kommunikationswege informiert der Pförtner das ‚Zentrum des Körpers‘, d. h. den Magen, was in den Mund gelangen wird. Hat der Körper bzw. der Magen kein Bedarf, sagt er „Eintritt verboten!“ und verweigert den Zutritt. Wenn die ‚Zufuhr‘ nutzlos, schädlich und bitter ist, wird sie manchmal sogar ‚ausgewiesen‘.

Da der Geschmackssinn einem Pförtner ähnelt und der Magen hinsichtlich der Körperverwaltung mit einem ‚Chef‘ und ‚Verwalter‘ vergleichbar ist, verdient der ‚Pförtner‘ als ‚Trinkgeld‘ höchstens das Zwanzigstel dessen, was der Verwalter an Verdienst erhält bzw. die ‚Stadt‘ oder der ‚Palast‘ einnimmt. Nicht mehr, sodass der Pförtner nicht arrogant und anarchisch seine Aufgabe vernachlässigt und bestechenden ‚Rebellen‘ den Zugang zum Palast gewährt.

Diesem Gleichnis folgend stellen wir uns zwei Bissen vor: einen nahrhaften, z. B. Käse und Ei, der 40 Pfennig kostet und einen anderen, z. B. eine Süßspeise (baklava) im Wert von vier Mark. Bevor diese Happen in den Mund gelangen, sind sie für den Körper ein und dasselbe. Auch die Speiseröhre hinuntergerutscht, sind sie dem Körper gleich nahrhaft, wobei in der Regel der Käse besser sättigt. Zwischen beiden besteht nur ein Unterschied im Gaumen; und zwar schmeichelt der eine ihm etwas mehr. Mensch vergleiche, was für eine sinnfreie und ungesunde Verschwendung es ist, nur für einen kurzen Gaumenkitzel 4 Mark anstelle von 40 Pfennig auszugeben.

Dem Pförtner als Trinkgeld das Zehnfache dessen zu zahlen, was als Geschenk den ‚Herrn‘ des Palastes erreicht, provoziert ihn zu einer Auflehnung; er sagt: „Hier bin ich der Herr!“ und lässt jeden herein, der mehr zahlt bzw. mehr Geschmack verspricht. Er löst einen Aufstand aus und setzt den Körper in Brand. Notgedrungen zwingt er ihn folglich nach Hilfe zu rufen: „Feuer! Bitte holt mir einen Arzt! Ich habe Fieber!“

So gesehen ist Spar- und Genügsamkeit eine Handlung im Einklang mit der göttlichen Weisheit[3]; sie sieht den Geschmackssinn nur als einen Pförtner und gibt ihm dementsprechend ein Trinkgeld. Weil aber die Verschwendung dieser Weisheit entgegengesetzt läuft, lässt sie eine hohe Strafe bezahlen; der Magen wird verdorben bis der wahre Appetit uns verlässt. Denn sie regt durch eine Vielfalt an Speisen einen künstlichen Appetit an, führt zu einer Überernährung, stört auf diese Weise die Verdauung und macht krank.

 

Dritter Aspekt: Geschmack für die Dankbarkeit

Wie bereits gesagt, gleicht der Geschmackssinn einem Pförtner. Ja, ein Pförtner ist er für die Achtlosen und für diejenigen, die spirituell nicht entwickelt sowie in der ‚Schule der Dankbarkeit‘ nicht fortgeschritten sind. Deshalb darf so einer sich nicht aus purer Lust der Verschwendung hingeben und einen teuren (zehnfachen) Preis zahlen.

Jedoch für die Leute der Dankbarkeit, der Wahrheit und des Herzes, ist der Geschmackssinn vielmehr als das; er ist ein Chef und Feinschmecker in den Küchen der göttlichen Barmherzigkeit.[4] In der Tat besteht die Aufgabe des Geschmackssinns darin, mit seinen höchstempfindlichen ‚Wägelchen‘, gleich der Anzahl der Speisen, die Vielfalt der göttlichen Gaben auszuwiegen und zu erkennen, sowie als eine geistige Dankbarkeit den Körper und Magen darüber in Kenntnis zu setzen. Aus dieser Perspektive betrachtet, bleibt die Bedeutung des Geschmackssinns nicht nur auf den physikalischen Körper beschränkt, sondern umfasst vielmehr Sinn und Stellung für den Geist, das Herz und den Verstand, die weit über den Magen hinausgeht. Der Geschmackssinn darf seinem Genuss nachgehen und schmackhafte Speisen bevorzugen, um seine Trägerin - die Zunge - zur Dankbarkeit anzuregen. Dies gilt unter der Bedingung, Verschwendung zu vermeiden, dabei nur die Aufgabe der Dankbarkeit zu erfüllen, die Gabenvielfalt Gottes wahrzunehmen und zu erkennen, aber auch sich im erlaubten Rahmen zu bewegen sowie nicht in Bettelei und Würdelosigkeit zu verfallen.

Ein Ereignis, zugleich ein Gnadenwunder (karâma)[5] des Ghauth[6] (Gailânî)[7], weist auf diese Wahrheit hin:

Es befand sich einmal der einzige Sohn einer liebenswürdigen alten Dame unter der Obhut (tarbiya)[8] des geehrten Ghauth, dem Großmeister (schaikh) Gailânî. Diese würdige Greisin besuchte ihren Sohn in seiner Zelle und stellte fest, dass er nur ein Stück trockenes Schwarzbrot zu essen bekommt. Die durch seine asketischen Übungen (riyâda) verursachte Schwäche erweckte das Mitgefühl seiner Mutter. Sie empfand Mitleid und ging zum Meister, um sich darüber zu beschweren. Siehe da! Er speiste gerade ein gebratenes Hähnchen. Ungezwungen sagte sie: „Meister! Während mein Sohn vor Hunger stirbt, verspeisen sie hier ihr Hähnchen?!“

In diesem Moment sprach der Meister zu dem Hähnchen: „Steh‘ auf mit Gottes Erlaubnis!“ Das gebratene Hähnchen stand mitsamt seiner Knochen auf und sprang vom Teller.

Diese Geschichte wurde von vielen vertrauenswürdigen und zuverlässigen Persönlichkeiten im Grade einer sinngemäßen Kollektivüberlieferung[9] als ein Gnadenbeweis des Meisters überliefert, von dem allseits bekannt ist, dass ihm Gnadenwunder zuteilwurden.

Der Meister sagte: „Sobald auch dein Sohn diese Stufe erreicht hat, darf er Hähnchen essen.“[10]

Damit meint er: Wenn sein Geist seinen Körper, sein Herz sein Ego, seine Vernunft seinen Magen beherrscht und er sich nur für die Dankbarkeit nach dem Genuss sehnt, darf auch dein Sohn köstliche Speisen genießen.

 

Vierter Aspekt: Sparsamkeit bringt Segen und Würde

„Wer spart, erspart sich die Bürde der Familie.“[11]

Prophet Muhammad (sas[12])

Wer sparsam handelt, braucht sich hinsichtlich der Versorgung seiner Familie keine allzu große Mühe zu machen und die Bürde dieser Sorge zu tragen. Es gibt unzählige, eindeutige Beweise dafür, dass Sparsamkeit eine sichere Quelle des Segens und der erfolgreichen Haushaltsführung ist.[13] Z. B. kann ich aus eigener Erfahrung - wie meine Gehilfen und Freunde auch bezeugen können - sagen:

Durch die Sparsamkeit habe ich einen zehnfachen Segen erfahren. Als ich 1926 mit einer Reihe von Stammesfürsten zusammen nach Burdur verbannt wurde[14], versuchten einige von ihnen mit aller Kraft mich davon zu überzeugen ihre Sozialabgaben (zakât)[15] anzunehmen, damit ich nicht arm und bedürftig meine Würde und Ehre verliere.

Ich sagte diesen reichen Stammeshäuptern: „Dass ich wenig Geld habe, stimmt. Doch ich bin sparsam und geübt in Genügsamkeit. – Das macht mich reicher als ihr.“ Ich habe ihre wiederholten und aufdringlichen Angebote zurückgewiesen.

Siehe und staune! Schon nach zwei Jahren waren einige von ihnen verschuldet, weil sie nicht sparsam handelten. Selbst nach sieben Jahren genügte mir durch den Segen der Sparsamkeit jenes wenige Geld; ich wurde in meinem Stolz nicht verletzt, weil ich nicht irgendwelchen Menschen meine Bedürftigkeit offenlegen musste. So war ich auch nicht dazu genötigt, einer meiner Lebensprinzipien - ‚Unabhängigkeit von Menschen‘[16] - aufzugeben. Gott sei Lob und Dank!

Wer nicht sparsam handelt, ist gewissermaßen dazu verurteilt, in Elend und Armut sowie in geistige Bettelei zu verfallen. Das Geld, welches in der heutigen Zeit als Quelle der Verschwendung dient, ist sehr ‚teuer‘ zu erwerben. Als Preis wird zuweilen - gleich einer Bestechung - die Würde und Ehre verlangt. Manchmal werden selbst religiöse Werte für unheilvolles Geld verkauft. Das heißt für einen spirituellen Verlust von Tausend wird ein materielles Gut von zehn Mark erkauft.

Wer sparsam ist, d. h. seine Bedürfnisse auf das Wesentliche begrenzt und beschränkt, wird gemäß der eindeutigen Versicherung der folgenden Verse auf unerwartete Art und Weise so viel Versorgung finden, dass er davon leben kann:

„Wahrlich, Gott ist der Versorger, der Besitzer von Macht und Kraft.“ (Koran, 51:58)

„Kein Lebewesen ist auf der Erde, dessen Versorgung Gott nicht übernimmt.“ (Koran, 11:6)

Doch es gibt zwei Arten der Versorgung[17]:

Die erste ist die eigentliche (natürliche) Versorgung, die das ‚(Über-)Leben‘ betrifft. Diese Art ist es, die Gott entsprechend der Aussage des (letzten) Verses garantiert. In der Regel kann diese ‚Notversorgung‘ gefunden werden - wenn nicht ein Missbrauch durch den Eingriff des Menschen vorliegt. Es besteht keine Notwendigkeit seine Religion, Ehre und Würde zu opfern.

Die zweite ist die uneigentliche (künstliche) Versorgung: Diese umfasst entbehrliche Bedürfnisse, welche durch Missbrauch zu notwendigen Bedürfnissen geworden sind. Aufgrund der Angewohnheit werden diese zu einer Sucht, die man nicht mehr aufgeben kann. Diese Versorgung ist es, für die Gott nicht bürgt und diese ist es, welche in heutiger Zeit sicherzustellen einen hohen Preis erfordert. Leider werden diese segenlosen und unseligen Güter erkauft, indem dafür die Würde aufgegeben und an ihrer Stelle die Charakterlosigkeit angenommen wird. Man akzeptiert eine geistige Bettelei und fällt unwürdigen Menschen zu Füßen. Manchmal verlangen sie das Heiligste - das Licht des ewigen Lebens - als Opfer.

Darüber hinaus verdirbt das Mitleid, welches gewissenhafte Menschen aufgrund ihrer Menschlichkeit angesichts des Leides der Hungernden und Bedürftigen in diesen Notzeiten empfinden, auch den Genuss, der mit illegitim erworbenem Geld erkauft wird; das Gewissen wird geplagt, sofern man überhaupt eines hat. In einer außerordentlichen Zeit wie dieser sollte man sich bei zweifelhaften Dingen mit dem Wesentlichen begnügen.

Denn getreu der Regel „das Notwendige wird nach seinem Maß bemessen[18] darf in einer Notlage nur das Nötigste zu sich genommen werden. Eine in Not geratene Person darf sich z. B. nicht an verendetem Fleisch sattessen, sondern nur so viel, was zum Überleben genügt.[19] Zudem gehört es sich nicht, in Gegenwart von hundert Hungrigen sich vollen Genuss zu gönnen.

Es soll nun eine Erzählung folgen, die aufzeigt, dass Sparsamkeit eine Quelle der Würde und Vollkommenheit ist:

Hâtam at-Tâ’î[20] - legendär für seine Großzügigkeit - gab eines Tages ein reiches Festmahl. Seine Gäste mit Geschenken überhäuft, machte er eine Tour in die Wüste. Er bemerkte dabei einen alten Mann mit allerlei dornigen Sträuchern auf seinem Rücken, welche in seine Haut stachen und ihn bluten ließen.

Hâtam sagte ihm: „Hier! Schau mal! Hâtam gibt ein Festessen mit vielerlei Geschenken. Geh doch hin! Anstelle von fünf Mark für diese Sträucher bekommst du 500 Mark.“

Der sparsame Greis entgegnete ihm: „Ich trage dieses dornige Bündel voller Selbstachtung. Deshalb will ich mir nicht die Dankesschuld Hâtams aufbürden.“

Später einmal wurde Hâtam at-Tâ’î gefragt: „Kennst du jemanden, der noch edler und würdiger ist als du?“

Er antwortete: „Dieser alte Mann, dem ich in der Wüste begegnete, war noch würdiger, noch ehrenvoller und noch edler als ich.“[21]

 

Fünfter Aspekt: Sparsamkeit und Geiz, Großzügigkeit und Verschwendung

Aus seiner vollkommenen Freigebigkeit heraus lässt Gott der Gnädige den ärmsten und reichsten Menschen, sowie den Diener und König den Genuss an seinen Gaben gleichermaßen empfinden. Ja, der Genuss, den ein armer Mensch aufgrund seiner Armut und durch Sparsamkeit bei einem trockenen Stück Schwarzbrot empfindet, übersteigt den Genuss einer Delikatesse, die ein König oder ein reicher Mensch monoton und appetitlos zu sich nimmt.

Erstaunlich wie einige Verschwender und Vergeuder sparsamen Menschen Geiz vorwerfen. Keineswegs! Sparsamkeit ist Würde und Großzügigkeit. Geiz und Unwürdigkeit sind hingegen die innere Dimension der nur äußerlichen Freigebigkeit verschwenderischer und vergeuderischer Menschen. Um diese Wahrheit zu untermauern, soll im Folgenden eine wahre Begebenheit, die sich im Jahre der Abfassung (1935) dieser Abhandlung in Isparta in meiner Zelle zutrug, angeführt werden:

Obwohl es meinem Grundsatz und Lebensprinzip widerspricht, bestand einer meiner Studenten darauf, dass ich ca. drei Kilo Honig als Geschenk von ihm annehme. Obwohl ich mehrfach auf mein Prinzip verwies, beharrte er darauf.

Gezwungenermaßen habe ich meine drei Brüder, die bei mir waren, gebeten, dass sie es nehmen mögen, damit sie während der Monate Scha’bân und Ramadân[22] - d. h. 30-40 Tage lang, wenn sie sparsam sind - davon essen können und nicht ohne eine Süßigkeit bleiben, sowie auch den Bruder, der es spendete, einen jenseitigen Lohn gewinnen lassen. Ich selbst besaß schon vorher etwa ein Kilo Honig.

Diese drei Brüder waren eigentlich besonnene Menschen, die auf die Sparsamkeit viel Wert legten, doch haben sie aus Großzügigkeit, gegenseitiger Verwöhnung und Vorzug des Anderen - im Grunde genommen tugendhafte Absichten - in drei Nächten drei Kilo Honig aufgegessen. Lächelnd sagte ich: „Wohl bekomm‘ es! Ich hatte vor, euch von dem Honig 30-40 Tage lang Genuss zu schenken. Ihr habt aber diese 30 auf drei Tage reduziert.“ Ich jedoch, habe mein Kilo Honig sparsam verzehrt. Gott sei Lob und Dank! Im ganzen Monat Scha’bân und Ramadân aß ich davon und ließ auch meine Brüder einen Löffel zur Zeit des Fastenbrechens essen, sodass es eine reiche Quelle des jenseitigen Lohns wurde.

Wer mein Verhalten von außen beobachtet hat, mag es als Geiz und das meiner Brüder als Großzügigkeit wahrgenommen haben. Doch in Wahrheit verbirgt sich hinter dieser scheinbaren Knauserei eine Würde, ein großer Segen und jenseitiger Lohn, während jene äußerliche Großzügigkeit und Verschwendung - hätte man sie nicht aufgegeben - Bettelei, Habgier und Erwartungshaltung zur Folge hätten, die viel tiefer anzusetzen sind als Geiz.

 

Sechster Aspekt: Der Unterschied zwischen Sparsamkeit und Geiz

Es besteht ein großer Unterschied zwischen Sparsamkeit und Geiz. Bescheidenheit ähnelt als eine lobenswerte Tugend rein äußerlich der Erniedrigung, einer schlechten Charaktereigenschaft, obwohl sie sich in Wahrheit voneinander unterscheiden. Würde als eine Tugend unterscheidet sich ebenso von Hochmut, einem negativen Charakterzug, obwohl beide sich äußerlich ähneln. Sparsamkeit ist eine erhabene prophetische Tugend[23] und eine Konstante der weisen Ordnung Gottes im Kosmos. Auch sie steht in keinerlei Beziehung mit dem Geiz, der eine Mischung von Elend, Knauserei und Habgier ist, außer dass sie sich rein äußerlich ähneln. Das folgende Ereignis bekräftigt diese Wahrheit:

Der ehrwürdige Abdallâh ibn Umar[24] gehörte zu den berühmten ‚Sieben Abdallâhs‘[25]. Er war der älteste und bedeutendste Sohn des ehrwürdigen Umars, welcher der Nachfolger (Kalîf) des Propheten und eine Leitfigur war. Diese fromme Persönlichkeit, die zu den hervorragendsten Gelehrten unter den Prophetengefährten zählt, verhandelte eines Tages auf dem Markt wegen ein paar Groschen sehr hitzig, um die Sparsamkeit und das Vertrauen sowie die Integrität,[26] die Stützpfeiler des Handelns, zu wahren. Ein anderer Gefährte beobachtete ihn dabei und war verwundert über diesen erstaunlichen Geiz, den er beim Sohn des majestätischen Herrschers der Erde gesehen zu haben glaubte. Er folgte diesem Imam (rel. Autorität) um herauszufinden, was sich dahinter verbarg.

Er sah wie der ehrwürdige Abdullâh beim Eintreten in sein gesegnetes Haus einen Bedürftigen sah und mit ihm scherzte. Dann trat er aus einer anderen Haustür wieder heraus und sah einen anderen Armen. Auch bei ihm verweilte er ein wenig, spaßte mit ihm und bewegte sich fort. Der Gefährte, der ihn dabei beobachtete, wurde neugierig. Er ging und fragte die Bedürftigen: „Warum hielt der Imam sich bei euch auf?“ Ein jeder gab zur Antwort: „Er gab mir ein Goldstück.“

Der Gefährte sprach: „Großer Gott! Auf dem Markt feilscht er um ein Paar Pfennig und vor seiner Tür spendet er hundert Mark, ohne dass jemand es bemerkt und das mit innerer Zufriedenheit!“ Er ging zu ihm und sagte: „O Imam, kläre mich über dein Verhalten auf; auf dem Markt hast du auf diese Art und zu Hause sollst auf jene Weise gehandelt haben.“

Er erklärte es wie folgt: „Das, was auf dem Markt geschah, entstammt der Sparsamkeit, der Vernunft, dem Vertrauen, welches Grundlage und Geist des Handels ist, und der Bewahrung der Zuverlässigkeit - es entsprang keineswegs dem Geiz. Das Verhalten vor meiner Haustür ist ein Ausdruck des Mitgefühls des Herzens und der Vollendung des Geistes. Weder ist das erstere Geiz, noch das letztere Verschwendung.“

Als ein Hinweis auf diese Wahrheit soll der größte Imam (imâm a‘zam) Abû Hanîfa[27] Folgendes gesagt haben: „So wie es keine Verschwendung im Guten gibt, so gibt es nichts Gutes in der Verschwendung.[28]

Mit anderen Worten: Beim Guten und Geben gibt es - kommen sie denen zu, die es verdienen - keine Verschwendung, so wie es nichts Gutes in der Verschwendung gibt.

 

Siebter Aspekt: Die Folgen der Gier

Verschwendung führt zu Gier, die drei Folgen hat.[29]

Ungenügsamkeit

Die erste Folge der Verschwendung ist die Ungenügsamkeit, welche demotivierend wirkt und jede Arbeitsfreude nimmt. Anstelle der Dankbarkeit bringt sie Klage und führt zur Faulheit. Sie hat zur Folge, dass man sich mit dem wenigen, aber legitimen, rechtmäßigen (halâl) Gut[30] nicht begnügt und sich ständig nach unrechtmäßigem und leicht zu erwerbbarem Besitz sehnt, wofür Einige selbst ihre Würde und Selbstachtung opfern.

Enttäuschung und Verlust

Die zweite Folge der Verschwendung ist Enttäuschung und Verlust. Denn wer gierig ist, verfehlt sein Ziel, bleibt enttäuscht hängen, verspielt sich die Erleichterung sowie die Unterstützung Anderer und bestätigt das Sprichwort „Der Gierige wird enttäuscht und verliert.

Die Wirkungen der Gier und Genügsamkeit lassen sich im breiten Umfang in der Welt der Lebewesen beobachten. Hier einige Beispiele:

(1) Die Gegebenheit, dass die natürliche Genügsamkeit der bedürftigen Bäume ihre Versorgung bis zu ihren Füßen (Wurzeln) bringt, während die Gier der Tiere sie mit großer Mühe, aber mit wenig Gewinn, der Versorgung hinterherjagen lässt, demonstriert welch großen Schaden die Gier zur Folge hat und welch großen Nutzen die Genügsamkeit mit sich bringt.

(2) Unsere These wird mit aller Klarheit bewiesen durch die Genügsamkeit der schwachen Jungtiere, die sie in ihrer eigenen Sprache zum Ausdruck bringen, indem sie ihnen aus unerwarteter Quelle[31] so eine bekömmliche Nahrung wie die Milch zukommen lässt, während die Gier wilder Tiere, die sie ungenügendes und verdorbenes Fressen an sich reißen muss.

(3) Weiterhin belegen die Genügsamkeit der fettleibigen Fische, die ihnen eine Quelle vollkommener Versorgung wird und die gierige Haltung, die selbst so schlaue Tiere wie Füchse und Affen trotz ihrer Jagd nach Beute ihnen nicht genug Futter verschafft und sie mager wie auch geschwächt zurücklässt, dass aus der Gier Anstrengung und der Genügsamkeit Erleichterung resultieren.

(4) Der erbärmliche Zustand, in den viele Gelehrte[32] und Literaten[33] aufgrund ihrer aus der Intelligenz hervorgehenden Gier gerieten und der Umstand, dass viele einfältige und unfähige Menschen durch ihre natürliche Genügsamkeit zu Reichtum gelangten, belegen definitiv, dass die rechtmäßige (halâl) Versorgung entsprechend der Schwäche und Bedürftigkeit, jedoch nicht gemäß der Macht und dem Willen verteilt wird. Vielmehr besteht zwischen der legitimen Versorgung und der Macht sowie dem Willen ein wechselseitiges Verhältnis. Wir beobachten, dass proportional zu ihrem Machtwachstum und ihrer Willensstärkung die Versorgung bei Kindern weniger wird und schwieriger zu erwerben ist.

„Die Genügsamkeit ist ein unerschöpflicher Schatz.“[34] Im Lichte dieses prophetischen Ausspruchs (hadîth) können wir schlussfolgern, dass die Genügsamkeit eine Quelle des sicheren Lebensunterhalts und Wohlstands ist, während die Gier eine Grube des Verlusts und des Elends gräbt.

Gier zerstört die Aufrichtigkeit

Gier ruiniert die Aufrichtigkeit und jenseitige Taten. Wenn ein frommer Mensch gierig ist, sucht er die Aufmerksamkeit der Menschen. Wer nach der Aufmerksamkeit der Menschen verlangt, kann die vollkommene Aufrichtigkeit nicht mehr erlangen. Dieser Aspekt ist sehr wichtig und besonders beachtenswert.

 

Fazit: Folgen der Verschwendung und Sparsamkeit

Verschwendung führt zur Ungenügsamkeit. Diese demotiviert, macht passiv und lässt unaufhörlich (über das Leben) klagen und plagen.[35] Sie ruiniert die Aufrichtigkeit, verleitet zur Augendienerei, beschädigt die Würde und verführt zur Bettelei.

Sparsamkeit hingegen führt zur Genügsamkeit. Entsprechend dem Ausspruch des Propheten „Würdevoll wer genügsam und elend wer gierig ist[36] verleiht die Genügsamkeit Würde. Sie motiviert, macht fleißig und erweckt Arbeitsfreude. Wer z. B. einen Tag arbeitet und einen geringen Lohn erhält, aber sich damit begnügt, wird auch am nächsten Tag arbeiten. Ein Verschwender jedoch würde nicht mehr arbeiten bzw. nur demotiviert, weil er ungenügsam ist.

Die aus der Sparsamkeit erwachsende Genügsamkeit öffnet der Dankbarkeit die Tür und verschließt zugleich die Tür der Klage, wodurch im Leben eine dauerhafte Dankbarkeit erlangt werden kann. Außerdem kann dank der Genügsamkeit eine Unabhängigkeit von Menschen erreicht werden, damit man nicht mehr ihre Aufmerksamkeit zu suchen braucht. Der Weg der Aufrichtigkeit (ikhlâs) wird geebnet wie der Weg der Augendienerei (riyâ) verschlossen wird.

Welch‘ enormen Schaden die Verschwendung und Vergeudung in großen Dimensionen anrichten können, habe ich selbst beobachtet. Hier ein Beispiel:

Vor neun Jahren (1926) besuchte ich eine gesegnete Stadt. Weil es Winter war, konnte ich ihre Ressourcen (Quellen des Reichtums) nicht sehen. Der Religionsbeauftragte (mufti) der Stadt sagte mir ein paar Mal: „Unsere Leute sind arm.“ Diese Worte rührten mich sehr. Fünf bis sechs Jahre lang empfand ich Mitleid mit ihnen. Es war Sommer, als ich nach acht Jahren wieder in jene Stadt kam. Ihre Felder beobachtend erinnerte ich mich an die Worte des inzwischen verstorbenen Muftis (Gott erbarme sich seiner).

„Großer Gott!“ sagte ich. „Die Erträge dieser Acker betragen weit mehr, als die Bedürfnisse der Stadt. Ihre Bewohner müssten eigentlich ziemlich reich sein.“ Ich war erstaunt. Ich erinnerte mich an eine Wahrheit, die mich nie täuschte und mir immer ein Wegweiser zum Erkennen von Tatsachen war: Durch Verschwendung und Vergeudung war der Segen trotz aller Ressourcen so sehr entschwunden, dass der ehemalige Mufti sagte, dass seine Leute arm sind.

Geradeso wie durch die Sozialabgabe (zakât) und die Sparsamkeit erfahrungsgemäß das Vermögen Segen findet,[37] gibt es zahlreiche Ereignisse, welche belegen, dass die Verweigerung der Sozialabgabe und die Verschwendung den Segen verschwinden lassen.

Abû Alî ibn Sînâ (Avicenna), das berühmte Genie, der Platon der islamischen Weisen, die Koryphäe der Medizin und Meister der Philosophen, interpretierte den Vers „Esst, trinkt, doch verschwendet nicht!“[38] aus medizinischer Sicht, wie folgt:

„Die Medizin in vier Zeilen erklärt ganz

Des Wortes Schönheit mir ihre Prägnanz:

Iss wenig und halte dich sodann fern

Denn Gesundheit hat die Verdauung gern

Nur Last und Bürde dem Leib -

Das Essen nach dem Essen.“[39]

Dem Körper schadet am meisten das Essen ohne eine Pause von vier oder fünf Stunden dazwischen einzulegen sowie um des reinen Genusses willen verschiedene Speisen, eine über der anderen, in den Magen zu häufen.

 

Literaturverzeichnis

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Qadâ’î, Ibn Salâma al-: Musnad asch-Schihâb. Beirût: Mu’assasat ar-Risâla, 1985.

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Tabarânî, Ibn Ahmad at-: Mu’dscham al-Kabîr. Kairo: Maktabat Ibn Taimiyya, o. J.; Al-Mu’dscham al-Awsat. Kairo: Dâr al-Haramain, 1995.

Tirmidhî, Ibn Isâ at-: Al-Dschâmi al-Kabîr. Beirût: Dâr al-Gharb al-Islâmî, 1996.

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Vahide, Şükran: Islam in der modernen Türkei: Die intellektuelle Biografie des Bediüzzaman Said Nursi,. Berlin: Lit, 2009.

Wolff, Philipp (Übers.): Sadi’s Rosengarten. Stuttgart: Scheible, 1841.

Zaim, Sabahattin: Iktisat Risalesi. In: Uluslararası Bediüzzaman Sempozyumu. Istanbul: IIKV, 1995.

Videoverzeichnis

  • ‚Ab in die Tonne - Wie wir unsere Lebensmittel verschwenden‘
  • ‚Billig will ich das Geschäft mit der Geizkultur‘
  • ‚Die geplante Obsoleszenz‘
  • ‚Die große Verschwendung - Lebensmittel im Müll‘.
  • ‚Essen im Eimer - Die große Lebensmittelverschwendung‘
  • ‚Gier auf Geld‘
  • ‚Knicker, Knauser, Pfennigfuchser - Sparsamkeit als Lebensform‘
  • ‚Obsoleszenz - Der eingebaute Tod‘
  • ‚Philosophie des Geldes‘
  • ‚Sternstunde Philosophie: Die Grenzen des Marktes - Michael Sandel‘
  • ‚Taste The Waste‘
  • ‚WISO plus: Lebensmittel im Müll‘
 

[1] Weiter heißt es: „Wahrlich, Er (Gott) liebt nicht die Verschwender.“

[2] Koran, 14:7; Briefe, S. 674.

[3] Vgl. Blitze, S. 571 f.

[4] Siehe Worte, S. 45-46. (Sechstes Wort)

[5] Karâma ist eine Wundertat, ein Gnadenwunder, welches Gott Heiligen bzw. Gottesfreunden (auliya) zuteilwerden lässt. Vom Wesen her besteht kein Unterschied zwischen den Prophetenwundern (mu’dschiza) und den Wundertaten (karâma) der Gottesfreunde, da beide übernatürliche, außergewöhnliche Ereignisse sind. Doch haben beide unterschiedliche Funktionen: Während Wunder im Allgemeinen die Prophetie eines Propheten bestätigen, sind karâma Wundertaten, die den Gottesfreunden zukommen, eine besondere Manifestation der Gnade Gottes.

[6] Ghauth bedeutet Helfer und ist ein Titel, der im Sufismus (tasawwuf) den geistigen Pol (qutb), den höchsten spirituellen Rang der Gottesfreundschaft bezeichnet, welcher nur einer Elite der ‚Heiligen‘ zugeschrieben wird. Allgemein verwendet, wird darunter der spirituelle Meister Abd al-Qâdir al-Gailânî verstanden, weil er der ‚Größte Helfer‘ (al-gauth al-a’zam) ist.

[7] Abd al-Qâdir al-Gailânî (1078-1166) gilt als einer der größten Meister des Sufismus, der islamischen Spiritualität und Mystik. Ihm kommt neben dem Titel ‚al-Gauth al-A’zam‘ auch die Ehrenbezeichnung ‚Wiederbeleber der Religion‘ (muhyî ad-dîn) zu. Er hinterließ zahlreiche Werke und hatte großen Einfluss auf spätere Entwicklungen. Der weltweitverbreitete sunnitische Qâdirîya-Orden geht auf ihn zurück. Auch auf den Verfasser dieses Werkes übte er eine große Wirkung aus und war für ihn einer seiner spirituellen Lehrmeister.

[8] Der Schüler (murîd) unterzieht sich unter der Aufsicht eines Meisters auf der spirituellen Reise (sayr as-sulûk) einer strengen Disziplin, die dazu dient, den Stolz seines Egos zu brechen und seine Seele zu läutern. Auf diesem Weg - begleitet durch Gottesgedenken (dhikr) und asketische Übungen (riyâda) - lernt der Schüler sich selbst zu beherrschen und zu immer höherer Erkenntnis zu gelangen.

[9] Kollektivüberlieferung (mutawâtir) ist der höchste Grad der Überlieferungsquantität und somit die höchste Stufe der Authentizität. Damit werden Überlieferungen bezeichnet, bei denen eine derartige hohe Anzahl von qualifizierten Tradenten eine Information unabhängig voneinander, an unterschiedlichen Orten und zu verschiedenen Zeiten  überliefern, dass theoretisch ausgeschlossen werden kann, dass sie in einer Lüge bzw. Falschaussage übereinstimmen würden bzw. könnten.

[10] Schablandschî: Nûr al-Absâr, S. 492; Nabhânî: Dschâmi Karâmât al-Auliya, 2:203.

[11] Ibn Mubârak: Az-Zuhd, 1:191; Ahmad: Musnad, 4:198 (4269).

[12] Ein Muslim spricht bei Nennung des ehrwürdigen Propheten Muhammad „Gott segne ihn und schenke ihm Frieden“ (sallallâhû alaihi wa sallam = sas). (Koran, 33:56)

[13] Qadâ’î: Musnad, 1:55 (33); Haithamî: Madschma al-Bahrain, 1:205-6 (214).

[14] Siehe Şükran Vahide: Islam in der modernen Türkei. S. 198 f.

[15] Zakât ist eine obligatorische Sozialabgabe, die die Reichen von ihrem Vermögen, das Gott ihnen beschert hat, an Bedürftige zu entrichten haben. Siehe Briefe, S. 506 f.

[16] Siehe Briefe, S. 20 (Zweiter Brief).

[17] Siehe auch Strahlen, S. 318 f., 1072 f; Blitze, S. 121 f.

[18] (انّ الضرورة تقدر بقدرها) Ein rechtsmethodologisches Prinzip, abgeleitet aus dem Koran (6:119, 16:115). Siehe Alî Haidar: Durar al-Hukkâm, 1:38 (§ 22).

[19] Siehe Koran, 2:173.

[20] Hâtam at-Tâ’î, der kurz vor der Verkündigung des Islams lebte, war ein berühmter Stammesführer und Dichter, dessen Gedichte auch erhalten sind. Er ist zu einem Symbol der Gastfreundschaft, Großzügigkeit und Freigiebigkeit in der arabischen, persischen und türkischen Literatur geworden.

[21] Vgl. Wolff: Sadi’s Rosengarten, S. 158. Siehe für eine ähnliche Begebenheit aus der Prophetenzeit: Waqî: Az-Zuhd, 1:372-3 (141).

[22] Scha’bân ist der 8. und Ramadân ist der 9. Monat des islamischen Mondkalenders.

[23] Tirmidhî: Al-Dschâmi, 3:540 (2010); Baghâwî: Scharh as-Sunna, 13:177 (3599).

[24] Siehe Ibn Abd al-Barr: Al-Istî’âb, S. 419 (1435).

[25] Über die Anzahl und die Personen gibt es verschiedene Meinungen. Es geht hierbei um gleichnamige Gefährten, die zugleich Gelehrte waren. Dazu werden z. B. auch Abdullâh ibn Mas’ûd und Abdullâh ibn Abbâs gezählt.

[26] Tirmidhî: Al-Dschâmi, 2:497-500 (1208-10).

[27] Abû Hanîfa (699-767), der zu den größten Juristen der Menschheitsgeschichte gezählt werden kann, ist der Begründer der hanafitischen Rechtsschule. Diese Schule, gemäß der ein Großteil der Muslime ihre Gottesdienste (ibâdât) praktizieren, bildete auch die Grundlage der Rechtsprechung vieler muslimischer Staaten, u. a. des Osmanischen Reiches. Sie kennzeichnet sich vor allem durch die Synthese aus religiösen Quellen und rationalen Methoden.

[28] Munâwî: Faid al-Qadîr, 4:454 (7939, Fußnote).

[29] Siehe auch Briefe, S. 501 f; Blitze, S. 239-240.

[30] „Aufgrund der Verschwendung vermehren sich Konsumenten, wohingegen die Produzenten weniger werden. Jeder schaut auf die Türen des Staates. In so einem Fall werden die Fundamente der Gesellschaft, d. h. Industrie, Handel und Landwirtschaft, erschüttert. Das Volk degeneriert, verfällt und verarmt.“ (Said Nursi)

[31] Koran, 65:3.

[32] „Eines Tages fragte man den weisen Gelehrten Bozorgmahr, den Minister (wadhîr) Nuschirwâns, des Schâhs des Gerechten von Persien: „Warum finden sich Gelehrte vor den Türen der Politiker und nicht umgekehrt, während doch Wissenschaft höher gestellt ist als die Herrschaft?“ Er gab zur Antwort: „Aufgrund des Wissens der Gelehrten und der Unwissenheit der Politiker.“ Das heißt: Weil die Politiker nicht den Wert des Wissens kennen, gehen sie nicht zu den Gelehrten, aber die Gelehrten kennen aufgrund ihrer Klugheit auch den Wert ihres Vermögens, so suchen sie die Politiker auf. Auf diese Weise umschrieb Bozorgmahr dezent und wortgewandt die Gier der Gelehrten, die aus ihrer Intelligenz hervorging und Armut sowie Unredlichkeit zur Folge hatte.“ (Hüsrev, Schüler des Said Nursi)

[33] „Ein Beleg dafür war ein Vorfall in Frankreich; Schriftsteller bekamen für ihr erfolgreiches Betteln eine Urkunde.“ (Süleyman Rüşdü, Schüler des Said Nursi)

[34] Tabarânî: Al-Mu’dscham al-Awsat, 7:84 (6922)

[35] „Wann immer man einen Verschwender antrifft, hört man ihn klagen, auch wenn er reich ist. Von einem genügsamen Menschen bekommt man aber Dankbarkeit zu hören, auch wenn er arm ist.“ (Said Nursi)

[36] Ibn al-Athîr: An-Nihâya fî Gharîb al-Hadîth, 4:114.

[37] Tabarânî: Al-Mu’dscham al-Kabîr, 10:128.

[38] Koran, 7:31.

[39] Vgl. Bursawî: Rûh al-Bayân, 3:155